Interview:"Ein Denkmal muss genutzt werden"

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Kreisbaudirektorin Reinlinde Leitz über die besondere Bedeutung geschützter Bauwerke für den Landkreis und über die Schwierigkeit, die Interessen der Besitzer zu berücksichtigen

Interview von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Denkmalschutz bedeutet weit mehr als nur den Erhalt historischer Kirchen. Zahlreiche Gebäude, bei denen man es auf den ersten Blick nicht erwarten würde, stehen auf der Liste geschützter Architektur, viele von ihnen werden noch genutzt oder sind bewohnt. Beim Tag des offenen Denkmals, der an diesem Sonntag stattfindet, haben Interessierte die Möglichkeit, zu erkunden wie vielfältig die Denkmallandschaft im Landkreis ist. Im Interview spricht Kreisbaudirektorin Reinhilde Leitz über die Voraussetzungen, Förderung und Konflikte.

SZ: Frau Leitz, was zählt denn eigentlich als Denkmal?

Reinlinde Leitz: Eine ganze Menge. Zuerst einmal natürlich die Kirchen. Aber dann haben wir im Landkreis vor allem auch viele Bauernhäuser. Die jüngsten sind aus den Zwanzigerjahren, aber wir haben hier auch mehrere barocke Bauernhäuser, die auch wieder hergerichtet wurden. Dazu kommen eine ganze Reihe von Künstlervillen, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts entlang der Amper gebaut wurden. Zu den Denkmälern zählt beispielsweise aber auch ein alter Taubenkogel. Dann stehen natürlich noch Wegkreuze, Kapellen und vor allem auch alte Schulhäuser unter Schutz.

Wie wird denn entschieden, welche Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden?

Es gibt da schon bestimmte Merkmale. So muss beispielsweise noch etwas von der historischen Ausstattung erhalten sein. Was natürlich auch eine Rolle spielt ist, ist das Alter. Bis vor 15 Jahren war der Zweite Weltkrieg die Grenze. Inzwischen aber ist es so, dass schon Gebäude aus den Fünfzigerjahren unter Schutz stehen. Aktuell wird darüber diskutiert, wie es denn um die Gebäude aus den Siebzigern steht. Vielleicht wird also sogar irgendwann das Landratsamt unter Denkmalschutz gestellt. Aber ganz ernsthaft, es gibt bestimmte Bauten aus den Siebzigern, die typisch sind und architektonisch gute Lösungen darstellen, die werden sicher irgendwann eingetragen werden.

Was bedeutet es für den Besitzer, wenn er ein denkmalgeschütztes Gebäude besitzt?

Das wichtigste ist natürlich, dass das Denkmal erhalten werden muss. Ziel ist es, dass es dann auch genutzt wird. Denn ein leer stehendes Baudenkmal nutzt niemandem was. Deshalb schauen wir auch, dass beispielsweise die Bauernhäuser so umgebaut werden können, dass man sie bewohnen kann, da gibt es einen großen Spielraum. Es muss natürlich auch möglich sein, dass die Besitzer die Gebäude auf den heutigen Stand von Sanitär und Heizung bringen können.

Wird der Besitzer dabei auch gefördert oder muss er die Kosten komplett allein tragen?

Zum einen gibt eine mögliche Förderung vom Landesamt für Denkmalschutz, also vom Staat. Dazu gibt es Unterstützung durch die Landesstiftung und den Bezirk. Vor allem aber, und das muss ich mal klar sagen, fördert der Landkreis seine Baudenkmäler in einem ganz schönen Maße. Meiner Meinung nach ist der Landkreis da wirklich sehr vorbildlich. Gerade Privatpersonen können bis zu 30 000 Euro Zuschuss bekommen, je nachdem welche Maßnahmen gemacht werden.

Warum engagiert sich der Landkreis da so besonders?

Weil es ihm ein Anliegen ist, seine Kulturlandschaft zu erhalten. Deswegen will er die Leute, die dabei helfen, angemessen unterstützen.

Wie kommt so ein Gebäude auf die Denkmalschutzliste?

Eingetragen werden sie vom Landesamt für Denkmalpflege, da gibt es einen eigenen Referenten. Vorschläge machen kann natürlich jeder. Oft ist es so, dass die Kreisheimatpfleger ein Gebäude im Auge haben, manchmal stoßen wir im Baureferat auf ein altes Gebäude, das in Frage kommen könnte. Aber es kommt auch vor, dass wir Hinweise von Privatpersonen bekommen. Dann gibt es einen Ortstermin mit allen Verantwortlichen und danach wird entschieden.

Was passiert, wenn ein Besitzer überhaupt nicht möchte, dass sein Gebäude auf die Liste kommt?

Es ist eine Eintragung, die auf objektiven Kriterien beruht. Natürlich gibt es eine Beteiligung der Gemeinde und des Besitzers. Aber letzten Endes kann der Eigentümer es nicht verhindern.

Klingt nach großem Konfliktpotenzial.

Es gibt immer wieder Diskussionen, gerade wenn die Besitzer nicht vermutet haben, das ihr Gebäude in Frage kommt. Aber letztlich kommen wir eigentlich immer zu einem gutem Ende.

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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