Kommentar:Wohlergehen der Kinder rückt in den Mittelpunkt

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Das Jugendamt war schon bisher dafür da, Probleme in Familien beheben zu helfen. Nun geht es neue Wege der Partizipation - und das ist richtig so.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Das Kreisjugendamt ändert seine Vorgehensweise. Bei Problemen erhalten betroffene junge Menschen nicht mehr eine lediglich von den Fachleuten als angemessen bewertete Hilfe, sondern sie dürfen selbst mitreden und Menschen ihres Vertrauens in die Gespräche einbeziehen. Das hat ein dreijähriger Modellversuch jetzt getestet und für gut befunden. Und das klingt gut und richtig. Schließlich sind es die Betroffenen, die Hilfemaßnahmen mittragen und anwenden müssen. Und ihr Mitwirken, ihr Überzeugtsein von dem, was sie da tun, ist ein zentraler Baustein für den Erfolg. Oft wissen die Familien selbst am besten, was gut für sie ist oder woran es ihnen fehlt. Sie schaffen es aber nicht, es in die Tat umzusetzen.

In Fürstenfeldbruck hat man sich für eine Neuausrichtung entschieden, die auf Augenhöhe setzt zwischen jenen, die die Maßnahmen vermitteln, und denen, die Hilfe benötigen. Das ist auch im Sinne des Teilhabegedankens richtig. Es bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass Betroffene nicht einfach passiv Hilfe über sich ergehen lassen, sondern aktiv mitwirken müssen. Das kann auch anstrengend sein. Doch es ist wichtig, damit Hilfe auch zum Erfolg führt. Ansonsten ist sie obsolet.

Jugendämter in Deutschland sorgen per Gesetz dafür, dass jungen Menschen und ihren Familien Hilfe zuteil wird, wenn sie in besonderen Lebenslagen überfordert sind oder vom Weg abkommen. Es gibt eine Vielzahl von Angeboten für alle Altersgruppen. Und dennoch haben viele Menschen Berührungsängste mit dem Jugendamt, fühlen sich stigmatisiert oder als elterliche Versager, wenn sie die Behörde bemühen müssen.

Die Existenz der Jugendämter ist wichtig. Doch eigentlich ist es bedenklich, dass es sie überhaupt geben muss. Dass derart viel Reparaturbedarf im Leben junger Menschen besteht. Die Gesellschaft sollte darüber nachdenken, warum bereits Kinder und Jugendliche Hilfe benötigen für Dinge, die doch eigentlich selbstverständlich erscheinen. Vielleicht liegt es daran, dass die Interessen der jungen Menschen viel zu oft aus dem Blick geraten.

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