Mitten in Germering:Germering spielt für Aiwanger

Lesezeit: 1 min

Kommunaler Sonnenstrom: Photovoltaikanlage auf dem Dach der Grundschule neben der alten Dorfkirche Sankt Martin. (Foto: Johannes Simon)

Bayerische Politik ist Teamwettbewerb. Da macht auch Germering mit, doch das Team Energiewende Bayern wird vom Wirtschaftsminister nominiert.

Kolumne von Andreas Ostermeier

Politik in Bayern findet als Teamwettbewerb statt. Markus Söder ist nicht nur Ministerpräsident, sondern auch selbst ernannter Kapitän mehrerer Teams. In der Corona-Zeit spielte er lange im "Team Vorsicht". Charakteristisch für dessen Spielweise waren starke Ausgangsbeschränkungen, unbarmherzige Lockdowns und laute Mahnungen. Zu Beginn des Jahres änderte sich die Spielweise, die Beschränkungen wurden weniger, die Lockdowns hörten auf - etliche Mahnungen blieben. Söder wechselte ins "Team Freiheit", nach dem vielen Verteidigen wollte er auch mal der Libero sein. Auch die politischen Konkurrenten wurden in Teams verortet: Die Bundesregierung beispielsweise sah der CSU-Ministerpräsident wegen ihrer Spielweise im "Team Blindflug".

Die Stadt Germering hat sich diesem Trend angeschlossen, auch sie gehört nun einem Team an, dem "Team Energiewende Bayern". Das Logo der Spielgemeinschaft präsentierte Klimamanager Pascal Luginger jüngst den Stadträten. Auf blauem Hintergrund sind Teile eines Windrads, der Sonne und anderer Symbole für die erneuerbaren Energien zu sehen. Das Wort "Energie" ist fett gedruckt. Bald wird man das Logo auf städtischen Mitteilungen sehen. Die Nominierung hat sich Germering durch seine Anstrengungen auf dem Gebiet erneuerbare Energien verdient, so wird unter anderem ein Energienutzungsplan erarbeitet, ernsthaft über einen Anschluss an Geothermie nachgedacht und es werden erste Schritte zur Verbesserung der Luftqualität unternommen.

Doch handelt es sich auch um das richtige Team? Luginger hat verraten, dass die Aufnahme nach einem Anruf aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium zustande gekommen ist. Bayerisches Wirtschaftsministerium? Dessen Kapitän heißt doch gar nicht Söder, sondern Hubert Aiwanger. Germering ist also Mitglied in einem Aiwanger-Team, und der Chef der Freien Wähler ist - obwohl Minister - nicht gerade ein beliebter Stammspieler in Söder-Mannschaften. Erinnert sei an die Impfdebatte, bei der Aiwanger sich lange Zeit störrisch verhalten und lieber dem Team: "Ich lass mich nicht impfen", angehört hat, sehr zum Ärger des Ministerpräsidenten. Germering hat sich hoffentlich gut überlegt, was die neue Teamzugehörigkeit für seine spielerische Zukunft bedeutet.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: