Jahresrückblick 2021:In den Köpfen angekommen

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Immer mehr Menschen wollen es nicht hinnehmen, wenn Bäume gefällt, Hecken plattgewalzt und Biotope vernichtet werden. Auch die Kommunalpolitik hat die Brisanz von Artenschwund und Klimawandel erkannt

Von Ingrid Hügenell

Zerstörte Hecken, ein Kranlager, das einen Lebensraum bedroht, Hochwasserschutz - auch im Landkreis Fürstenfeldbruck schauen viele Menschen bei Naturzerstörung genauer hin als früher. Neben der Corona-Pandemie haben wenige Themen die Menschen im Jahr 2021 mehr bewegt als der Zustand der Umwelt. Immer wieder haben sie auf Missstände aufmerksam gemacht.

Und auch die Verantwortlichen in Städten und Gemeinden wissen inzwischen um die Notwendigkeit, etwas gegen das Artensterben, das auch im Landkreis sichtbar wird, und die Erderwärmung zu unternehmen. Die Grünen erreichen bei der Bundestagswahl im September fast fünf Prozentpunkte mehr als vier Jahre zuvor.

Gleich im Januar gibt es große Empörung bei vielen Bürgern, als im Germeringer Stadtteil Harthaus ein Bauer aus Aubing auf etwa 600 Metern eine Hecke aus wertvollen Wildgehölzen niederwalzt. Sie lag an einem beliebten Spazierweg und hatte über Jahre Vögeln als Brutplatz und Nahrungsquelle und vielen anderen Tieren als Unterschlupf gedient. Im März macht ein Ortstermin deutlich, dass ein solcher Eingriff nicht einfach hingenommen wird.

Das zeigen auch Meldungen von Lesern, die weitere Eingriffe in Hecken sowie Baumfällungen in Olching und Eichenau beklagen. Klar wird aber auch, dass die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt derzeit zu schwach besetzt ist, um zeitnah reagieren zu können.

Aufregung löst auch der Plan einer Firma aus, in Mammendorf einen kleinen Wald zu roden um eine Lagerfläche für Kräne zu erhalten. Das ruft im Juli den Bund Naturschutz auf den Plan. Da die Pläne auch zum Wahlkampfthema werden, beschäftigen sich nun die Landtagsabgeordneten Hans Friedl (FW) und Christian Hierneis (Grüne) damit. Es wird nach einer einvernehmlichen Lösung gesucht, entschieden ist noch nichts. In Fürstenfeldbruck scheint eine Lösung gefunden, wie vorerst Kies abgebaut werden kann, ohne dass Teile des Rothschwaiger Forstes abgeholzt werden müssen.

In allen größeren Kommunen im Landkreis gibt es mittlerweile "Fridays for Future"- oder ähnliche Klimabündnisse. In Fürstenfeldbruck findet am 24. September eine Demonstration mit 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch aus Olching, Puchheim und Gröbenzell statt. Die Germeringer Klima-Aktivisten fahren nach München und beteiligen sich dort am internationalen Klimastreik. In der Großen Kreisstadt hält sogar freitags von 15 bis 16 Uhr eine Gruppe von "Omas for Future" eine Klimawache ab.

Im Germeringer Stadtwald haben Anfang November junge Klimaaktivisten 500 Laubbäumchen gepflanzt, auf Initiative und unter Anleitung des Försters Walter Pabst von Ohain. Mit-Organisator ist Bruno Butz, Student aus München. Für ihn ist Bäumepflanzen "das Coolste, was man für den Klimaschutz machen kann".

Die Kommunen und auch der Landkreis selbst pflanzen nicht in erster Linie Bäume. Der Landkreis hat jedoch im Juli eine regionale Klima- und Energieagentur auf den Weg gebracht, gemeinsam mit den Nachbarlandkreisen Starnberg und Landsberg am Lech. Sie soll professionell Kommunen, Unternehmer und Verbraucher in Sachen Energiewende und Klimafragen beraten. Das hat im Landkreis 20 Jahre lang und mit großem Erfolg der Energiewendeverein Ziel 21 getan. Er soll mit einer einjährigen Übergangsfrist in die neue Klimaagentur überführt werden.

Nicht zuletzt das katastrophale Hochwasser im Ahrtal im Juli zeigt deutlich die Dringlichkeit des Hochwasserschutzes. Starkregenereignisse gibt es auch im Landkreis. Im Juni 2013 war er von einem verheerenden Hochwasser betroffen. Nun wollen sich die Gemeinden Alling, Eichenau, Gröbenzell sowie die Städte Olching und Puchheim zu einem Zweckverband für Hochwasserschutz zusammenschließen. Die Kooperation ist wichtig, denn die Kommunen an Ascher- Gröben- und Starzelbach wollen die ungleich verteilten Lasten gemeinsam schultern. Im Oktober haben Ingenieure das Gesamtkonzept vorgestellt.

Zehn Kommunen und auch der Landkreis haben inzwischeneigene Umwelt- oder Klimaschutzbeauftragte oder -manager, die Umweltschutzziele ausarbeiten und umsetzen sollen. So sollen Alling, Eichenau, Fürstenfeldbruck, Germering, Gröbenzell, Maisach, die Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf, Moorenweis, Olching und Pucheim besser gegen Hitzewellen, Dürren und Hochwasser gewappnet werden.

© SZ vom 28.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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