Katholische Kirche:Kritische Töne von der Basis

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Bei einer Übertragung der BR-Sendung "Jetzt red i" diskutieren die Brucker mit Kirchenvertretern. Dabei wird deutlich: Die Gläubigen wünschen sich schnellere Reformen

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

"Ich bin aus der Kirche ausgetreten, den Glauben habe ich aber nicht verloren". Diese Aussage einer Frau in der Live-Übertragung der BR-Senung "Jetzt red i" am Mittwoch aus der Marthabräuhalle spiegelt wieder, in welchem Zwiespalt viele Katholiken heute stecken. "Die katholische Kirche in der Krise - ist die Austrittswelle noch stoppen" lautete das Thema der beliebten BR-Sendung, die von Tilmann Schöberl und Franziska Eder moderiert wurde.

Die TV-Sendung "Jetzt red i" war auch schon 2019 und 2016 in der Fürstenfeldbrucker Marthabräuhalle zu Gast. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Zölibat, eine antiquierte Sexualmoral, Missbrauchsvorwürfe und die vernachlässigte Einbindung von Frauen: Eine Vielzahl von Gläubigen kehre der Amtskirche den Rücken zu. Die deutschen Bischöfe sollten nun darauf reagieren. "Ärgert Sie das nicht, dass die Kirche derart in der Krise steckt?", fragte Schöberl, woraufhin Weihbischof Wolfgang Bischof anmerkte "Sogar sehr - aber wir haben verstanden und einen synodalischen Weg beschlossen". Bischof führte aber auch an, dass das Kirchenrecht und auch Rom in manchen Fragen nicht zu umgehen seien. Einige der Besucher ließen jedoch erkennen, dass sie nicht an Veränderungen glauben, schon gar nicht an schnelle. "Schnell ist zu langsam" sagte ein Diskutant, vor allem das Diakonat für Frauen müsse umgehend kommen, durch die Nichtzulassung von Frauen gingen der Kirche "viele große Talente" verloren. Genau genommen sei dies unverantwortlich.

Moderator Tilmann Schöberl. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Diese Forderung kam auch von Thomas Andonie. "Traut euch doch Mal" sagte der Vorsitzende der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Richtung Bischof. Im BDKJ seien 600 000 Jugendliche vereint und "alle wollen Taten sehen". Die Kirche müsse alles tun um wider in der Mitte der Gesellschaft anzukommen, Demut sei gefragt, statt von oben herab zu argumentieren. Eine Kirchenrätin unterstützte daraufhin die Forderung mit dem Worten "Wir erwarten das Frauendiakonat und zwar umgehend". Eine Gemeindereferentin stellte die "kirchliche Dogmatik" in Frage, da diese lediglich der Machterhaltung diene. "Warum sollen Frauen keinen Sakramente spenden dürfen", fragte sie und sprach von "mittelalterlichen" Einstellungen und einem längst überholten Amtsverständnis bei vielen Kardinälen. "Wo bitte steht in der Bibel, dass Frauen das nicht können", warf eine Besucherin ein und verurteilte, dass sich die kirchlichen Würdenträger auf Entscheidungen aus dem 16./17. Jahrhundert beriefen.

Weihbischof Wolfgang Bischof stellt sich den Fragen der Besucher. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Als Bischof darauf verwies, dass alle aktuellen Fragen in entsprechenden Gesprächsforen behandelt würden, kam der Ratschlag aus der Runde: "Macht doch mehr Druck nach oben". Man solle zügig nach praktikablen und schnell umzusetzenden Lösungen suchen. "Mutig vorangehen und nicht immer nach Rom schauen" sei angebracht, befand Adonie.

Eine Angehörige des Deutschen Katholikenrates zeigte sich überzeugt davon, dass Papst Franziskus keine Reformen voranbringe, um einen Kirchenspaltung zu verhindern. Als Moderator Schöberl wissen wollte, was man tun könne, um Veränderungen anzustoßen, schlug eine Besucherin vor: "Alle Frauen sollen aus der Kirche austreten, das wäre wohl das beste Druckmittel".

Wie Co-Moderatorin Eder einfließen ließ, wurde die Sendung auch in den sozialen Medien verfolgt und es habe zahlreiche Kommentare mit Forderungen nach Reformen in der Kirche gegeben. Ein Vorwurf lautete, die Kirche hab sich im Laufe der Jahrhunderte von der Seelsorge weg zu einem Wirtschaftsimperium entwickelt, woraufhin der Weihbischof anmerkte, dass die Kirche ein großer Arbeitgeber insbesondere im sozialen Bereich sei und auch der Erhalt von Kulturgütern zu ihren Aufgaben gehöre.

© SZ vom 29.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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