Interview:"Verständlicher für Zuhörer"

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Die Tutzingerin Luisa Wöllisch ist Schauspielerin und kommt nun für ihre zweite Lesung nach Germering. (Foto: Privat)

Luisa Wöllisch präsentiert Texte in einfacher Sprache

Interview von Zoe Englmaier, Germering

Luisa Wöllisch, 22, Schauspielerin der Freien Bühne München, lädt zu einer ungewöhnlichen Lesung ein - in "leichter Sprache". Ziel ist es, verschachtelte Satzkonstruktionen und Fremdworte zu vermeiden. Einige Verlage haben es sich zur Aufgabe gemacht, auch literarische Werke verständlicher zu "übersetzen".

SZ: Warum lesen Sie Menschen in "leichter Sprache" vor?

Luisa Wöllisch: Mich hat das sehr interessiert, in verschiedenen Schreibarten vorzulesen, da es viele Texte gibt, die sehr kompliziert geschrieben sind. In einfacher Sprache finde ich das dann schöner.

Was ist "leichte Sprache" ?

Man liest zwar dieselbe Geschichte, jedoch werden bestimmte Wörter, die nicht jeder kennt, vorher erklärt oder durch leichtere ersetzt. Die Fachausdrücke, die im Buch vorkommen, kann man am Buchanfang nachschlagen. Die Wörter sind dann auch im Text, zum Beispiel durch Striche, gekennzeichnet. Am Sonntag werde ich keine Wörter während der Lesung erklären, aber die Zuhörer können mir am Ende Fragen stellen.

Schreiben Sie die Texte selbst um?

Nein, aber ich würde das gern bei einem Thema machen, das mich interessiert, wie zum Beispiel dem Zweiten Weltkrieg.

Worauf muss denn beim Umschreiben geachtet werden?

Meiner Meinung nach sollte man die Frage im Hinterkopf behalten, wie man dem Leser den Text möglichst klar vermittelt. Zum Beispiel, wenn man eine Geschichte liest, hat man sie ja klar im Kopf. Genauso verständlich muss sie dann auch beim Lesen sein. Das geht am besten mit einfachen Wörtern.

Welche Werke lesen Sie am liebsten? Eher literarische Klassiker oder moderne Science-Fiction-Romane?

Die Veranstaltung für mich besonders, weil ich aus Anne Franks Tagebüchern lesen werde. Aber es können auch andere Werke gelesen werden, wie zum Beispiel Harry Potter.

Haben Sie schon öfter vor gelesen?

Ja, ich hatte schon einmal eine Lesung mit Robert Hültner aus seinem Buch "Am Ende des Tages". Wir haben uns abgewechselt. Mein Buch war in einfacher Sprache geschrieben, und er hat aus seinem teilweise die selben Textstellen vorgelesen.

Welche Werke eignen sich für so eine Lesung und welche eher nicht?

Es gibt Werke, die man einfacher vorlesen kann. Beispielsweise interessiert mich wie schon gesagt Anne Frank. Ich selbst kann dann besser vorlesen, und das ist für die Zuhörer verständlicher. Ich weiß nicht, ob sich manche Werke gar nicht eignen.

Werden bestimmte Altersgruppen angesprochen?

Es sind junge wie ältere Menschen eingeladen. Auch bei meiner ersten Lesung war das Publikum altersmäßig gemischt.

Wer hat Probleme mit dem Verständnis und dem Lesen komplizierter Texte?

Ich würde es besonders Menschen, die nicht gut lesen können und ein schlechteres Textverständnis haben, empfehlen. Zum Beispiel Menschen mit Down-Syndrom oder Legasthenikern.

Was könnte oder müsste die Gesellschaft tun, um diesen Menschen den Zugang zu erleichtern?

Ich finde es wichtig, dass den Menschen, die Probleme mit dem Verständnis schwieriger Texte haben, geholfen wird. Zum Beispiel könnten sie in Kurse gehen und lernen, wie man Texte umwandeln und lesen kann.

"Lesung in leichter Sprache" mit der Schauspielerin Luisa Wöllisch am Sonntag, 21. Oktober, in der Stadtbibliothek Germering. Beginn ist um 15 Uhr, der Eintritt frei

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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