Gröbenzell:Handfester Streit nach dem Gottesdienst

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Lügen, Verleumdung und üble Nachrede: Die Umbaupläne für die evangelische Zachäuskirche Gröbenzell führen zu unschönen Szenen.

Erich C. Setzwein

Der Streit um den Umbau der evangelischen Zachäuskirche in Gröbenzell hat Züge angenommen, die Pfarrerin Ghita Lenz-Lemberg zur Frage veranlassen: "Wie gehen wir als Christen in einer christlichen Gemeinschaft mit uns um?" Die Antwort darauf hoffen sie und die Mitglieder des Kirchenvorstands recht bald gefunden zu haben, doch momentan ist von Lügen, übler Nachrede und Verleumdung die Rede, wenn über die Ereignisse der vergangenen Tage gesprochen wird.

Wie kann man Frieden stiften? Dies fragt sich nicht nur Anje Eibl, Vertrauensfrau der Gröbenzeller Zachäuskirche. Die Umbaupläne für den Altarraum der seit 1955 bestehenden Kirche haben die evangelische Gemeinde tief gespalten. (Foto: Günther Reger)

Am Sonntag während des Gottesdienstes sah sich Vertrauensfrau Anje Eibl sogar genötigt, eine Stellungnahme abzugeben, weil die Auseinandersetzungen eskaliert waren und Gerüchte gegen Pfarrerin Lenz-Lemberg gestreut wurden. "Wir sind zu leise gewesen, das ist nun vorbei", begründete Kirchenvorstandsmitglied Corinna Westphal den Schritt in die Öffentlichkeit. Bei einer Pressekonferenz in der Zachäuskirche berichteten Westphal, Eibl und Lenz-Lemberg am Montag über die Planungen für den Kirchenumbau und die Vorkommnisse seit dem Gottesdienst am Sonntag vor einer Woche.

Damals habe Max Stadelmann, der Sprecher der Umbaukritiker ist, nach dem Gottesdienst vor der Kirche mit der Pfarrerin einen Streit angezettelt, sie bedrängt und lauthals beschimpft. Westphal erinnert sich daran, dass andere Gottesdienstbesucher den aufgebrachten Stadelmann von Lenz-Lemberg wegziehen mussten. Als man sich später im Kirchencafé mit Stadelmann habe unterhalten wollen, sei dieser aufgestanden und habe unter Protest den Saal verlassen.

Dekan Andreas Weigelt vom Prodekanat München-West hat die ganze Szenerie zwar nicht verfolgt, aber in einem Schreiben seine Missbilligung über das ungebührliche Verhalten ausgedrückt: "Eine solche Art von Auseinandersetzung dient dem Frieden in der Gemeinde sicherlich nicht." Stadelmann gehört zu einer Gruppe von Kirchenmitgliedern, die nicht einverstanden sind mit den vom Kirchenvorstand beschlossenen Plänen zum Umbau des Altarraums der Zachäuskirche. Er und seine Mitstreiter haben selbst einen Alternativentwurf vorgelegt, der ihrer Meinung nach allen Interessen gerecht werde. Das wiederum bezweifeln Ghita Lenz-Lemberg und der Kirchenvorstand. Sie wissen sich der Unterstützung der "mittleren Generation unter 60 mit Kindern" sicher.

Der bislang durch den Vorbau der Sakristei und die Platzierung der Kanzel ungenutzte Platz kann ihrer Meinung nach nach einem Umbau besser genutzt werden für neue Formen des Gottesdienstes. Doch eine solche Veränderung scheinen einige der älteren Kirchgänger nicht zu wollen, wie Corinna Westphal vermutet: "Es ist ein Generationenkonflikt, und es geht um die Akzeptanz demokratischer Strukturen." Der Kirchenvorstand pocht jedenfalls darauf, dass er als demokratisch gewähltes Gremium Entscheidungen selbständig treffen darf. Die Versammlung der Gemeindemitglieder könne lediglich Empfehlungen aussprechen.

Das aber sehen die Kritiker anders. "Ein machtbewusster Kirchenvorstand will trotz erbittertem Widerstand aus der Kirchengemeinde einen Plan durchdrücken, der gravierende Nachteile hat", argumentiert Max Stadelmann. Die Beschwerden aus Stadelmanns Gruppe an den Dekan wurden mittlerweile beantwortet, zwei Schreiben von Dekan Weigelt öffentlich im Schaukasten an der Kirche ausgehängt - ohne den Adressaten zu nennen. Damit wolle der Kirchenvorstand zur Klärung beitragen, sagte Anje Eibl.

Dass ausgerechnet vorgestern vor dem Gottesdienst einer der Briefe aus dem Schaukasten fehlte, gab den Kirchenvorstandsmitgliedern dann doch zu denken, mit welchen Methoden ihre Gegner zu Werke gingen. An einen Zufall mag niemand glauben und auch keiner von ihnen habe ihn herausgenommen. Mittlerweile wurde wieder eine Kopie des Briefes ausgehängt.

© SZ vom 03.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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