Kabarett:Meister der Vong-Sprache

Lesezeit: 2 min

Erzählt etwas "vong die Dinosauriers": der Sprachverdreher namens "Willy Nachdenklich" in der Germeringer Stadthalle. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Willy Nachdenklich" macht Grammatik-Fehler zur Lachnummer

Von Eva Runkel, Germering

Etwa 40 Personen sitzen an den kleinen runden Bistrotischen in gemütlicher Atmosphäre bei Kerzenschein und einem Glas Wein oder Bier vor sich. Auf einer kleinen Bühne steht ein weiterer Tisch, das Bier darauf allerdings in der Flasche. Alles in allem würde die Stimmung auch zu einem entspannten "Candle-Light-Dinner" passen, bis dann ein Mann mit einem großen Hanfblatt auf dem T-Shirt und dem Spruch "Servus, ihr kleinen sexy Wühlmausrüden" die Bühne betritt. Also doch kein Candle-Light-Dinner, sondern eine Kabarettlesung. Oder eine "Live-Lese-Performance", wie es "Willy Nachdenklich", der an dem Tisch auf der Bühne Platz nimmt, beschreibt.

Am 8. November ist sein zweites Buch herausgekommen, mit dem Titel "Shakespeare oder Willy, das ist hier 1 Frage" und damit startete er auch seine Lesetour, die bis März 2019 andauern wird. Es ist eine Zusammenstellung aus 24 Kurzgeschichten mit verschiedenen Protagonisten. Einige der Figuren sind seinen Fans schon von seiner Facebook-Seite bekannt, wie zum Beispiel die AfD-Anhängerin Gisela Stöckelmeier und ihr dunkelhäutiger Freund Carlos. Mit einer Geschichte über diese beiden beginnt "Willy Nachdenklich" auch seine Lesung. Dabei gelingt es ihm schon bei den ersten Sätzen das Publikum zum Lachen zu bringen, womit einige bis zum Ende der Vorführung gar nicht mehr aufhören. Sowohl in seinem Buch, als auch bei Kommentaren auf der Bühne verwendet er die Jugendsprache, für deren Erfindung er bekannt ist. Dabei verdreht er komplizierte Wörter und baut grammatikalische Fehler in die Sätze ein. So auch zum Beispiel bei den "Fun-Facts", die er zwischen den Kapiteln einbaut und die genauso offensichtlich falsch sind wie die übergroße Nase und die buschigen Augenbrauen, die als Maskerade an seiner Brille angebracht sind. "Der Comodo Katamaran ist der letzte noch lebende Verwandte vong die Dinosauriers" lautet zum Beispiel eine der "Tatsachen", die doch sehr an "alternative Fakten" erinnern.

Comedy und pures Vergnügen sind allerdings nicht der einzige Inhalt des Abends. Eingepackt in unterhaltsame Geschichten und eine verdrehte Sprache übt "Willy Nachdenklich" auch in verschiedenen Punkten Kritik an der Gesellschaft. Allerdings thematisiert er es nicht direkt, sondern lässt es, wie nebenbei, mit einfließen. So zum Beispiel, dass man durch die "Handykultur" heutzutage keinen Blick mehr für sein Umfeld habe.

"Es eine Art von Humor, die mit dem Unlustigen spielt - man will eigentlich nicht lachen, muss aber trotzdem", so der 27-jährige Matthias Pfeiffer. Auch die "Jugendsprache" sei in Ordnung, so lange sie auf der Bühne bliebe. "Als Slang würde es nerven." Über den hohen Unterhaltungswert sind sich sowohl die 20-jährige Anna Schneider, als auch die 77-jährige Maria Karst einig. Die Sprache finden beide passend zur Show. Es sei aber beeindruckend, dass er es die ganze Zeit durchziehe. "Mittlerweile flutscht's", erklärt der 35-jährige Sebastian Z., wie "Willy Nachdenklich" abseits der Bühne heißt, im Gespräch. Die Idee für die "Jugendsprache" sei aus Langeweile während einer Grippe entstanden. Er habe die geistreichen Texte auf Facebook gesehen, die jedoch voller Fehler waren. Also veröffentlichte er selbst fehlerhafte Sprüche, als eine Art Satire.

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: