Germering:Botschaft der Kultur

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Museen gelten vielen als angestaubt: Der Archäologe Hermann Parzinger erklärt ihre aktuelle Bedeutung.

Andreas Ostermeier

Hermann Parzinger ist nicht nur ein bedeutender Archäologe, der aus Germering stammende 51-Jährige ist auch ein Botschafter deutscher Kultur. Als solcher nutzte er den Jahresempfang der Germeringer CSU am Sonntag im Roßstall-Stadel zu einem Ausblick auf die großen kulturpolitischen Vorhaben der nächsten Zeit, wie den Bau des Berliner Stadtschlosses oder die bevorstehende Eröffnungsausstellung im neuen Teil des Pekinger Nationalmuseums.

Dreimal stand der Archäologe Hermann Parzinger am Wochenende an Rednerpulten in  Germering. (Foto: Günther Reger)

Seit 2008 leitet Parzinger die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Zu dieser "größten Kultureinrichtung in Deutschland" (Parzinger) gehören 16 Berliner Museen, die dortige Staatsbibliothek und Archive. Aufgrund ihrer Größe nimmt die Institution eine Leitfunktion in Deutschland ein, wenn auch die föderalistische Verfassung Einrichtungen von der Bedeutung des Louvre in Paris oder des Britischen Museums in London nicht zulässt.

Soll deutsche Kultur im Ausland präsentiert werden, bedarf es der Kooperation mehrerer Institutionen, so auch für die Ausstellung "Kunst der Aufklärung", die von 1. April an in Peking gezeigt werden soll. Mit dieser Schau von Kunstschätzen aus Berlin, Dresden und München wird der Neubau des riesenhaften Museums in Peking eröffnet. Parzinger berichtete, dass sich auch Frankreich und Großbritannien darum beworben hatten, diese Eröffnungsausstellung veranstalten zu dürfen.

Die Ausstellungsmacher seien sich freilich der politischen Dimension einer Kunstschau unter dem Titel "Aufklärung" in Peking bewusst, sagte Parzinger. In unmittelbarer Nähe des Museums liegt der Platz des himmlischen Friedens, wo 1989 Tausende von Studenten Freiheit gefordert hatten, ehe die Demokratiebewegung durch den Einsatz von Militär gewaltsam niedergeschlagen wurde.

Museen haben eine "gesellschaftliche Funktion", sagte der Archäologie-Professor und Germeringer Ehrenbürger. Das gilt auch für das Wirken der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Land. So könne kulturelle Bildung einen Beitrag dazu leisten, dass sich Eingesessene und Migranten besser verstehen. Mit Hilfe mehrerer Projekte will Parzinger deshalb den einen den Islam näherbringen, den anderen die christlich-abendländische Kultur. Das Zusammenleben brauche "Wissen und Kenntnisse" über den jeweils anderen, sagte er und fügte eine Botschaft an die Politik an. Im Britischen Museum in London gebe es 30 Mitarbeiter, die sich um interkulturelle Programme kümmerten, in Berlin habe er nicht eine einzige Planstelle für eine derartige Arbeit.

Das "riesige Potential" Deutschlands an Kultur solle auch an die nachwachsenden Generationen weitergegeben werden, sagte Parzinger. Nach dem Vortrag für die Kinder-Uni, den er am Freitag am Max-Born-Gymnasium gehalten hatte, zeigte er sich auch recht zuversichtlich, dass diese Aufgabe gelingen wird. Die Buben und Mädchen, die zu seinem Vortrag gekommen waren, bezeichnete der renommierte Wissenschaftler am Sonntag im Roßstall als "kenntnisreich" in Geschichte, was sich auch an den Fragen der Acht- bis Zwölfjährigen gezeigt habe. Die Vorlesung habe ihm "unglaublich viel Spaß gemacht", sagte er, mehr als so manche Stunde an der Universität. Er werde deshalb für weitere Veranstaltungen an der Kinder-Uni zur Verfügung stehen, versprach Parzinger.

© SZ vom 17.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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