Geflüchtete:Flüchtlingshelfer werfen Eichenau mangelnde Unterstützung vor

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Gut besucht ist der Austausch mit den Asylhelfern bei der Eichenauer Kolpingfamilie. (Foto: Johannes Simon)

Bei einem Austausch bei der Kolpingfamilie berichten die Ehrenamtlichen von ihren Erfahrungen und werben für ihre Arbeit.

Von Karl-Wilhelm Götte, Eichenau

Der Raum der Kolpingfamilie im katholischen Pfarrheim in Eichenau füllt sich immer mehr. Das erfreut vor allem Yasemin Bilgic und Dieter Seidl vom Eichenauer Asylhelferkreis. Bald sind auf Einladung von Michaela Zach und Bastian Katz von der Kolpingfamilie fast 30 Menschen gekommen, um die aktuelle Lage und Hilfsmöglichkeiten mit dem Helferkreis zu besprechen. 400 Geflüchtete - inklusive derer aus der Ukraine - unterstützt der ehrenamtliche Helferkreis momentan in privaten Unterkünften oder in den sieben "Camps", die aus zwei Containeranlagen und mehreren Häusern bestehen, die vom Brucker Landratsamt angemietet worden sind. Seit Jahren fordert der Helferkreis eine von der Gemeinde eingerichtete Sozialstelle.

Dieter Seidl ist seit vielen Jahren im Eichenauer Asylhelferkreis aktiv. (Foto: Johannes Simon)

"So eine Anlaufstelle bei der Verwaltung ist als Bindeglied zwischen Helferkreis und Gemeinde notwendig", bekräftigt Bilgic. Zum Beispiel im Nachbarort Olching habe sich das sehr bewährt. Bisher würde der Helferkreis die gesamte organisatorische Betreuung der Geflüchteten alleine bewältigen. "Die Gemeinde ist nicht überfordert", sagt Seidl überzeugt, "sie betreibt keine aktive Betreuung der Menschen". Da fehle nicht nur Geld, "sondern auch das Verständnis", fügt Bilgic hinzu, die selbst im Gemeinderat offenbar auf verlorenen Posten stand und als Grüne im vergangenen Jahr aus dem Gremium aus persönlichen Gründen ausgeschieden ist. Ihre Nachfolgerin als Integrationsbeauftragte im Gemeinderat, die ebenfalls anwesende Parteikollegin Inge Hoffmann, hat da keine besseren Nachrichten zu verkünden. "Den ganzen Papierkram machen immer noch die Ehrenamtlichen."

Bald steht wieder die Anmeldung der Kinder von Geflüchteten zur Kita an. Die muss in digitaler Form erfolgen. "Das wird wieder ganz schwierig werden", sagt Yasemin Bilgic nach den Erfahrungen in der Vergangenheit voraus. Das größte Problem ist jedoch das Wohnungsproblem. "Viele Geflüchtete sind seit den Jahren 2015/2016 noch in den Asylunterkünften", berichtet Andrea Gummert, die seit vielen Jahren im Auftrag der Caritas dem Fachdienst Asyl und Migration im Landkreis vorsteht und die ehrenamtliche Arbeit koordiniert. Auch viele Flüchtlinge aus der Ukraine wohnten seit Langem in den Camps. Wohnungen zu finden, sei das größte Problem. "Die Menschen sind voll integriert. Sie arbeiten und die Kinder gehen in die Kita oder zur Schule", erläutert Bilgic die Lage in Eichenau. Das sei deshalb unverständlich, weil es Leerstand von Wohnraum gebe. "Offenbar können es sich Vermieter leisten, nicht zu vermieten", kritisiert Bilgic. Dieter Seidl verbreitet dann mit dem Hinweis bessere Laune, dass er kürzlich ein Angebot von einer Eigentümerin eines Doppelhauses übermittelt bekommen habe, die eine alleinerziehende ukrainische Mutter mit Kindern einziehen lassen möchte. Bei einem weiteren leer stehenden Haus bestehe möglicherweise Aussicht auf drei Wohnungen für Geflüchtete.

Siraj Salih (links) ist aus Eritrea geflüchtet. Mit Unterstützung der Asylhelfer (im Bild Yasemin Bilgic) hat er erst eine Ausbildung abgeschlossen und nun ein Studium begonnen. (Foto: Johannes Simon)

Dabei sind die Geschichten erfolgreicher Integration immer wieder zu Herzen gehend. So war Siraj Salih aus Eritrea einst mit dem Flüchtlingsstrom 2015 nach Deutschland und nach Eichenau gekommen. Er sprach Arabisch und Englisch. Salih lernte Deutsch, besuchte mit Unterstützung der Helfer die Mittelschule und schloss eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann ab. Danach besuchte er die Berufsoberschule (BOS) und hat vergangenes Jahr Abitur gemacht. Jetzt hat er ein Studium der Sozialpädagogik begonnen. "Aus Spenden und Darlehen, die wir bekommen, unterstützen wir ihn monatlich mit einem festen Betrag", so Bilgic. Salih finanziert sich jedoch vor allem mit eigener Arbeit neben dem Studium in einem Supermarkt und bei der Diakonie. "Wir sind nach der Versammlung mit einem sehr guten Gefühl nach Hause gegangen", sagen Bilgic und Seidl, die sich zusammen mit anderen Mitstreitern im Asylhelferkreis seit zehn Jahren der Flüchtlingsarbeit widmen, übereinstimmend. Ein neuer Impuls sei gesetzt worden. Jegliche zusätzliche Hilfe wäre sehr willkommen, betonen beide noch.

Etwa bei Behördengängen, Sprachkursen, Nachhilfe für Schule und Ausbildung oder bei der Arbeitssuche. Sie verweisen auf den nächsten Asylhelfer-Stammtisch am 7. Februar in den "Bürgerstuben" der Friesenhalle. Weitere Information gibt es auf der Internetseite www.asylhelfer-eichenau.de und Anfragen können unter info@asylhelfer-eichenau.de gestellt werden.

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