Fussball:Verbaselt

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Mit 1:5 verlieren die Löwen ihr Testspiel gegen den mehrfachen Schweizer Meister in Germering. Das Ergebnis trübt die Stimmung der Sechziger-Fans allerdings nicht

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

1200 Fans lockt das Testspiel in Germering an. (Foto: Matthias F. Döring)

Das Waldstadion des SC Unterpfaffenhofen-Germering (SCUG) ist randvoll besetzt. Löwen-Blau oder neuerdings Neon-Grün dominiert auf der Tribüne und um den Fußballplatz herum. 1200 Besucher sind zum Testspiel des TSV 1860 München gegen den FC Basel gekommen. 3:0 führen die Schweizer zur Halbzeit. Sechzig-Trainer Daniel Bierofka lässt seine Akteure in der Pause schon regenerativ auslaufen und wechselt einige Spieler ein. Es wird zunächst nicht besser für die Löwen; Basel ist dem 4:0 nahe. Trifft mal ein harmloser Schuss der Münchner das Basler Tor applaudieren die Zuschauer erleichtert. Ansonsten wird auf den Rängen viel geredet und die ausgetauschten Löwen-Spieler müssen für Autogramme und ständige Handyfotos herhalten. Sie absolvieren diese dauerhaften Aufstellfotos mit Mutter, Vater und Kind mit beeindruckend-professioneller Ruhe.

Auf der Tribüne dominieren die Löwen. (Foto: Matthias F. Döring)

Gerade lässt sich Verteidiger Philipp Steinhart mit einem umfassend tätowierten Fan fotografieren, der das Löwen-Emblem an der Schläfe hat einarbeiten lassen. Ein großes Transparent der "Bluetsbrüder 1860" ist unübersehbar. Eher skeptisch sind langjährige Fans, wie der Germeringer Christian Hofer von der "Löwenkralle", was die kommende Drittliga-Saison betrifft. "Ich hoffe, wir bleiben drin", meint Hofer, der in Löwen-Kutte gekleidet ist. Zwischenfälle gibt es nicht. Die Germeringer Polizei muss sich jedoch den Falschparkern annehmen. "Wir haben zwei Halteverbote vor dem Stadioneingang eingerichtet", erzählt Andreas Ruch, der stellvertretende Inspektionsleiter und "bekennender Blauer", wie er sagt. Die Halteverbote werden von einigen übersehen. Das kostete bis zu 30 Euro Verwarnungsgeld. Da sind die zehn Euro Eintritt für Erwachsene eher bescheiden. SCUG-Kassier Wolfgang Weber kann sich über die volle Kasse nicht so richtig freuen. Das Geld gehört ihm nicht. Die Eintrittsgelder teilten sich - vielleicht 8000 bis 10 000 Euro - 1860 und Basel 50:50 auf. Beide Vereine - auch Basel ist momentan auf Sparkurs - brauchen offenbar jeden Cent. Der SCUG muss sich mit dem Würstchen- und Getränkeverkauf begnügen.

Die Spieler aus Basel treffen fünf Mal, 1860 einmal, so dass es viele Tore zu beklatschen gibt. (Foto: Matthias F. Döring)

Der vielfache Schweizer Meister schlägt alljährlich sein Trainingslager für zehn Tage in Rottach-Egern am Tegernsee auf. Da Geretsried diesmal Terminprobleme hatte, wurde das Spiel auf Vermittlung von SCUG-Trainer Viktor Medeleanu ins Waldstadion geholt. Dafür musste der Rasen auf 2,6 Zentimeter - so die Vorgabe der Vereine - gekürzt werden. Das Medieninteresse ist beachtlich. Oben auf dem Tribünendach filmen gleich fünf Kameras mit und ein halbes Dutzend Fotografen mit großen Objektiven hat sich hinter den Toren aufgereiht. Sie dürfen noch zweimal auf den Auslöser drücken. 1860 markiert das 1:3 und wenig später lässt Basel innerhalb weniger Minuten erst das 4:1 und dann den 5:1-Endstand folgen. Basel-Trainer Marcel Koller wird hinterher vom Basler Regionalfernsehen interviewt. Andere Journalisten tippen mit flinken Fingern seine Antworten sofort in ihr Smartphone. Zweimal hat der mehrfache Champion League-Teilnehmer in der Meisterschaft zuletzt hinter den Young Boys Bern das Nachsehen gehabt. "Da müssen wir jetzt Gas geben", meint Koller. Löwen-Trainer Bierofka kann man nichts fragen, muss er nach dem Abpfiff noch minutenlang Handyfotos mit sich machen lassen.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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