Musizieren für den Klimaschutz:87-Jähriger veröffentlicht Energiewende-Lied auf Spotify

Lesezeit: 3 min

Der Unterschweinbacher Josef Seemüller ist Musiker und Tüftler. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Josef Seemüller aus Unterschweinbach setzt sich seit 1972 für den Klimaschutz ein. Nun hofft er auf die Kraft der Musik und Emotionen.

Von Gerhard Eisenkolb, Egenhofen

Josef Seemüller ist 87 Jahre alt. Aber der Unterschweinbacher ist umtriebiger, vielseitiger und wissbegieriger als viele Jüngere. Das hat mit seiner Mission zu tun. Seit 1972 treibt ihn die Umsetzung der Energiewende um. Ihn ärgert, dass es wider besseren Wissens nicht gelingt, den Klimakollaps zu verhindern. Es fehle am Verantwortungsbewusstsein und an Unterstützung, nicht an den technischen Mitteln. Man wisse, was zu tun wäre, sei aber nicht konsequent genug, sagt er.

Seemüller kennt man in Bayern als "Müllpapst"

Die Müllverbrennung ist für ihn einer der Klimakiller. Diese Einsicht führte dazu, dass Seemüller sich vor 30 Jahren als "Müllpapst" bayernweit einen Namen machte. Der Landkreis hatte damals auch wegen seines Engagements im Vorstand der Initiative "Das bessere Müllkonzept", dem er noch immer angehört, in der Müllvermeidung einen Spitzenplatz in Bayern. Inzwischen herrsche wieder nur noch Mittelmaß. Sein neuestes Projekt hat mit dieser Mission zu tun. Aus Verantwortungsbewusstsein kam er, wie er sagt, auf die Idee, für den Klimawandel zu musizieren, und so zum Umdenken anzuregen.

Er hat dazugelernt und weiß, dass Menschen nicht nur mit Argumenten, sondern auch mit Emotionen zu gewinnen sind. Deshalb spielt und singt er nun für den Klimaschutz und Frieden. Er komponierte ein Lied und stellte es auf das Musikportal "Spotify". Dort ist es unter Josef Seemüller abrufbar.

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Wie es sich für einen Autodidakten wie ihn gehört, schrieb er auch den Text und arrangierte das Stück mit vier Klarinetten, einer Gitarre und drei Gesangsstimmen. Weil er früher mal Berufsmusiker war, in einer Big Band spielte und ein Tonstudio hat, war für ihn die Umsetzung kein Problem. Er spielte den Song in wechselnden Rollen auf acht Tonspuren als Klarinettist, Gitarrist und Sänger ein. Andere mag das überraschen. Er findet so etwas selbstverständlich und ergänzt selbstbewusst: "Ich weiß, was ich will, und ich weiß, was ich kann".

Viermal hat er den Beruf gewechselt

So muss es wohl schon immer gewesen sein, sonst hätte der 87-Jährige nicht so viel erreicht. Viermal wechselte er den Beruf . Aus dem Landwirt, dessen Hof sich zur Ernährung der Familie als zu klein erwies, wurde zuerst der Musiker, der sein Hobby zum Broterwerb machte. Darauf folgte der Tontechniker mit eigenem Studio, der unter anderem beim Oktoberfest Bierzelte beschallte und für Veranstaltungen die technische Ausstattung auslieh und bediente. Die damals noch sündhaft teuren Anlagen und Lautsprecher baute er selbst. Das erforderliche Fachwissen in Elektrotechnik brachte er sich anhand von Fachbüchern bei. So, wie er sich schon als Zwölfjähriger das Klarinettenspielen beibrachte und später eine Hawaii-Gitarre baute.

Der letzte Jobwechsel war der vom Tontechniker zum Maschinenbauer mit eigenen Patenten und der Gründung einer Firma zum Bau landwirtschaftlicher Trocknungsanlagen für Körner. Da solche Maschinen Energieschleudern sind, fand der Tüftler bei der Arbeit zur Optimierung sein Lebensthema: das Energiesparen und die Müllvermeidung. Die Firma leitet inzwischen eine seiner Töchter, aber der Senior arbeitet noch mit.

Josef Seemüller in seinem vor 20 Jahren selbst umgebauten E-Auto. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Sein Elektroautochen mit zwei Sitzen ist ebenso ein Produkt der Marke Eigenbau wie das von ihm und seiner Frau bewohnte Niedrigenergiehaus. Hier ist sein ganzer Stolz die selbst konstruierte Heizung. In dem Kleinwagen ersetzte er den Diesel- durch einen Elektromotor. Der kann wegen der geringen Höchstgeschwindigkeit von 45 Stundenkilometern und des geringen Gewichts von normalen Autobatterien angetrieben werden, die ohne das teure Lithium auskommen. Ist man dazu bereit, wie Seemüller Abstriche zu machen, geht es einfach, billig und trotzdem energieeffizient.

Sein Song "Lasst uns leben in Frieden mit Gott und Natur" klingt wie eine Mischung aus einem Volks- und Kirchenlied. Melodie und Text sollten wie ein Ohrwurm eingängig sein, damit sie jeder nachsingen kann. Musik ist nun mal Geschmacksache. Seemüller hätte auch rocken oder wie ein Glenn Miller swingen können, aber er entschied sich für die "Heimaterde" wie er sagt, also für den Sound seiner Kindheit. Das tat er in der Hoffnung, ein solches Lied präge sich besser ein.

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