Gesundheit:Lücken im Schutz

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Claudia Eichhorn (von links), Bettina Leins-Beierle, Rudolf Summer und Kathrin Sonnenholzner klären im Seniorenheim über Impfen auf. (Foto: Günther Reger)

Brucker Gesundheitsamt rät Senioren zu Impfungen

Von Karl-Wilhelm Götte, Eichenau

Impfen gegen Grippe, Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten oder Pneumokokken, die Hirnhaut- und Lungenentzündung verursachen können, ist das für Menschen ab 60 Jahren angebracht? Das Brucker Gesundheitsamt meint ja und führt eine Veranstaltungsreihe zum Thema "Impfen ab 60" durch. Jetzt ist man in Eichenau im Seniorenheim angekommen. Der Vortrag animierte die zehn Besucher ihre Impfpässe kontrollieren zu lassen.

Amtsarzt Rudolf Sommer ging herum, entdeckte Impflücken und machte deutlich, wo er eine Auffrischung für notwendig hielt. Die Idee für diese Reihe hatte Kathrin Sonnenholzner. Die ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete aus Jesenwang möchte die "Aufmerksamkeit für das Impfen erhöhen". Sie nehme als Ärztin eine "Impfmüdigkeit bei jungen Eltern" wahr. Sonnenholzner sprach sich nachdrücklich für einen "flammenden Appell zur Schutzimpfung" aus. Sommer hatte den Besuchern die Notwendigkeit diverser Schutzimpfungen umfassend erläutert. Besonders warb er für die Grippeimpfung bei älteren Menschen. Dabei gehe es nicht um eine Erkältung, sondern um eine "echte Virusgrippe", mit hohem Fieber, Schüttelfrost und Kreislaufproblemen. "Das Teuflische an dieser Virusgrippe ist, dass sie jedes Jahr anders ist." Die Hauptkomplikation, die auftrete, sei die Lungenentzündung. Besonders die über 60-Jährigen sollten sich impfen lassen. Besonders im Januar, Anfang des Jahres, trete die Grippe auf. Sommer erwähnte einen speziellen Impfstoff für Ältere. Der Impfschutz betrage 50 bis 60 Prozent. "Das ist nicht die Welt", meinte Sommer, aber sei schon eine ganze Menge. Der Impfstoff, weil ein Vierfach-Impfstoff, hätte sich 2018 gegenüber dem Vorjahr, als er nur dreifach war, verbessert.

Dann machte Sommer den Keuchhusten mit den typischen kurzen Hustenstößen vor. Der Keuchhusten kann ebenfalls zur Lungenentzündung führen.

"Für Oma und Opa ist die Schutzimpfung gegen Keuchhusten doppelt sinnvoll", erklärte Sommer, stecken sich diese doch häufig bei der Kinderbetreuung an. Die Impfung gegen die Hirnhautentzündung (Pneumokokken) sollte alle sechs Jahre erfolgen. "8000 Menschen sterben daran jährlich in Deutschland", meinte der Amtsarzt. Auch die Windpockenimpfung hielt er für sinnvoll. Auch wenn man sie als Kind schon gehabt habe, könnte die Windpockenerkrankung bei einem Immundefizit wieder ausbrechen und zu einer leidigen und langwierigen Gürtelrose führen.

Auch die Argumente der Impfkritiker wurden diskutiert. "Impfen ist mit einer kleinen Infektion vergleichbar", erläuterte Sommer. Die Impfgegner argumentieren mit möglicherweise schädlichen Trägersubstanzen. In diesen sind auch Quecksilber und Aluminium dabei. "Es werden auch Chargen von der Ständigen Impfkommission (Stiko) zurückgezogen", erläuterte Sommer. Käme es zu Impfschäden würde der Staat den Betroffenen entschädigen. Der Arzt jedoch sicher: "Doch die Risiken sind im Vergleich mit einer Krankheit tausend bis zehntausendfach geringer." Sommer blickte auf seine 17 Jahre als Amtsarzt zurück und konnte sich an "keine zehn Fälle mit großen Impfkomplikationen" erinnern.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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