Die S 4 könnte nun doch viergleisig bis Fürstenfeldbruck ausgebaut werden, statt nur ein drittes Gleis bis Eichenau zu verlegen, wie es die CSU-geführte bayerische Staatsregierung jahrelang als beste Lösung verfochten hat. Grund dafür ist, dass die Bundesregierung sich an der Finanzierung von Planung und Ausbau beteiligt, wie die Landtagsabgeordneten Benjamin Miskowitsch (CSU) und Gabriele Triebel (Grüne) berichten.
Der viergleisige Ausbau von Pasing bis Eichenau ist seit August 2021 als Infrastrukturmaßnahme im Rahmen des Deutschlandtakts vorgesehen. Nach Angaben Miskowitschs plane der Bund "auf Betreiben der bayerischen Staatsregierung" jetzt sogar einen Ausbau bis Fürstenfeldbruck. "Die Finanzierung dafür ist gesichert", sagt der Abgeordnete.
Demnach will die Bundesregierung das Projekt zunächst als Maßnahme nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz vorantreiben. Sobald "Vorentwurfsplanungen" bewertet seien, könne das Projekt eine Bedarfsplanmaßnahme werden. Mit dieser Einstufung würde der Bund die Planungskosten vom Freistaat ablösen und die Maßnahme eigenverantwortlich weiterführen.
Derzeit werde eine schriftliche Vereinbarung zwischen Bund und Freistaat darüber vorbereitet. Dies ist laut Miskowitsch eine wichtige Voraussetzung, um bei der Bahn AG einen "zügigen Planungsfortgang bei diesem überregional äußerst wichtigen Schienenausbauprojekt zu erwirken". Mit dem Ausbau sollen "dringend notwendige Kapazitäten" für den Fern-, Regional- und Güterverkehr sowie vor allem für die S-Bahn geschaffen werden.
Die neue Lage hat sich daraus ergeben, dass der Ausbau in den Deutschland-Takt einbezogen wurde. Dadurch habe sich die Kosten-Nutzen-Analyse geändert, sagt Miskowitsch. Für den Ausbau bundeseigener Schienenverkehrsinfrastruktur ist der Bund verantwortlich, demnach auch für dieses Projekt. "Der Ball liegt jetzt also allein beim Bund, der Freistaat Bayern hat seine Aufgaben erledigt", betont der CSU-Landtagsabgeordnete.
Auch sein Parteifreund, der Landtagsabgeordnete Alex Dorow, erklärt, er sei sehr froh, dass die Finanzierung gesichert sei und die Planung weiter vorangetrieben werden könne. "Der Freistaat hat sich mit Nachdruck für diese Maßnahme eingesetzt, nun muss auch der Bund seiner Verantwortung gerecht werden", sagte Dorow.
Erfreut ist auch die Kollegin von den Grünen. "Die große positive Nachricht ist, dass es endlich vorangeht mit dem viergleisigen Ausbau. Wir Grüne haben von Beginn an auf den Ausbau bis Bruck gedrängt", erklärte Triebel.
Sie hat allerdings auch einen "Pferdefuß" ausgemacht. Erst kommt eine Vorplanung, dann werde nochmal geprüft, ob der Ausbau bis Bruck in den Deutschland-Takt aufgenommen werde. "Aber es ist ein bisschen Vorwärtskommen", sagte die Grünen-Abgeordnete.
Ursprünglich sollte die S 4 bis Buchenau viergleisig ausgebaut werden. Der damalige bayerische Verkehrsminister Otto Wiesheu (CSU) sprach von einer Eröffnung 2009. Unter seinen Nachfolgern Martin Zeil (FDP) und Joachim Herrmann (CSU) wurde das Projekt auf drei Gleise bis Eichenau reduziert und auf die Zeit nach dem Bau der umstrittenen zweiten Stammstrecke in München verschoben. Dagegen protestierten das Bündnis "S 4-Ausbau jetzt", Fahrgast- und Umweltverbände sowie die Grünen von Anfang an als verkehrspolitisch unsinnig.
Im Frühjahr 2021 kündigte die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) an, die Pläne erneut zu überarbeiten: Das dritte Gleis sollte einen späteren Ausbau auf vier Gleise wenigstens nicht blockieren. Sie kündigte an, die Erweiterung um ein viertes Gleis zu prüfen.