Olching:Im Slalom über den Volksfestplatz

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Der sechsjährige Kai sitzt zum ersten Mal in einem großen Kart. Bisher war er immer im gedrosselten "Bambini-Kart" unterwegs. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim ersten Kart-Training nach der Winterpause werben die Motorsportfreunde Olching um Nachwuchs. Die jungen Besucher haben eine Menge Spaß.

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Der riesige Fahrerhelm ist beinahe größer als der kleine Pilot im motorisierten Kart. Semih wird in wenigen Tagen sieben Jahre alt und wartet gerade bei laufendem Motor auf seinen Start auf dem Olchinger Volksfestplatz. Dort haben die Motorsportfreunde Olching (MSF) einen Slalomparcours mit Pylonen und vielen Kurven aufgebaut, den die Kinder beim ersten Training nach der Winterpause zu durchfahren haben. Die Motorsportfreunde sind nicht zu verwechseln mit dem Olchinger Speedwayclub MSCO. Semih sitzt wie später auch sein Zwillingsbruder Kai zum ersten Mal in einem großen Kart. Im vergangenen Jahr drehten beide im kleineren gedrosselten "Bambini-Kart" ihre Runden.

Semih fährt in der ersten Runde noch langsam durch die engen Tore. Nico Schikora, mit 19 Jahren schon ein sehr erfahrener Kartfahrer, hatte ihm vorher gezeigt, wie rasant man den Parcours passieren kann. Jetzt zeigt Nico Semih zu Fuß den Weg und beaufsichtigt ihn. In der Mitte steht Mutter Slava Hristev und schaut zu. "Die Kinder müssen nach der Winterpause erst wieder reinkommen", sagt die Mama, die mit ihren Söhnen aus Gilching kommt. Die Zwillinge sind immer sehr energiegeladen, da ist Sport eine gute Gelegenheit sich auszutoben. Etwa 200 Euro zahlt die Familie pro Jahr, damit die Kinder regelmäßig zum Karttraining kommen können. Wettkämpfe, wenn sie teilnehmen, würden extra gehen. Vom MSF wird der Kart gestellt, ebenso der Helm. Die Kinder sind aber auch noch in anderen Sportarten wie Judo oder Klettern unterwegs.

Erfahrene Kartfahrer der Motorsportfreunde: Nico und Trainer Andreas Streng (Foto: Carmen Voxbrunner)

Aus Semih und Kai könnte natürlich auch ein Michael Schuhmacher werden, der als Kind mit dem Kartfahren begonnen hatte. "Das waren aber Rennkarts, mit denen die Schuhmacher-Brüder gefahren sind", arbeitet Ludwig Schuster den Unterschied heraus. Er ist heute 70 Jahre alt und 1989 Mitbegründer der Jugendgruppe beim MSF gewesen. Seitdem wirkte er als Mechaniker mit. "Das war mein Baby im Verein", so Schuster. Rennkarts seien im Unterschied zu den Slalomkarts bis zu 150 Stundenkilometer schnell. Die MSF-Fahrzeuge zischen nur mit etwa 60 Stundenkilometern über den Asphalt. Zum ersten Trainingstag sind auch Kinder zum Schnuppertraining eingeladen. 13 von ihnen sind gekommen und laufen den Parcours erst einmal zu Fuß ab, damit sie wissen, wo sie mit den Bambini-Karts durchfahren müssen. "Sie sollen erst einmal den Sport kennenlernen und Spaß haben", so Trainer Andreas Streng. Den haben alle sechs- bis 13-jährigen Kinder. Sie können dreimal zum Probetraining kommen und sich dann zusammen mit ihren Eltern entscheiden, ob sie dem MSF beitreten wollen.

Ludwig Schuster hat schon vor einigen Jahren die Verantwortung an Andreas Streng abgegeben. Der hat die dafür notwendige Trainerausbildung absolviert. Streng ist sehr froh, dass sie den Volksfestplatz zum Training nutzen können. "Wir haben als Verein einst das asphaltierte Rondell mitbezahlt", erläutert er die Lage. Bei Veranstaltungen, wie dem Volksfest, müssten sie jedoch ausweichen. Bleiben die "Schnupper-Kinder" dabei, können sie sich dann der langjährigen Jugendgruppe anschließen, die regelmäßig zu Slalomwettbewerben fährt. Dazu gehört auch die 15-jährige Lea-Sophie Krautz, die gerade dabei ist, die Reifen bei einem Kart zu wechseln. "Ich montiere jetzt Slicks statt Regenreifen", erklärt sie. Mit neun Jahren ist sie im Kroatien-Urlaub mal Kart gefahren und dann beim MSF gelandet. Über ihren Vater hat Lea-Sophie Interesse an Autos und Fahrzeugen entwickelt. Jetzt denkt sie darüber nach, nach der Schule vielleicht eine Ausbildung zur Mechatronikerin anzufangen.

Reifenwechsel gehören auch beim Kartsport zu den Routineaufgaben der Mechaniker. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Motorsportfreunde betreiben einigen Aufwand, um den Kartsport zu ermöglichen. Sie halten die fünf Karts in Schuss, die sie den Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stellen. Elektrokarts sind ebenfalls schon auf dem Markt, aber für Motorsportvereine sehr viel teurer als die Benzinkarts. 13 000 Euro pro Kart hat nicht jeder Club, auch wenn es einen Zuschuss von 2500 Euro vom ADAC gibt. Kinder, die am nächsten Schnuppertraining teilnehmen wollen, können sich unter info@msf-olching.de anmelden. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.msf-olching.de.

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