Musik an einem ungewöhnlichen Ort:Lieder im ehemaligen Lager für Zwangsarbeiter

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Blick in die denkmalgeschützte Baracke 5 im ehemaligen Zwangsarbeiterlager an der Ehrenbürgstraße in Neuaubing. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Konzertchor Germering trägt Stücke von Fanny Hensel und Felix Mendelssohn-Bartholdy vor.

Von Peter Bierl, Germering

Der Konzertchor Germering präsentiert an diesem Sonntag unter dem Motto "Gegenklang und Resonanz" sommerliche Lieder von Fanny Hensel und Felix Mendelssohn-Bartholdy auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers in Neuaubing.

Der Chor kooperiert seit geraumer Zeit mit dem Verein Freie Ateliers und Werkstätten (Fauwe), der 2007 von Mietern auf dem Areal gegründet wurde, um das Gelände zu erhalten. Während der Corona-Pandemie probten die Mitglieder des Germeringer Chores auf dem früheren Appellplatz, wo sie ausreichend Abstand halten konnten. Im vergangenen Jahr beteiligte sich der Chor bereits mit einer Performance an einer Veranstaltung von Fauwe zur Erinnerung an die Geschichte dieses Ortes.

Das Lager an der Ehrenbürgstraße 9 in Neuaubing war eine von mehr als 400 Sammelunterkünften für Zwangsarbeiter im Stadtgebiet. Es wurde von der Reichsbahn errichtet, dort waren zwischen 1942 und 1945 bis zu 1000 Zwangsarbeiter untergebracht, die im Ausbesserungswerk Neuaubing (RAW) arbeiten mussten. München war ein Zentrum der Zwangsarbeit. Fast alle Unternehmen, Betriebe und Geschäfte sowie viele Privatpersonen profitierten vom Einsatz von mindestens 150 000 Menschen, die aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten nach Deutschland verschleppt worden waren.

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Erhalten geblieben sind acht Baracken, die heute den letzten erhaltenen Lagerkomplex für Zwangsarbeiter in München darstellen. Sie werden überwiegend als Ateliers und Werkstätten von Künstlern und Handwerkern genutzt. Die Stadt München hat das Areal 2015 erworben. Geplant ist ein Erinnerungsort des NS-Dokumentationszentrums München in einer der Baracken.

Der Konzertchor wird mit etwa 35 Sängern Stücke der beiden Komponisten vortragen, die Geschwister und wegen ihrer jüdischen Herkunft während der NS-Herrschaft verfemt waren. "Wir versuchen, diese Geschichte mit dem Ort in Verbindung zu bringfen", sagte die Vorsitzende Angelika Schuller. Zwischen den einzelnen Liedern werden der Chorleiter Michael Leyk sowie Christian Seidler Stücke auf dem Synthesizer aufführen, außerdem werden noch Texte gelesen. Die Musiker werden während des Konzerts auf dem Areal verschiedene Plätze einnehmen. Das Konzert beginnt um 19 Uhr und findet nur bei gutem Wetter statt, der Eintritt ist frei.

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