Germering:Bahnstrom setzt Germering unter Spannung

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Mitglieder von Bürgerinitiative bekräftigen ihre Forderung nach Verlegung der Leitungen aus dem Stadtgebiet.

Andreas Ostermeier

"Die Bahnstromleitung muss endlich raus aus der Stadt!" Das forderten mehrere Germeringer am Donnerstag vor der Sitzung des Stadtrats. Dutzende von Zuhörern fanden sich auf den Stuhlreihen im Sitzungssaal im obersten Stockwerk des Germeringer Rathauses ein, um ihren Unmut über die gefährdete Verlegung der Bahnstromleitung aus den Wohngebieten der Stadt heraus kund zu tun. Vor dem Saal wurden weitere Stühle aufgestellt, die Diskussion der Stadträte wurde in den Vorraum übertragen. So viele Besucher waren gekommen, dass die Verwaltung Sitzplatzkarten verteilte.

Strom aus dem Oberland: Die Leitung aus Kochel möchten die Germeringer aus ihrem Stadtgebiet verbannt sehen. (Archiv) (Foto: Günther Reger)

Die Besucher kamen auch gleich zur Sache: Weshalb sie von der Ablehnung der Ersatztrasse durch die Stadt München Ende Juni erst so spät, nämlich im Oktober, erfahren haben, wollten sie wissen. Manche äußerten ihr Unverständnis darüber, dass Germering nach längeren Verhandlungen nur ein barsches Nein erhalten habe. Redner machten deutlich, dass sie eine Bürgerinitiative gegründet hätten - ein Flugblatt mit der Überschrift "Liebe Germeringer, es brennt!" wurde verteilt.

Schließlich wurde Oberbürgermeister Andreas Haas unter Druck gesetzt: Was er denn zu tun gedenke, um seine Wiederwahl zu sichern, fragte ein Redner. Schließlich habe er Haas gewählt, weil dieser versprochen habe, sich gegen die quer durch Germering verlaufende Bahnstromleitung einzusetzen.

Haas' Reaktion zeigte, dass er sich unter Rechtfertigungsdruck sah. Er sagte, dass die Ablehnung für ihn und die Verwaltung überraschend gewesen sei: "Das hat uns wie ein Schlag getroffen." Bis dahin habe er mit einem "guten Ende des Verfahrens" gerechnet. In einer längeren Einleitung des Tagesordnungspunkts zur Bahnstromtrasse zählte er dann auf, was Germering seit drei Jahren und insbesondere seit dem Münchner Nein alles unternommen habe, um die 110-Kilovolt-Leitung aus dem Stadtgebiet hinauszubringen. Zuletzt habe er erst am Donnerstagmorgen mit Münchens Oberbürgermeister Christian Ude telefoniert, sagte Haas. In dem Gespräch hat Ude laut Haas sein Einverständnis mit der Alternativtrasse wiederholt. Diese Trasse liegt näher am Germeringer Stadtgebiet. Ude wolle mithelfen, die Voraussetzungen für eine Verlegung des Bahnstroms zu schaffen, sagte der Germeringer OB.

Er verhehlte allerdings nicht, dass Münchens Zustimmung alleine nicht ausreicht. Auch die Privateigentümer von Grundstücken, auf denen Masten gebaut werden sollen, müssen ihr Einverständnis geben. In diesen Fällen gestalteten sich die Gespräche "teilweise schwierig", sagte Haas. Zudem müssten auch die Belange des Natur- und Artenschutzes berücksichtigt werden. Wiederholt machte Haas deutlich, dass die Stadt Germering weder der Bahn noch der Landeshauptstadt gegenüber einen Rechtsanspruch auf eine Verlegung der Stromleitungen habe. Eine Prognose zur Verlegung der Leitung wollte Haas deshalb nicht abgeben.

Eine Sorge ist der OB allerdings seit Donnerstag los. Der Stadtrat votierte einstimmig für die vorgeschlagene Alternativtrasse und billigte auch die Errichtung von Strommasten auf städtischem Grund. Unisono bedauerten Redner aller Fraktionen, dass die Überlandleitung, die nun näher an Germering liegen soll, nicht "optimal" sei. Angesichts des Zeitdrucks - eine Entscheidung muss bis Ende des Jahres fallen - sei die stadtnahe Trasse aber die einzige Möglichkeit, um den Bahnstrom aus dem Stadtgebiet heraus zu bekommen, hieß es.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative wollen weiter Druck auf die Kommunalpolitiker machen. Zur Bürgerversammlung am 22.November werden sie, so kündigten sie es an, in die Stadthalle kommen und ihr Anliegen wieder vorbringen.

© SZ vom 13.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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