Die ersten Mieterinnen und Mieter sind bereits eingezogen. Man begegnet ihnen im großzügigen Eingangsbereich des Hauptgebäudes. Sie unterhalten sich. Manche kennen sich schon, andere wollen sich erst kennen lernen. Sie sind nun Wohnungsnachbarn. 67 Zimmer bietet das neue Caritas-Altenheim Don Bosco in Germering im Bereich des betreuten Wohnens an. Mehr als 40 sind schon vergeben.

Leiterin Monika Ueltzhöffer steht im Foyer. Durch die großen Fensterscheiben fällt viel Licht in den Eingangsbereich und in die Cafeteria. Zu den Vierertischen gehört auch ein spezieller Spieltisch. Unter der Tischplatte finden sich Würfel, Figuren und Bretter für diverse Unterhaltungsspiele. Ueltzhöffer ist richtig stolz auf das neue Haus. Sie bezieht ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, wenn sie sagt, dass alle begeistert seien über den Platz, die Ausstattung und die Konzeption des Hauses. Doch die Begeisterung wird bisweilen gestört - so durch den Lastwagen, der vor den großen Fenstern steht und den Blick nach draußen verstellt. Es ist eben noch nicht alles fertig. Vor allem um das Gebäude herum wird noch gewerkelt. Vor dem Haupteingang entsteht ein Parkplatz, hinter dem Haus fehlen die Pflanzen für die kleine Parkanlage.
Im Haus aber herrscht Betriebsamkeit. Nicht nur Mieter sind unterwegs, um nach Post in ihrem Briefkasten zu sehen oder der hauseigenen Kapelle einen Besuch abzustatten. Ein Techniker schleppt einen großen Bildschirm zum Aufzug, Wirtschafterinnen bereiten das Essen vor, eine Pflegerin durchquert gemeinsam mit einer Rollstuhlfahrerin den Eingangsbereich. Das Haus belebt sich.

Darauf haben in Germering viele gewartet. Stadträte und Oberbürgermeister haben sich vehement dafür eingesetzt, dass die Caritas nach dem Abriss des früheren Seniorenheims an gleicher Stelle wieder ein großes Haus für alte Menschen baut. Auch die Verantwortlichen bei dem katholischen Sozialverband sind wohl froh, endlich eröffnen zu können. Sechs Jahre sind vergangen seit dem Abriss. Der kostete wegen der Entsorgung der Baumaterialien fast doppelt so viel wie geplant. Der Neubau verzögerte sich um Jahre.
Der Quadratmeter im betreuten Wohnen kostet 23 Euro Miete
Etwa 150 Seniorinnen und Senioren werden in dem viergeschossigen Haus untergebracht sein, wenn es voll belegt ist. Etliche Mieter sind schon da. Als Mieter werden die Nutzer des betreuten Wohnens bezeichnet. Ueltzhöffer begründet dies damit, dass für diesen Personenkreis kein pflegerischer Auftrag besteht. Die Wohnungen sind mit einem Kochbereich ausgestattet, so dass sich die Mieter selbst versorgen können. 23 Euro kostet der Quadratmeter für die zwischen 26 und 76 Quadratmeter großen Ein- bis Dreizimmerwohnungen an Miete; dazu kommt eine Servicepauschale. Freilich kann sich, wer im betreuten Wohnen lebt, Leistungen buchen, die das Haus anbietet, beispielsweise das Mittagessen. Und ein Gutteil der neu Eingezogenen nimmt dieses Angebot auch wahr.

Personen, die pflegerische Leistungen benötigen, sind ebenfalls schon im Haus. Sie haben alle Einzelzimmer mit eigenem Bad. Jeweils 16 Bewohnerinnen und Bewohner leben in einer Wohngruppe, insgesamt soll es vier Wohngruppen geben. Sie teilen sich einen großen Raum, in dem gegessen und Zeit verbracht werden kann. Auch ein großes Bad steht ihnen zur Verfügung, in dem es spezielle Vorrichtungen gibt wie eine Pflegebadewanne.
Die Wohngruppen sind nach Bäumen benannt, jeder von ihnen ist eine Farbe zugeordnet. Auf diese Weise finden sich Personen mit Demenz leichter zurecht. Freilich sind alle Zimmer und Flure barrierefrei zugänglich, die Gänge sind breit genug, dass zwei Rollstuhlfahrer aneinander vorbeikommen. Ueltzhöffer weist auf das Lichtkonzept hin. Das besteht aus Deckenleuchten, deren Licht keinen Schatten wirft. Dadurch soll Sehbehinderten die Fortbewegung einfacher gemacht werden. Auffällig sind auch die sich zum Ende hin verschlankenden Gänge - Zeichen für die Wohnbereiche.

Komplettiert wird das Angebot des neuen Seniorenheims durch eine Tages- und Kurzzeitpflege. 25 Betreuungsplätze bietet dieser Bereich. Er ist allerdings noch nicht eröffnet. Bis Herbst wird aber das ganze Haus in Betrieb sein, dann erfolgt die offizielle Einweihung. Ähnliches gilt für die Kapelle. Ihre Einrichtung ist fast ein wenig karg, doch die Wandfarben Gold und Marienblau geben dem Raum ein feierliches Gepräge. Feierlich wird es auch werden, wenn Kardinal Reinhard Marx, wie Ueltzhöffer sagt, zur Einweihung der Kapelle das Altenheim besuchen wird.
Vom alten Caritas-Seniorenheim zeugt nur noch ein Relikt - es handelt sich um ein Glasmosaik. Dieses zeigt Jesus und die Emmausjünger. Es ist vor dem Abriss gesichert worden, nachdem sich herausgestellt hatte, dass es von dem Eichenauer Maler und Grafiker Josef Dering stammt. Dieser fertigte das Mosaik in den Achtzigerjahren für den Eingangsbereich an. Das Kunstwerk hat nun einen Platz vor dem Gebäude. Wer auf den Haupteingang zugeht, kann es rechts neben dem Weg sehen.
