Moorenweis:Protest der Landwirte

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Mit den Zusatzstoffen für eine fachgerechte Grünlanddüngung (von links): Johann Schamberger, Michael Salic, Johann Zacherl, Michael Drexler, Tobias Franzen, Julia Pimiskern und Korbinian Diethelm. (Foto: Günther Reger)

Gegen eine von 2025 an geltende Verpflichtung zur bodennahen Ausbringung der Gülle auf Wiesen regt sich auch im Landkreis Widerstand.

Von Manfred Amann, Moorenweis

Mit dem Ziel, den Ausstoß klimaschädlichen Ammoniaks zu minimieren, sind vom 1. Februar 2025 an auch Landwirte mit Tierhaltung verpflichtet, Gülle bodennah und streifenförmig auf ihren Wiesen zu verteilen. Dass künftig diese Ausbringtechnik zur Verpflichtung werden soll, treibt Bauern, die ihre Tiere mit Gras und Heu füttern, auf die Barrikaden. Sie fordern, weiterhin auch die Breitstreuung von Gülle nutzen zu können und dass auch andere Verfahren zur Emissionsminderung zugelassen werden, die zum Beispiel schon vor dem Ausbringen dafür sorgen, dass Ammoniak erst gar nicht oder zumindest nur in geringem Umfang entsteht.

Streifenweise ausgebrachte Gülle verrotte schwerer und könne das Futter belasten

Auf einer Informationsveranstaltung, zu der Johann Schamberger und Johann Zacherl nach Moorenweis eingeladen hatten, wurde schnell klar, dass das Treffen auch als Protest verstanden werden sollte. Mit Fotos und Filmsequenzen, die auch mit einer Drohne aufgenommen wurden, sollen über soziale Medien Gleichgesinnte informiert werden, die sich vor allem im Allgäu gegen die Verordnung formiert haben. Auf einer riesigen "Güllewurstmaschine", die so genannt wird, weil nach dem Ausbringen auf den Wiesen Reihen von Gülle zurückbleiben, die einer Wurst ähneln, war auf einem Schild zu lesen: "LfL (Landesanstalt für Landwirtschaft) und Kaniber (Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber) machen Kühe krank".

An der Gülle scheiden sich die Geister. Die einen halten sie, richtig dosiert, für einen wertvollen Dünger, die anderen verteufeln sie als Vernichter der Artenvielfalt. (Foto: imago classic)

Zudem hatten Landwirte und Auszubildende zu Demonstrations- und Vergleichszwecken herkömmliche Güllefässer mit Breitstreutechnik aufgefahren, die auf Plakaten mit Sprüchen wie "Lebensmittelsicherheit durch Breitverteiler" oder "Emissionsminderung durch natürliche Güllezusätze" auf die Verärgerung aufmerksam machen sollten. Als Hauptgrund für die Ablehnung der "Würstltechnik" führte Schamberger aus, dass die Ablagerung von Gülle in Streifen zur Folge hat, dass während der Zeit des Wachstums der Gräser nicht alle Güllebestandteile gänzlich verrotten können und das Futter daher mit ungesunden Rückständen belastet wird. "Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Futterqualität und damit auf die Milch- und Fleischqualität, sondern kann auch Krankheiten auslösen.

Die Technik ist teuer und schwer

Und außerdem ist die Technik so teuer, dass sie zumindest für Kleinbauern nicht erschwinglich ist", erklärte Schamberger, der einen Hof mit 25 Hektar Grünland für Mutterkuhhaltung und 75 Hektar Ackerland bewirtschaftet. Zacherl ergänzte, dass die monströsen Güllefässer samt Ausbringtechnik nicht nur viel Geld kosteten, sondern für deren Einsatz entsprechend zugkräftige Schlepper erforderlich seien. "Der Traktor hier wiegt sieben Tonnen und der volle Anhänger gefüllt weitere 23, da kommen als etwa 30 Tonnen Gewicht zusammen", erklärte dazu Schamberger. Unter diesem Gewicht werde der Boden je nach Beschaffenheit so stark verdichtet, "dass da bald kein Gras mehr wächst".

Die Landwirtschaftspolitik sei nur für die Großen da, auf die kleinbäuerlichen Betriebe werde keine Rücksicht genommen, befand ein Besucher. Ein anderer äußerte die Vermutung, dass die LfL zu wenig auf die Erfahrungen der Landwirte setze und vom grünen Tisch aus Entscheidungen treffe, die nicht immer sinnvoll seien. Auf seinem Hof erklärte der Sprecher des Bundes Deutscher Milchbauern (BDM) im Landkreis, Schamberger, dass er seiner Gülle natürliche, emissionsmindernde Huminstoffe zusetze und damit sogar eine bessere Gülleverwertung erreiche. Vor dem Ausbringen der Gülle mischt Schamberger Gesteinsmehl, Leonardit und gemahlene Holzkohle bei und erreicht so, dass kaum Ammoniak gebildet beziehungsweise gebunden wird und somit selbst bei der Breitenstreuung nicht entweichen kann. Außerdem erreicht er seinen Erläuterungen zufolge damit eine Belebung der in der Gülle vorhandenen Mikroorganismen, was wiederum eine bessere Düngeverwertung zu Folge hat.

"Das Lfl rät, zur Minderung der Ammoniakbildung Schwefelsäuere einzurühren, ein chemisches Abfallprodukt, das Mikroorgansimen vernichten kann, dafür haben wir kein Verständnis", sagte Zacherl. Wie der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft zudem ausführte, wird ihr Protest mittlerweile auch vom Bayerischen Bauernverband und von anderen Organisation unterstützt. "Wir wollen gesunde Lebensmittel erzeugen und können mit einfacheren Methoden einen Beitrag zum Klimaschutz leisten", sagte Schamberger. Die bodennahe und streifenförmige Gülleausbringung sei dafür nicht notwendig, sondern eher geeignet, Kleinbetriebe zum Aufgeben zu zwingen.

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