Erneuerbare Energien:Wasserstoff aus dem Munitionsbunker

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Photovoltaik ist auch in der Gemeinde Grafrath ein großes Thema. (Foto: Johannes Simon)

In Grafrath befassen sich Bürgerinnen und Bürger in Workshops mit den Erneuerbaren. Und erfahren dabei von zivilen Projekten auf einem ehemaligem Armeegelände.

Von Manfred Amann, Grafrath

Auf großes Interesse trifft in Grafrath das Engagement für die Energiewende im Gemeindebereich. Knapp hundert Besucherinnen und Besucher hatten sich zu einem Bürgerabend mit Workshops im Bürgerstadel eingefunden, für den eine von Gemeinderätin Monika Glammert-Zwölfer (Grüne) geleitete Arbeitsgruppe Daten und Informationen zum Stand im laufenden Prozess "Grafrath klimafreundlich" aufbereitet hatte.

"Die Bevölkerung soll sich ein Bild machen können über Möglichkeiten, Photovoltaik und Windkraft zu nutzen, sowie über gemeindliche Planungen" so die Referentin für Klimaschutz. "Wenn der gesamte Bedarf an Energie in Deutschland auf alle Menschen umgelegt wird, ergibt das je Einwohner einen Tagesverbrauch von 120 Kilowattstunden", erklärte eingangs Guido Grotz. Neben dem persönlichen Strom-, Heiz- und Verkehrsenergieverbrauch sei in dem Wert auch der Bedarf von Industrie und Transport anteilig berücksichtigt. Rein rechnerisch bedeute dies für den Landkreis, dass für eine komplette regionale Versorgung mit Energie sechs Geothermie-Kraftwerke, 600 Hektar Freiflächen-Photovoltaikanlagen und 77 Windräder errichtet werden müssten, erläuterte Grotz.

Würde man alle in der Gemeinde verfügbaren Dachflächen mit Solarmodulen bestücken, könnten maximal 20 Prozent der erforderlichen Energie produziert werden. Zu den aktuellen Planungen erklärte Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteilos), dass im ehemaligen Munitionsdepot im Waldgebiet nördlich des Bahnhofs die Errichtung einer Windkraftanlage zur Gewinnung von "grünem" Strom für die Produktion von Wasserstoff mit Einspeisung in das örtliche Gasleitungsnetz geplant sei. Nach einem ersten positiven Beschluss des Gemeinderats nimmt das Versorgungsunternehmen Energie Südbayern (ESB) laut Kennerknecht nun die Planung der Anlage auf.

Der Solarpark soll links und rechts der Straße von Grafrath nach Mauern gebaut werden. (Foto: Jana Islinger)

Nicht alle Fragen beantwortet

Als weiteres großes Projekt stellte Kennerknecht die von einem Landwirt nördlich des Ortsteils Mauern geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage vor. Auf einer circa 20 Hektar großen Ackerfläche sollen bald jährlich 20.000 Megawattstunden Strom erzeugt werden. Der Gemeinderat habe das Vorhaben grundsätzlich bewilligt und eine Untersuchung für eine Standortkonzeption beschlossen. Über die Entwicklung der Planung beider Vorhaben werde die Gemeinde jeweils zeitnah informieren.

Bei den anschließenden Workshops gab es laut Glammert-Zwölfer vor allem großen Redebedarf zur Planung der PV-Anlage bei Mauern, wobei insbesondere Bürger des Ortsteils umfassendere und rechtzeitige Informationen eingefordert hätten. Kennerknecht und der Investor hätten dabei nicht alle Fragen beantworten können, aber zugesagt, über die Entwicklung der Planung zu informieren, wenn es Neues gebe. In den weiteren Workshops beschäftigten sich die Besucher mit dem Windkraft-Ausbau allgemein, mit Möglichkeiten, die Nutzung von Dachflächen für Photovoltaik anzuschieben, mit Energiesparen und mit dem Einsatz von so genannten Agri-Photovoltaik-Anlagen, die mit Stromproduktion und Ackerbau eine Doppelnutzung ermöglichten. Zudem stellte die Bürgergenossenschaft Sonnensegler aus dem Landkreis Modelle für eine Beteiligung der Bürger an Projekten zur Energieproduktion vor, die auf großes Interesse stießen.

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