Germering:Zwei für die Friedensarbeit

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Die Grünen-Kreissprecher Hans Sautmann und Lisa Stockmann kritisieren die Aussagen der CSU in der Flüchtlingspolitik. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Lisa Stockmann und Hans Sautmann sind das neue Führungsduo bei den Grünen. Erst einmal müssen sie für Versöhnung sorgen im Kreisverband.

Von Gerhard Eisenkolb, Germering

Der Kreisverband der Grünen steht seit Mittwochabend unter der Führung einer neuen Doppelspitze. Bei einer Nachwahl bestimmten die Mitglieder mit großer Mehrheit Lisa Stockmann und Hans Sautmann zum Sprecherduo. Beide stammen aus Eichenau. Beide traten ohne Gegenkandidaten an. Deren vorrangige Aufgabe besteht nun darin, die Konflikte der Vergangenheit aufzuarbeiten und damit den internen Zusammenhalt zu stärken. So formulierte es der neue Sprecher in seiner Bewerbungsrede. Als Ziel für die Landtagswahl im Landkreis gab der nach einer Rücktrittswelle wieder komplettierte Vorstand, gewählt wurden auch zwei Beisitzer, ein Ergebnis von 25 Prozent plus x vor. Damit will man an frühere Erfolge anknüpfen. Angesichts der Spannungen und Verwerfungen vor und nach der Nominierung von Andreas Birzele zum Direktkandidaten im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost im November verlief die Versammlung harmonisch. Birzele hatte sich im Herbst als Außenseiter gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt. Der Favorit Jan Halbauer hatte sich geschlagen geben müssen und war verärgert und enttäuscht als Kreissprecher zurückgetreten.

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Nach der Nominierung von Andreas Birzele als Landtagskandidat sieht der bisherige Vorsitzende seine Arbeit nicht genug gewürdigt.

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"Die Politik von Söder und Aiwanger tut unseren Kindern und Enkeln nicht gut." So begründete Sautmann seine Motivation, einen engagierten Wahlkampf zu führen. Als Grund für seinen Optimismus führte er an, die Grünen hätten für wichtige Zukunftsfragen wie die Energiewende, Zuwanderung und Flucht sowie Umweltschutz und Klimawandel die besseren Antworten. Wie er einräumte, gehörte für ihn als Rentner eine Bewerbung um den Kreisvorsitz nicht zu seiner Lebensplanung. Als ehemaliger Manager eines Dax-Konzerns traue er sich jedoch die Befriedung des Kreisverbands zu. Es mache ihm Spaß, schwierige Aufgaben zu bewältigen. Damit deutete er die Ursache für die Nachwahl nur an. Bei den internen Auseinandersetzungen ging es ja nicht nur um die Landtagskandidatur, sondern auch um den Führungsstil und das Miteinander im Kreisverband. Was den Rücktritt des halben Vorstands nach sich zog und den Kreisverband erschütterte.

Die gute Atmosphäre beim Bier im Brauhaus wirkt ansteckend

Von all dem war am Mittwoch nichts mehr zu spüren. Im Brauhaus Germering gärte es höchstens nur noch in den kupfernen Sudkesseln. Auf den Bierbänken daneben, auf denen die anfangs 57 Wahlberechtigten und einige Gäste eng an eng bei einem frisch gebrauten Bier beisammensaßen, ging es freundschaftlich-gesellig zu. Die gute Atmosphäre wirkte ansteckend. So traute sich der Vorstand, den heiklen Tagesordnungspunkt interne Angelegenheiten öffentlich zu diskutieren und nicht, wie in der Einladung angekündigt, unter Ausschluss der Nichtmitglieder und der Presse. Was ein Mitglied als Verstoß gegen das Transparenzgebot rügte. Bei den Themen, die intern bleiben sollten, handelte es sich um die Umsetzung einer Mediation oder Krisenberatung im Kreisverband, mit der die internen Zwistigkeiten beigelegt werden sollen, und um die künftige Verteilung der Mitgliedsbeiträge.

Zur Überraschung des Wahlleiters - diese Aufgabe nahm der Landesvorsitzende Thomas Sarnowski wahr - waren fast nur gültige Stimmen auszuzählen. Wichtiger dürfte noch eine Besonderheit sein. Lisa Stockmann kündigte an, mit Sautmann als Duo anzutreten. "Wir kennen uns gut, arbeiten seit Jahren zusammen und es klappt ganz gut", meinte die Marketing-Expertin und wies auf die gemeinsame erfolgreiche Arbeit im Ortsverband Eichenau hin. Das sei von Vorteil. Ein weiterer Vorteil ergebe sich aus Sautmanns ausgleichendem Charakter. Im Kreisverband soll nicht alles besser werden, aber einiges ins Laufen kommen. Lisa Stockmann war schon einmal Sprecherin des Kreisverbands, ehe sie im Herbst wegen unüberbrückbarer Differenzen zurücktrat. Dazu, worin die Differenzen bestanden, äußerte sie sich kein einziges Mal öffentlich. "Mit den Grünen ist es anstrengend, ohne Grüne geht es nicht", begründete sie ihre erneute Bewerbung.

Von 57 Stimmberechtigten votierten 45 für Stockmann und 53 für Sautmann. Als neu gewählte Beisitzer rücken Lukas Grimm und Gisela Giliotti in den Vorstand nach. Weiterhin in Vorstand vertreten ist neben drei weiteren Mitgliedern noch Maria Schwarz.

Die beiden Bezirkstagskandidaten Christian Huber und Lysander Loosen präsentierten ihre inhaltlichen Schwerpunkte. Da laut Huber inzwischen jeder siebte Jugendliche psychisch erkrankt sei, müsse es endlich zur Normalität werden, dass die Betroffenen über ihre Erkrankung sprechen. Loosen bezeichnete Inklusion und Teilhabe als ein Menschenrecht, das immer noch nicht verwirklicht sei. Annette Louis aus Puchheim appellierte an die Versammlung und den neuen Vorstand, im Kreisverband wieder Diskussionen über politische Inhalte zu führen.

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