Der Besuch ist außergewöhnlich, der Speiseplan an der Kirchenschule in Germering ist es am Montag nicht. Als sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) neben einigen Kindern an einen Tisch setzt, bekommt er einen Teller Spätzle mit Röstzwiebeln und Salat vorgesetzt. Er schiebt mehrere Gabeln von dem Essen in den Mund und sagt, dass es ihm schmecke. Die Kinder rund um ihn herum kommen kaum zum Essen, schließlich stehen Fotografen, Kameraleute und Mitarbeiterinnen aus Staatskanzlei und Sozialministerium in dem Raum, in dem gegessen wird.
Noch ein bisschen Smalltalk, dann geht es weiter auf dem Rundgang durch die Räume, in denen Ganztags- und Mittagsbetreuung sowie der integrative Hort untergebracht sind. Begleitet werden Söder und Scharf vom CSU-Bundestagsabgeordneten Michael Kießling, den Landtagsabgeordneten Benjamin Miskowitsch (CSU) und Hans Friedl (Freie Wähler) sowie Bezirksrätin Gabriele Off-Nesselhauf und Landrat Thomas Karmasin (beide CSU).
Besuch aus der Politik: Ulrike Scharf und Markus Söder (Bildmitte) werden begleitet von Michael Kießling, Thomas Karmasin, Andreas Haas sowie (stehend) Benjamin Miskowitsch, Hans Friedl und Gabriele Off-Nesselhauf.
(Foto: Carmen Voxbrunner)Der Besuch von Söder und Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) in Germering dient dazu, eine Zusage zu bekräftigen: Von 2026 an soll die Ganztagsbetreuung für alle Grundschulkinder umgesetzt werden. Söder und Scharf wiederholen dies am Montag mehrmals. Bis 2028/29 müsse die Betreuung für alle Grundschulkinder stehen, sagt Söder. Kein Kind muss dann mehr nach dem Unterricht nach Hause gehen, wo vielleicht niemand ist, weil Mutter und Vater berufstätig sind.
Gesicherte Finanzierung
Söder rechnet damit, dass von 2026 an etwa 130 000 weitere Ganztagsplätze geschaffen werden müssen, um dem gesetzlichen Anspruch auf Betreuung nachkommen zu können. Am Geld werde die Einrichtung der Ganztagsplätze nicht scheitern, verspricht der Ministerpräsident: "Das Geld für Kinder und Jugendliche ist immer da." Scharf räumt ein, dass das Vorhaben nicht leicht umzusetzen sein wird: "Das wird uns sehr fordern." Denn es geht nicht nur um neue Gebäude, sondern vor allem um mehr pädagogisches Personal.
Die Regierung will deswegen Quereinsteiger gewinnen. Viele Geflüchtete hätten Vorbildung, sagt Scharf, und könnten mit Weiterbildung qualifiziert werden. Zudem will die Regierung jungen Leuten mehr Studienplätze für pädagogische Berufe und das Lehramt anbieten. Und auch was das Image betrifft, soll etwas getan werden. Scharf fordert, dass besser über den Beruf des Erziehers gesprochen werden müsse.
Mit dieser Forderung trifft sie auf die Zustimmung von Monika Jagusch, Leiterin des integrativen Horts an der Kirchenschule. 24 Frauen und Männer kümmern sich dort um die Kinder. Jagusch ist es ein Anliegen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht unter dem Begriff "Betreuer" zu fassen. Sie spricht lieber vom pädagogischen Fachpersonal, denn die Mitarbeiter haben verschiedene Qualifikationen vorzuweisen. Und Jagusch spricht noch ein Thema an, das in den Statements von Söder und Scharf nicht vorkam: die Bezahlung. Um viele junge Menschen für einen Erziehungsberuf interessieren zu können, müsse die Entlohnung steigen.
Für Germering wird es teuer
Die Garantie auf einen Ganztagsplatz wird die Kommunen viel Geld kosten. Die Stadt Germering wird auch deswegen die Kirchenschule abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Denn im jetzt genutzten Schulhaus aus den Fünfziger- und Siebzigerjahren ist nicht genug Platz, um die prognostizierten Zahlen von Grundschülern unterzubringen. Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) sagt, er wisse noch nicht, was der Neubau kosten wird. Deutlich ist aber schon, dass es teuer werden wird. Sozialministerin Scharf sieht das ebenso. Die Kommunen würden in den nächsten Jahren "unglaublich gefordert", damit die Ganztagsbetreuung für alle Grundschulkinder Wirklichkeit werden könne, sagt sie.