Freisprechungsfeier:Gefragte Fachkräfte

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35 Gesellinnen und Gesellen werden in diesem Jahr vom Kreishandwerksmeister entlassen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

35 junge Gesellinnen und Gesellen werden von der Kreishandwerkerschaft in die Berufswelt entlassen. Das sind wesentlich weniger, als in den vergangenen Jahren.

Von Quirin Knospe, Fürstenfeldbruck

"Kraft meines Amtes spreche ich euch frei." Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer ist voller Lob, als er 35 junge Gesellinnen und Gesellen bei der Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft in die Berufswelt entlassen darf. Die neue Generation Fachkräfte sei gefragter denn je. Das zeige sich auch an der Zahl der diesjährigen Absolventen, sagt Höfelsauer. "Meistens sind es um die 70 Gesellen. Es bestätigt sich, dass die Zahl der Auszubildenden im Handwerk rückläufig ist. Das ist sehr schade." Denn als deutscher Handwerker sei man auf der ganzen Welt gefragt.

An diesem Abend versammeln sich etwa 150 Menschen, neben den Gesellen Familien und Freunde, in der abgedunkelten Aula des Graf-Rasso-Gymnasiums. Die meisten tragen Alltagskleidung und Abendgarderobe, vereinzelt sind auch Gesellen sowie Meister in Tracht zu sehen. Unter den Gästen sind neben den Meistern der Lehrbetriebe und dem Innungsmeister auch politische Amtsträger. Für die musikalische Begleitung sorgt traditionell die Coverband "Handgemacht". Nachdem die politischen Gäste und die Berufsschulleiterin Andrea Reuß klassische Abschlussreden unter Verwendung verschiedenster Metaphern, von Raumschiff bis Werkzeugkasten, gehalten haben, kann nach fast zwei Stunden die Verteilung der Gesellenbriefe durch die Obermeister der Innungen stattfinden. "Sie werden dringend gebraucht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre erworbene Freiheit verantwortungsvoll nutzen", spricht Andrea Reuß den Junghandwerkern zu.

Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer bedauert, dass die Zahl der Auszubildenden im Handwerk aktuell rückläufig ist. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Einer, der sich nun über seinen Gesellenbrief freuen kann, ist Sebastian Vogel, 22. Der Gröbenzeller hat seine Schreiner-Lehre in Fürstenfeldbruck absolviert. Er könne sich nicht vorstellen, direkt selbstständiger Schreiner zu werden: "Ich möchte in der nächsten Zeit mehr Erfahrungen sammeln. Mich hat Architektur schon immer gereizt. Vielleicht studiere ich auch noch." Dafür sei seine Ausbildung eine gute Grundlage, erklärt Vogel. Sorgen, keinen Arbeitsplatz zu finden, hat der Junggeselle nicht. In Deutschland gebe es durch den starken Fachkräftemangel eher einen Überfluss an handwerklichen Stellenangeboten.

Emely Gregor, 19, ist eine der 16 Friseurinnen und Friseuren, die vergangenen Dienstag ihre Ausbildung endgültig abgeschlossen haben. Die Bruckerin habe ihre Lehrzeit größtenteils positiv in Erinnerung behalten, lediglich die Einschränkungen während der Corona-Pandemie waren herausfordernd: "Wir hatten ganze vier Monate zu. Zu dieser Zeit konnten wir ja nicht arbeiten. Das war hart. Im Großen und Ganzen war die Ausbildung aber gut. Ich hatte einen sehr netten und guten Betrieb", sagt Gregor, "jetzt möchte ich erst einmal Arbeitserfahrungen sammeln." Eine Meisterausbildung könne sie sich momentan noch nicht vorstellen.

"Es war eine schöne, aber auch anstrengende Lehre", resümiert Michael Sgoff, 19, seine Ausbildungszeit. Er ist einer der drei neu ausgebildeten Metzger im Landkreis. Dass so wenige dieses Handwerk lernen wollen, verwundert Sgoff nicht wirklich: "Es ist eine körperlich anstrengende und schwere Arbeit, das ist halt nicht für jeden etwas." Außerdem sei der Beruf zu schlecht bezahlt für die Arbeit, die ein Metzger täglich leisten müsse. Dazu fehle die gesellschaftliche Wertschätzung des Berufs, er habe das Gefühl "der Beruf wird danach bezahlt, wie leicht man meint, ihn ersetzen zu können". Wie es für ihn als ausgebildeter Geselle weitergeht, sei noch unklar, "weil es in der Umgebung nichts gibt, also keine Betriebe, die einen Metzger suchen", so der Mammendorfer.

Eine ganz andere Laufbahn will der Puchheimer Michael Manhart nach seiner Lehre einschlagen: "Ich arbeite jetzt erst ein halbes Jahr als Schreiner und dann mache ich eine Umschulung bei der Berufsfeuerwehr. Ich möchte mehr für die Menschen machen." Der 19-jährige Schreinergeselle möchte seit langer Zeit zur Berufsfeuerwehr, allerdings benötigt man für die Umschulung eine abgeschlossene Berufsausbildung. Da ihm der Beruf des Schreiners schon seit seiner Kindheit gefalle, fiel die Entscheidung für die handwerkliche Lehre relativ schnell, erzählt der Puchheimer.

Der Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer zeichnete die vier Innungsbesten im Landkreis aus. Diese sind Maximilian Glaser (Maurer), Talina Bührmann (Friseurin), Xaver Huber (Metzger) und Olaf Günther (Schreiner). Aus dem Bäckerhandwerk ist in diesem Jahrgang kein Geselle dabei. Nach den Innungssiegern verlieh Höfelsauer den Anton-Hoch-Preis. Seit 1989 wird der Preis, in Erinnerung an den ehemaligen Kreishandwerksmeister Anton Hoch, mit einer Urkunde verliehen. Diese bekommen alle Gesellen, die im Landkreis leben oder arbeiten und ihre Ausbildung maximal mit einem Zweier- oder 1,5-Schnitt abgeschlossen haben. Je nach Abschlussnote erhalten sie zusätzlich einen Geldpreis in Höhe von 100 beziehungsweise 200 Euro.

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