Gedenken im Landkreis:50 Jahre danach

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Am Denkmal für die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 findet am Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst alljährlich eine Gedenkveranstalung statt. (Foto: Johannes Simon)

1972 endete das Olympia-Attentat mit einem Blutbad auf dem Fliegerhorst. 2022 gibt es viele Gedenkveranstaltungen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Mit zahlreichen Veranstaltungen wird in diesem Jahr in Fürstenfeldbruck der Opfer des Olympia-Attentats vor 50 Jahren gedacht. Jeden Monat wird es ein besonderes Gedenken an eines der zwölf Opfer geben, abwechselnd in München und Fürstenfeldbruck. Im Landkreis werden die Veranstaltungen vom Historischen Verein, vom Landratsamt, vom Museum Fürstenfeldbruck, dem Jexhof, dem Graf-Rasso-Gymnasium Fürstenfeldbruck, Künstlervereinigung und IG Kultur sowie der Polizeifachhochschule getragen. Der Historische Verein richtet außerdem eine besondere Gedenkveranstaltung mit Lesung und Musik in der Nacht des 5. September im Tower auf dem Fliegerhorst und einige Führungen aus.

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(Foto: SZ Photo)

Einer der beiden beim Befreiungsversuch der Geiseln zerstörten Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck.

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(Foto: Johannes Simon)

Vor zehn Jahren fand auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck ein großes Gedenken statt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Zur Gedenkstätte im Münchner Olympiapark führt dieses Jahr eine der Veranstaltungen.

Am 5. September 1972 überfiel ein Kommando palästinensischer Terroristen die israelische Mannschaft im Olympischen Dorf in München. Die Entführung endete auf dem Brucker Flughafen beim Tower mit einem Blutbad, auch aufgrund der dilettantischen Vorgehensweise der deutschen Polizei. Insgesamt kamen bei dem Anschlag elf israelische Sportler und ein Polizist ums Leben.

Die Gedenkreihe wird von der Polizeifachhochschule in Bruck eröffnet. Am Dienstag, 22. Februar, findet eine Veranstaltung statt, auf der eine Ansprache der Hinterbliebenen des Polizisten Anton Fliegerbauer geplant ist. Außerdem wird es einen Vortrag zur Geschichte des Attentats und die Lehren der Polizei aus dem Anschlag geben. Eine Teilnahme ist nur mit Voranmeldung möglich.

Im Bauernhofmuseum Jexhof bei Schöngeising ist vom 3. bis 31. März eine Ausstellung im Außenbereich vorgesehen. Auf Stelen oder Fahnen wird des ermordeten Zeev Friedman gedacht. Der Gewichtheber wurde 1944 in der Sowjetunion geboren, wohin seine Eltern vor den Deutschen geflohen waren. Dazu wird die Sonderausstellung im Jexhof über jüdisches Leben und die Shoah im Landkreis verlängert, die im ersten Stock in der Tenne zu sehen ist.

Anne Mischke-Jüngst vom Historischen Verein bietet am Samstag, 30. April, eine Führung in München an, zum Ort des Olympiaattentats in der Conollystraße sowie der Gedenkstätte. Im Mai wird im Landratsamt des Ringers Eliezer Halfin gedacht und seine Biographie vorgestellt. Der Ringer wurde 1948 in Riga als Kind von Überlebenden der Shoah geboren, 1969 durfte die Familie die Sowjetunion verlassen und nach Israel auswandern. Dazu ist die Ausstellung "5. September 1972 - Das Ende der heiteren Spiele von München" zu sehen. Zum Jahrestag des Attentats wird die Ausstellung vom Dienstag, 6. September, bis zum Samstag, 10. September, im Tower aufgebaut, wo der Historische Verein Führungen anbietet.

(Foto: N/A)

Mit dem Eichenauer Sportverein veranstaltet der von Anna Ulrike Bergheim geleitete Historische Verein am Sonntag, 19. Juni, ein ganztägiges Gedenkturnier in der Eichenauer Friesenhalle an den Gewichtheber Yossef Romano. Er wurde 1946 in Libyen geboren, seine Familie floh 1946 vor antisemitischen Pogromen aus dem arabischen Land nach Israel. Die Friesenhalle war während der Olympischen Spiele 1972 ein Stützpunkt für die Gewichtheber. Die Sportgeräte, die damals dafür angeschafft wurden, sind noch vorhanden.

Die Gewichtheber benutzen noch immer Sportgeräte von 1972. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Museum Fürstenfeldbruck wird im September an den Ringer Mark Slavin erinnern, dessen Karriere in der Sowjetunion begann. Wegen des wachsenden Antisemitismus emigrierten er und seine Familie drei Monate vor Beginn der Spiele nach Israel. Dazu wird die Ausstellung "Olympia 1972" vom Freitag, 29. Juli, bis Sonntag, 23. Oktober, zu sehen sein, in der die Veränderungen im Umland von München durch die Olympischen Spiele thematisiert werden.

Mitglieder der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck werden den Anschlag auf ihre Weise verarbeiten. 14 Künstler werden dazu Skulpturen, Bilder und Grafiken anfertigen, dazu bereiten Mitglieder der IG Kultur ein digitales Storytelling vor. Ihre Ergebnisse sind in einer Ausstellung vom Samstag, 3. September, bis Sonntag, 25. September, in der Kulturwerkstatt im Haus 10 in Fürstenfeld zu sehen, eventuell zum Teil auch im Außenbereich. Die Vernissage findet am Freitag, 2. September, statt.

Im November werden Schüler des Brucker Graf-Rasso-Gymnasiums an den Kampfrichter für Ringen, Yakov Springer, erinnern. Seine Eltern und Geschwister wurden von den Deutschen ins Ghetto Lodz deportiert und ermordet, er war der einzige Überlebende der Familie. 1957 wanderte er wegen des Antisemitismus in Polen nach Israel aus.

© SZ vom 15.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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