Gehirntraining:Das Gedächtnis ist Trumpf

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Am grünen Tisch: Erika Popp (links) und Renate Weiß, die Vorsitzende des Bridge-Clubs Eichenau, beim Kartenspielen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Seit 25 Jahren treffen sich die Mitglieder des Bridge-Clubs in Eichenau zu ihrer anspruchsvollen Freizeitbeschäftigung

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Sie heißen Pik, Cœur, Karo und Treff und sind die Farben beim Kartenspiel Bridge. Das dürfte schon das Einfachste sein, das sich die Mitspieler merken müssen. Denn das, was in den vielen Monaten nach dem ersten Spiel als Einsteiger in diese Art der Freizeitbeschäftigung noch dazukommt, fordert dem Geist einiges ab. Aber genau deshalb spielen Renate Weiß und die 45 Mitglieder des Bridge-Clubs Eichenau dieses Spiel so gerne. Weil es das Gehirn zum Arbeiten bringt, auch im hohen Alter noch Leistung abverlangt. "Und weil Bridge süchtig macht", wie die Präsidentin des Clubs aus langjähriger eigener Erfahrung nur allzu gut weiß. Immer dienstags treffen sich die Mitglieder im Hildegardsaal des katholischen Pfarrheims zu den Heiligen Schutzengeln in Eichenau und setzen sich mannschaftsweise an die grünen Tische. Auch an diesem Dienstag wird es wieder so sein, mit der Ausnahme, dass vorher in einem Olchinger Restaurant das 25-jährige Bestehen des Vereins gefeiert wird.

Renate Weiß führt den Verein seit 2012 und ist mit 68 Jahre die Jüngste. Das älteste Mitglied, das regelmäßig das Spiel mit den immer neuen Regeln spielt, sei eine Frau mit 95 Jahren, sagt Weiß. Der Eindruck, dass es sich um einen überalterten Verein handelt, täuscht nicht, auch wenn jedes Jahr zwei Mitglieder dazukommen. Dass es so wenige Spieler sind und die meisten von ihnen alt, liegt auch daran, dass man es nicht nebenbei spielen kann. "Jüngere haben schlicht nicht die Zeit dafür", sagte Renate Weiß. Vielleicht liegt es aber auch an strengen Regeln und der Disziplin, die Bridge den Mannschaften abfordert. Kein Wort, kein Raunen, kein Blinzeln erlaubt der Bridge-Weltverband, wenn Turniere gespielt werden, es könnte ja geschummelt werden. Auch dass die Kartenspieler immer wieder neue Regeln lernen müssen, kann für manche abschreckend sein. Für die eingefleischten Bridge-Freunde hingegen scheinen es dagegen immer neue Herausforderungen zu sein.

Anders als Skat oder Schafkopf wird Bridge, wie die Gröbenzellerin erklärt, nicht einfach an einem Wirtshaustisch gespielt. Es muss ein grüner Tisch sein, es gibt Bedienboxen, es wird mit einem Team Nord-Süd und einem Ost-West gespielt, je nachdem, in welchen Himmelsrichtungen die Mitspieler sitzen. Am Ende dieses strategischen Spiels, sagt Weiß, zähle nur die Frage: "Wer hat das Beste aus den Karten gemacht?"

Dass es sich mehr um Denksport als um ein Ablegen von Spielkarten handelt, das betont Weiß gerne und führt prominente Bridgespieler an, wie etwa Bill Gates, Warren Buffett oder die Tennisspielerin Martina Navratilova. Alles Süchtige, die darauf aus sind, ihr Hirn anzustrengen. "Man muss sich wahnsinnig viel merken", sagt die begeisterte Bridgespielerin. Zum Beispiel den gesamten Ablauf des Spiels, wer wann welche Karte gelegt hat, um ein komplettes Spiel auch nachkontrollieren zu können und die Strategie der anderen zu entschlüsseln. "Am Anfang lernt man ein halbes Jahr lang nur auswendig", macht sie Neueinsteigern Mut. Die, die sich an den grünen Bridge-Tisch zum ersten Mal setzen wollen, können zum Club dazustoßen. "Jeder neue Dienstagnachmittag macht alle Sorgen und Nöte und die Welt da draußen vergessen", verspricht Weiß.

© SZ vom 09.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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