Hochwasserschutz:Die nächste Flut kommt bestimmt

Gröbenzell stattet die Feuerwehr mit einem mobilen Schutzsystem für das Gröbenbachufer aus

Von Gerhard Eisenkolb

gröbenzell, hochwasser

Der Gröbenbach als reißender Fluss beim Juni-Hochwasser im Bereich der Gröbenbachschule.

(Foto: oh/FFW Gröbenzell)

Die Gröbenzeller werden damit leben müssen, dass vor allem im Nordwesten große Teile des bebauten Gemeindegebietes nach starken Regenfällen vom Hochwasser des Gröbenbaches großflächig überflutet werden können. 50- oder 100-jährigen Hochwasserereignissen ist die Gemeinde laut Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU) hilflos ausgeliefert. Dafür hat der Gemeinderat am Dienstagabend bei einer Sitzung im Feuerwehrhaus zumindest für Katastrophen wie beim Junihochwasser Vorsorge getroffen. Der Umwelt- und Planungsausschuss beschloss einstimmig, die Feuerwehr mit einem mobilen Schutzsystem einer Schweizer Firma auszustatten.

Nach den Berechnungen eines Gutachters soll das aus zwei miteinander verbundenen, 50 Zentimeter hohen Schläuchen bestehende Unwetterschutzsystem künftig verhindern, dass der Gröbenbach über die Ufer tritt. In einem ersten Schritt werden die etwa 70 000 bis 100 000 Euro teueren sogenannten Beaver-Elemente für die Uferbereiche beschafft, an denen die Gröbenzeller Feuerwehr im Juni im Wettlauf mit der steigenden Flut Sandsackwälle errichtet hatte. Nur durch den beherzten Einsatz der Wehr war es gelungen, die Gröbenzeller vor größeren Schäden zu bewahren.

Umstritten blieb bei der Diskussion im Umwelt- und Planungsausschuss, ob die von der Verwaltung vorgeschlagene Länge von 200 Metern des Schlauchsystem wirklich einen ausreichenden Schutz gewährt. Es wurde angeregt, mehr Elemente zu beschaffen, weshalb nun noch einmal der Bedarf geprüft wird. Bei einem zehn- bis zwanzigjährigen Hochwasser wie im Juni, reicht nach den Berechnungen eines Gutachters im am meisten gefährdeten Bereich des Gröbenbaches bei der Gröbenbachschule ein Schutzwall mit einer Höhe von maximal 31 Zentimetern aus, um die Fluten zu bändigen. Das Schlauchsystem wird auch benötigt, um Häuser zu schützen, die am Klosterweg stehen. Ein Wall bis zu 50 Zentimetern Höhe gilt für ein 40-bis 50-jähriges Hochwasser als ausreichend. Allerdings gelten für diese Berechnungen auch Unsicherheitsfaktoren. So wurde nur die Wasserführung des Baches berücksichtigt. Wie sich der rapide Anstieg des Grundwassers auf das Hochwassergeschehen auswirkt, ist offen. Da sowohl für den Gröbenbach als auch für den Starzelbach Pegelmessungen fehlen, ist selbst die Zuordnung zu zehn-, zwanzig- oder dreißigjährigen Hochwassern wegen fehlender Vergleichsmöglichkeiten schwierig. Allerdings sind Eichenau, Olching und Gröbenzell bestrebt, zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt Messpegel einzurichten, um besser für künftige Hochwasserereignisse gewappnet zu sein. Dazu gehören auch großflächige Erhebungen der Grundwasserstände und deren Veränderungen.

Schutzvorkehrungen vor 50- bis 100-jährigen Fluten lehnt die Gemeinde Gröbenzell ab. Diese wären nur mit gewaltigen Dämmen und Schutzmauern am Gröbenbach zu erreichen. Favorisiert wird dagegen ein naturbelassenes Gewässer in der jetzigen Form. Vorkehrungen gegen Hochwasser zu treffen, gehört zu den Gemeindeaufgaben, nicht zur originären Zuständigkeit von Feuerwehren. Feuerwehrkommandant Claudius Weirauch zeigte sich von der Aussicht angetan, künftig über eine bessere Ausrüstung zu verfügen und nicht mehr in hektischer Handarbeit Sandsäcke befüllen zu müssen, für deren Entsorgung hohe Kosten anfallen. Ein Schlauchdamm kann von wenigen Helfern in eineinhalb Stunden aufgebaut werden. Bis der Gröbenbach nach einem Starkregen so viel Wasser führt, dass er über die Ufer tritt, dauert es laut dem Gutachter zehn bis zwölf Stunden.

In der Sitzung klang kritisch an, dass die Überflutungen auch eine Folge der enormen Flächenversiegelung sind. Da die Gartengrundstücke immer dichter bebaut werden, fehlen Versickerungsflächen für Regenwasser. Eine gute Nachricht hatte der Gutachter für den Süden Gröbenzells: Hier ist die Hochwassergefahr am geringsten.

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