Germering:Stadt steckt viele Millionen in die Bildung

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Eröffnung der sanierten und erweiterten Kerschensteiner Schule: Oberbürgermeister Andreas Haas und Schulleiterin Claudia Frisch helfen Lilly, das rote Band durchzuschneiden. (Foto: Julius Wagenführer/oh)

Die Kerschensteiner Schule ist soeben erweitert worden. Weitere Projekte stehen an oder wurden kürzlich beendet. Warum der Platz dennoch nicht für alle Kinder reichen könnte.

Von Ingrid Hügenell, Germering

In Germering gibt es immer mehr Kinder. Die Grund- und Mittelschulen der Stadt werden saniert und erweitert, um all die Buben und Mädchen unterbringen zu können. Am 10. Mai debattiert der Stadtrat über einen neuen Schulentwicklungsplan. Denn die Große Kreisstadt steckt in einem Dilemma, seit das Bauvorhaben auf dem Kreuzlinger Feld nach dem Bürgerentscheid fast wieder am Anfang steht. Dort sollte eine weitere Schule errichtet werden, für die nun Ersatz geschaffen werden muss. "Das bringt uns in Schwierigkeiten", sagt Stadtbaumeister Jürgen Thum. Wenn so viele Kinder an den Schulen angemeldet würden wie prognostiziert, "müssen wir uns Gedanken machen. Das wird nicht ganz einfach".

Baulich seien die fünf bestehenden Grund- und Mittelschulen Germerings an ihren Grenzen, erklärt Sebastian Reichpietsch vom Hochbauamt der Stadt. Dabei hat Germering schon viel gebaut. Die Sanierung der Theresengrundschule wurde vor etwa eineinhalb Jahren beendet, die Wittelsbacher Mittelschule soll 2023 fertig werden, beides zusammen kostet etwa 44 Millionen Euro. Die Kirchenschule soll für 56 Millionen Euro komplett saniert, umgebaut und erweitert werden, die Planungen laufen. Und danach müsse man über die Kleinfeldschule sprechen, sagen Thum und Reichpietsch.

Pfarrerin Ruth Freiwald und Pastoralreferent Christian Kube weihen die neuen Gebäude. Links hinter ihnen ist die neue Turnhalle zu sehen. (Foto: Julius Wagenführer/oh)

Nun ist am Freitag zunächst die erweiterte und sanierte Kerschensteiner Grund- und Mittelschule offiziell eingeweiht worden. 13 Millionen Euro haben die Arbeiten gekostet. Es wurden eine neue Turnhalle errichtet, neue Klassenräume auf einen bestehenden Trakt gebaut. Neue Räume für die Mittagsbetreuung, ein dritter Pausenhof und ein neuer Eingangsbereich sind ebenfalls entstanden. 53 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten an der Schule im Ortsteil Unterpfaffenhofen etwa 450 Mädchen und Jungen in 25 Klassen, neun Grundschul- und 16 Mittelschulklassen. Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) sagt in seiner Rede zur Eröffnung, dem Stadtrat seien die Schulen wichtig: "70 bis 80 Millionen Euro werden wir dafür in den nächsten Jahren ausgeben."

Welche Überraschungen die Bauzeit bereitgehalten hatte, erzählt Schulleiterin Claudia Frisch, sie spricht von einer "Wundertüte". Das reichte von archäologischen Funden über einen Firmenkonkurs bis hin zu Urinalen, die so hoch aufgehängt wurden, dass die Grundschul-Buben nicht herankamen. Überhaupt die Sanitäranlagen: "Toilettenpapierhalterungen zu bekommen, ist ein Abenteuer."

Ein Anliegen äußert die Rektorin auch: "Es wäre schön, wenn man die Heizungen regulieren könnte." Das Schulleben mit Baustellen und Provisorien sei herausfordernd gewesen. "Ein bissl mehr Kommunikation hätten wir uns manchmal gewünscht." Architekt Volker Müller vom Büro Köhler Architekten, seit 2017 mit dem Bau betraut, lobt die Entscheidungsfähigkeit und -willigkeit der Stadt auf allen Ebenen: "Die Zusammenarbeit war sehr gut."

Frisch kennt die Schule praktisch nur mit Baustellen, denn als sie 2008 dorthin kam, wurde sie ebenfalls gerade erweitert. Dann kam eine Generalsanierung mit Einweihung 2013. "Es hat nicht lange gedauert, und die Schule war schon wieder zu klein", sagt die Rektorin. Worauf die soeben beendete Erweiterung folgte. Doch auch die könnte nicht lange vorhalten. Frisch, selbst aus einer Flüchtlingsfamilie, sieht die Schule wegen der aus der Ukraine geflohenen Kinder, die erwartet werden, erneut an den "Grenzen der Aufnahmefähigkeit". Pläne für weitere Baumaßnahmen gibt es Thum zufolge derzeit jedoch nicht. Architekt Müller sieht Möglichkeiten, nochmals aufzustocken.

Viertklässlerinnen und Viertklässler haben Stühle gestaltet, die beim Fest verkauft werden. (Foto: Julius Wagenführer/oh)

Nach Reden und Segnung schneidet Lilly aus der 1. Klasse mithilfe von OB Haas und Rektorin Frisch das rote Band durch und macht so den Weg zum neuen Trakt frei. Dann wird gefeiert, unter anderem mit Hotdog- und Kuchenstand, Tombola und dem Verkauf von Stühlen, die Viertklässler gestaltet haben. Kilian und Florian aus der 10. Klasse des M-Zweigs führen durch das Schulhaus. In der neu errichteten Turnhalle, deren Fassade begrünt werden soll, gibt es eine Kletterwand, die an der Wand herauf- und heruntergefahren werden kann. Im Neubau, der noch nicht komplett fertig gestellt ist, machen einige ältere Schüler Selfies mit dem Oberbürgermeister, was der gerne geschehen lässt.

Florian Strasser (links neben der Kollage) und Kilian Mittermaier (links daneben) führen durchs Gebäude. Andreas Haas lauscht mit verschränkten Armen den Erklärungen zum Projekt "Wer wir sind", aus dem die Kollage entstanden ist. (Foto: Julius Wagenführer/oh)

Im Neubau finden sich ein Spielebereich für die Pausen sowie die Schulbücherei. Die Schülerinnen und Schüler des M-Zweigs, die auf die Mittlere Reife hinarbeiten, haben dort einen eigenen Bereich. An den Wänden hängen großformatige Kollagen und Schaubilder, die zeigen, womit sie sich gerade beschäftigen: Mit der Europäischen Union. Mit ihrer eigenen Identität und wodurch diese geformt wird. Und natürlich mit dem Krieg in der Ukraine. Lehrerin Manuela Recke weist auf die Bedeutung des Bereichs für die älteren Schüler hin und nutzt die Gelegenheit, Haas auf ein wichtiges Thema anzusprechen: "Wir warten aufs WLan für die Schule." Genauer gesagt, für die Schüler. Denn die dürften das System der Schule nicht nutzen.

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