In Bayern sollen ja die Uhren immer ein wenig anders, vorrangig langsamer gehen. Jedenfalls stemmt sich die hiesige Seele doch einigermaßen vehement gegen ein Übermaß an Hektik. Ein "Schau ma mal...." mag diesem gesunden Lebenstempo seinen entsprechenden Ausdruck verleihen. Auch bei der guten Tat will man da für gemeinhin natürlich nicht außer Atem kommen. So etwa, wenn der Einheimische einmal im Jahr rausgeht und den Dreck von den anderen, die also Saubären sind, aufsammelt.
Diese Beschäftigung trägt sich allweil im Frühjahr zu und hat sich in vielen Orten im Landkreis - heuer Olching, Gröbenzell, Grafrath - schon zu solch einem Brauch entwickelt wie beispielsweise das Aufstellen eines Maibaumes oder das festliche Umherziehen im Ort anlässlich des Jubiläums eines Vereins. Besagte Freizeitaktivität mag nun hie und da etwas kaltherzig "Frühjahrsputz" genannt werden, in der Regel aber wird sie aufmunternd-appellativ "Ramadama" genannt, was mit allen Zwischentönen so viel sagen will wie: "Geh, lasst uns ein wenig aufräumen."
Mit dieser Gemütlichkeit ist es nun aber vorbei, will man sich an einer umweltfreundlichen Naturbegehung beteiligen. Da einem angesichts des Klimawandels schon längst die Zeit davonläuft, mag ein Schlendertum eben nicht mehr die passende Haltung sein. So erreicht eine Entwicklung den Landkreis, die der Schwede Erik Ahlström 2016 in Stockholm ausgelöst und fortan befeuert hat: Abfall am Wegesrand lässt sich auch im Laufen aufheben und in Tüten verstauen. Über die sozialen Medien breitete sich die Idee schnell aus. Laut Internet-Lexikon sollen sich inzwischen täglich zwei Millionen Menschen auf diese Weise körperlich verausgaben - und "ploggen", was sich vom bekannten Bloggen ganz grundsätzlich und nicht nur im Anfangsbuchstaben unterscheidet.
Diese - in jeder Hinsicht - Bewegung lässt sich nun erstmals an diesem Dienstag in Gröbenzell erfahren, wenn der örtliche BN zum "Laufsport für Naturschützer" einlädt, Start 19 Uhr am Bahnhof. Aus dem doch eher beschaulichen "Ramadama" wird schweißtreibendes "Plogging". Der Name setzt sich aus dem schwedischen "plocka" (aufheben) und dem altvertrauten "Jogging" zusammen.
Wer mitlaufen will, muss sich laut Veranstalter nicht fürchten, einem Wettbewerb ausgesetzt zu sein und am Ende vielleicht Strafen für zu langsames Müllaufsammeln zu kassieren: "Keine Angst, dabei geht es nicht um persönliche Bestzeiten", beruhigt der Bund Naturschutz in seiner Ankündigung. Im Gegenteil: "Wir möchten vor allem Spaß haben, uns bewegen und dabei Gutes tun." Und damit unterscheidet sich die Zielsetzung auch nicht vom "Ramadama". Also: Schau ma mal, wie das mit dem Plogging in Gröbenzell so läuft.