Verkehr:Dämpfer für Tunnel-Träume

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Kühne und teure Idee: Die B471 soll in Grafrath in einen Tunnel. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Straßenbauamt räumt Grafrather Initiative zur Verkehrsberuhigung wenig Chancen ein. Abgeordnete wollen aber im Zuge des Ausbaus der B 471 noch eine Prüfung des Projekts erreichen

Von Manfred Amann, Grafrath

Der Antrag der Gemeinde Grafrath, die Bundesstraße 471 auf der gesamten Länge der Ortsdurchfahrt zu überdachen und die Amper zu untertunneln, um die zunehmende Verkehrsbelastung zu minimieren, kommt womöglich zu spät, um noch im Zuge der Planungen für den vierspurigen Ausbau zwischen Geiselbullach und Buchenau berücksichtigt werden zu können. Die Initiatoren von CSU, SPD und Frauenliste setzen nun auf die Fürsprache der Landespolitiker im Landkreis. Und die Antworten lassen hoffen. Sowohl die Mandatsträger von CSU und SPD im Landtag sowie die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Gerda Hasselfeldt, haben Unterstützung zugesagt, da ihrer Ansicht nach die Belange von Grafrath bei der Ausbauplanung im Osten nicht vernachlässigt werden dürften.

In der Bevölkerung ist der Antrag auf große Zustimmung gestoßen. Doch es gibt auch Skeptiker, die den Wunsch für überzogen halten und daran zweifeln, dass eine Tunnellösung je Realität werden könnte. Skepsis ist auch aus dem staatlichen Straßenbauamt Freising zu vernehmen, da das Riesenprojekt erhebliche Finanzmittel an nur eine Maßnahme binden würde. In der Straßenbaubehörde ist man zudem überrascht, dass der Antrag erst jetzt gestellt worden ist, obwohl die Frist zur Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan längst abgelaufen ist.

Dazu erklärt der für den Landkreis zuständige Abteilungsleiter Michael Neupert, dass Innenminister Joachim Hermann schon im November 2012 angefragt habe, welche Straßenbauprojekte aus bayerischer Sicht zur Bewertung für den Verkehrswegeplan angemeldet werden sollten. Von Grafrath sei damals nichts gekommen, der vierspurige Ausbau zwischen Geiselbullach und Buchenau indes sei in mehreren Abschnitten angemeldet worden. Ein Verkehrswegeplan werde für zehn bis zwölf Jahre erstellt, so dass im laufenden Verfahren kaum noch etwas zu machen sein werde, so Neupert. Er räumt aber ein, nicht einschätzen zu können, ob eine politische Einflussnahme nicht doch noch eine nachträgliche Berücksichtigung der Grafrather Belange bewirken könnte. Darauf setzen die Initiatoren von CSU, SPD und Frauenliste Grafrath. Man sei sich bewusst, dass die Forderung "auf den letzten Drücker" gestellt worden sei, erklärt CSU-Sprecher Gerald Kurz. So richtig hellhörig sei man ja erst geworden, als sich immer mehr abgezeichnet habe, dass der vierspurige Ausbau im Osten kaum zu verhindern sein werde, obwohl sich Grafrath wegen der Folgen für die Verkehrsbelastung gegen den Ausbau ausgesprochen habe, erinnert der Ortsvorsitzende der CSU.

Hinzugekommen sei auch noch die Information, dass die B 471 zunehmend als Ausweichverbindung zwischen Stuttgarter (A8) und Lindauer Autobahn angesehen werde, weil die Westumfahrung von München häufig völlig überlastet sei. Für Neupert ist "diese Theorie völlig neu", die Notwendigkeit des vierspurigen Ausbaus im Osten sei vielmehr mit der deutlichen Ausrichtung der Verkehrsströme von Fürstenfeldbruck in Richtung A8 begründet worden. Ob der vierspurige Ausbau, die Ausweisung von Gewerbegebieten und die Bebauung des ehemaligen Brucker Flugplatzgeländes tatsächlich eine drastische Erhöhung des Verkehrsaufkommens in Richtung Grafrath bringe, sei schwer einzuschätzen, so Neupert.

Dass die Straßenerweiterung im Osten Folgen für Grafrath haben wird, daran zweifelt von den Politikern allerdings niemand. Es könne nicht sein, dass mit dem Ausbau der B471 eine Verlagerung des Nadelöhrs in die Gemeinde Grafrath stattfinde, sagt Alex Dorow (CSU). Damit wäre ein Übel beseitigt und zugleich ein neues zuungunsten der ohnehin schon baulich zerschnittenen und verkehrstechnisch erheblich belasteten Gemeinde geschaffen. Es werde nicht einfach sein, den Grafrather Antrag noch nachschieben zu können, daher gelte es jetzt, Nägel mit Köpfen zu machen und eine ganzheitliche Lösung herbeizuführen, die allen Beteiligten gerecht werde. Dorow will nun auf Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt einwirken.

Großes Verständnis für das Anliegen der Gemeinde haben auch Kathrin Sonnenholzner und Herbert Kränzlein (beide SPD). Bereits jetzt sei die Belastung in Grafrath enorm und selbstverständlich werde der vierspurige Ausbau im Osten zusätzliche Fahrzeuge anziehen, betont Sonnenholzner, glaubt aber auch, dass es schwierig sein werde, das Vorhaben noch in die Planungen einzubringen: "Dies kann aber nicht heißen, dass man es nicht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen sollte." Kränzlein indes weist daraufhin, dass er den Grafrather SPD-Gemeinderat Josef Heldeisen darauf hingewiesen habe, dass es keinen Sinn mache, Hoffnungen zu wecken, wenn die Chancen gering seien. Neben Grafrath müsse auch der Blick auf Schöngeising gerichtet werden und wenn man die Länge der Untertunnelung und die damit verbundenen Kosten ins Auge fasse, "kann ich mir nicht vorstellen", dass der Bundesverkehrsminister dafür grünes Licht gäbe. Kränzlein will sich aber noch mit Dorow besprechen.

CSU-Politikerin Gerda Hasselfeldt will "prüfen, ob die Aufnahme eines entsprechenden Hinweises bei der derzeit laufenden Kosten-Nutzen-Analyse des vierspurigen Ausbaus der B 471 möglich ist". Für Kurz wäre dies der erste richtige Schritt, um Verbesserungen zu erreichen, weil dies auf ein Gesamtkonzept für die B 471 zwischen Geiselbullach und Inning hinauslaufe. "Wenn die Grafrather Situation mit in die Waage geworfen wird, dann ergibt das für die Gesamtplanung ein anderes Bild", glaubt Kurz. Wichtig sei, den Fuß noch in die Tür zu bekommen und nicht erst in zehn Jahren, wenn der neue Verkehrsplan aufgestellt werde. Ob am Ende wirklich die Grafrather Tunnellösung stehe, sei zwar auch dann noch offen, "aber an uns kommt man nicht mehr vorbei".

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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