Weniger Gewerbesteuern:Große Herausforderungen für Grafrath

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Vor etwa 50 Besucherinnen und Besuchern gibt Bürgermeister Markus Kennerknecht einen Einblick in die Lage der Gemeinde. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei der ungewöhnlich schlecht besuchten Bürgerversammlung spricht Bürgermeister Kennerknecht über die finanziellen Sorgen und Pläne für zwei Windräder.

Von Manfred Amann, Grafrath

Die Entwicklung der Grafrather Gemeindefinanzen treibt Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteilos) derzeit am meisten um, denn "es wird nicht leicht sein, zukünftig die Zielvorgabe des Gemeinderates zu erreichen, im Verwaltungsetat jährlich einen Überschuss von einer halben Million Euro zu erwirtschaften". Die Beteiligung an der Einkommensteuer in Höhe von rund 3,7 Millionen sei rückläufig und auch die Gewerbesteuer sei nach dem Wegbrechen eines größeren Zahlers stark gesunken. "Mit etwa 750 000 Euro im Jahr ist die Gewerbesteuer nur etwa ein Viertel so hoch wie in Kommunen vergleichbarer Größe, zum Beispiel Moorenweis oder Alling", sagte der Rathauschef auf der mit knapp 50 Besuchern selten schwach besuchten Bürgerversammlung.

Bürgermeister Markus Kennerknecht. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Sparen sei angesagt, dies dürfe jedoch nicht zum Stillstand führen, denn um die Gemeinde für die Zukunft zu rüsten, seien Investitionen in die Infrastruktur unabdingbar. Die Sanierung und Sicherung der Brucker Straße vor einem Abrutschen in Richtung Amper, wofür rund zwei Millionen aufzubringen sein werden, sei eine der großen Herausforderungen.

Um dennoch investieren zu können, hatte die Gemeinde in den letzten Jahren offensichtlich Vorsorge getroffen. "Wir konnten nach und nach Baugrund erwerben, durch dessen Verkauf wir einen Erlös von etwa fünf Millionen erwarten können", verriet Kennerknecht. Einige Bauplätze konnte sich die Gemeinde im Neubaugebiet "Amperterrasse West" sichern, für das derzeit die Planung "sehr zögerlich" läuft. 140 Einwohner sollen dort einmal in Reihen-, Doppel- und Mehrfamilienhäusern unterkommen. Bis mit dem Bau begonnen werden kann, ist allerdings noch einiges abzuarbeiten, da im Rahmen der vorgezogenen Bürgerbeteiligung "ungewöhnlich viele Einwendungen und Anregungen" eingegangen sind. Ein Besucher der Versammlung im Bürgerstadel monierte die Planung, an der Hauptstraße ein Parkhaus zu errichten. So ein Bau sei optisch nicht verträglich und passe nicht in die Landschaft. Außerdem werde dadurch eine Art Graben oder Kanal geschaffen, an dessen Wänden der Verkehrslärm widerhalle, und im Parkhaus entstehe auch Lärm, den man nicht unterschätzen dürfe. In seiner Antwort wies Kennerknecht jedoch darauf hin, dass kein Parkhaus, sondern ein offenes Parkdeck geplant sei, das sich in die Hanglandschaft einfüge. So sei es möglich, eine Zufahrt zur unteren Ebene vom Wohngebiet her zu schaffen und eine weitere direkt auf die zweite Ebene vom Bürgerstadel aus. Ein Bürger interessierte sich für die Chancen, für die Hauptstraße durchgängig 30 Stundenkilometer als Höchstgeschwindigkeit anzuordnen, worauf Kennerknecht, wie schon oft, erklärte, dass das Landratsamt zuständig sei und dies nicht genehmige.

Eine weitere Langzeit- Herausforderung ist für die Gemeinde die Bauleitplanung für das Gelände des ehemaligen Märchenwaldes an der Villenstraße Nord. Der Eigentümer, die evangelische Kirche, lasse sich nicht drängen, die Gemeinde sei aber in Verhandlungen zur Planung von Geschoßwohnungsbauten und einer Kindertagesstätte, "die wir angesichts des zunehmenden Bedarfs an Betreuungsplätzen auch dringend brauchen", sagte Kennerknecht. Vorgesehen sei auch ein Projekt Mehrgenerationenwohnen, dafür sei die MARO-Genossenschaft für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen eG gewonnen worden. In Sachen Energiewende hat Grafrath aktuell zwei Projekte in Arbeit.

Nachdem die Gemeinde das ehemalige Munitionsdepot an der Gemeindegrenze zu Jesenwang "relativ günstig" erwerben konnte, wird derzeit von Energie Südbayern (ESB) geprüft, ob dort ein oder zwei Windräder errichtet werden können, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. "Das wäre für Grafrath ein großer Gewinn", findet Kennerknecht. Zudem lässt die Gemeinde einen Antrag auf Errichtung einer großen Freiflächen-Photovoltaikanlage im Landschaftsschutzgebiet nördlich von Mauern prüfen, die nicht bei allen Bürgern Gefallen findet. In einer Info-Veranstaltung im November soll die Öffentlichkeit daher darüber, und über weitere Möglichkeiten, PV-Anlagen oder Windräder zu errichten, aufgeklärt werden.

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