Fürstenfeldbruck/Maisach:Keine Freude mehr am Fahren

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Erlebnis und Erfahrung zugleich will BMW im Fliegerhorst durch das Fahrertraining vermitteln. (Foto: Carmen Voxbrunner)

BMW will seine Trainingsstrecke auf dem Fliegerhorst bis 2024 aufgeben

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck/Maisach

Während man sich in der Stadt Fürstenfeldbruck fragt, wie mit dem erhaltenswerten Immobilienbestand im Fliegerhorst nach der sogenannten Konversion des militärischen in ein zivil genutztes Gelände umgegangen werden soll, räumt ein wichtiger Mieter in wenigen Tagen sein Gebäude. BMW will spätestens im Jahr 2024 zusammenpacken und sein Fahrertraining auf dem ehemaligen Flugfeld aufgeben. Das haben Vertreter des Automobilbauers in einem Gespräch mit den Bürgermeistern von Fürstenfeldbruck und Maisach und einem Vertreter der Vermieterin Bima angekündigt. BMW würde damit die bis zum Jahr 2026 erlaubte Nutzungszeit nicht ganz ausschöpfen. Bis Ende 2026 soll die Bundeswehr den Fliegerhorst verlassen haben, so dass die Stadt Fürstenfeldbruck einen neuen Stadtteil entwickeln könnte.

Sowohl in Fürstenfeldbruck als auch in Maisach ist die Ankündigung von BMW mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis genommen worden. Offiziell heißt es von BMW, das Fahrertraining in einem europäischen Schutzgebiet entspreche nicht mehr der neuen Orientierung des Konzerns zu mehr Nachhaltigkeit. Man werde aber "das Fahrerlebnis weiter anbieten" und dafür andere Standorte suchen, sagt eine Sprecherin. Die Kommunen hätten nun die Möglichkeit, das Gelände besser zu nutzen zu können: "Wir haben den Weg für einen Neuanfang freigemacht."

"Wir sind BMW zu großem Dank verpflichtet", sagt Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU) zu der Entscheidung des Autobauers. Die Ansiedlung von BMW bedeutete nicht nur das Aus für jegliche fliegerische Nachnutzung des ehemaligen Militärflugplatzes, sie wurde in Maisach auch als Chance angesehen, im Fliegerhorst möglicherweise Forschung und Entwicklung rund ums Automobil anzusiedeln. Das aber blieb ein Wunschtraum, denn BMW kam auch der jüngsten dringenden Aufforderung aus Maisach nach mehr wirtschaftlichem Engagement nicht nach.

Die Gemeinde Maisach hat ein starkes Interesse an der weiteren Entwicklung des alten Flugplatzes, weil dieser in ihrem Gemeindegebiet liegt. Das Verwaltungsgebäude des BMW-Fahrertrainings hingegen ist gerade noch auf Brucker Stadtgebiet platziert. Die Maisacher Flächen sind Schutzgebiet nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) der Europäischen Union. Dort soll der Lebensraum wild lebender Arten erhalten geschützt und gesichert werden. In einem Teil des FFH-Gebiets hatte sich 2012 BMW mit dem Fahrsicherheitszentrum angesiedelt, nachdem erste Pläne dafür schon 2006 bekannt geworden waren. Auch das bayerische Innenministerium bildet im Fliegerhorst Polizeibeamte als Fahrer fort. BMW hat angekündigt, sein Programm schrittweise zurückzufahren und nicht mehr das komplette Angebot in Fürstenfeldbruck umzusetzen. Dafür, heißt es aus der Münchner Konzernkommunikation, suche man jetzt andere Standorte. Es würden verschiedene Flächen geprüft, weil das Unternehmen wachse. Der Standort Fürstenfeldbruck sei aber auch für die Forschung und Entwicklung nicht geeignet.

Für die Gemeinde Maisach, da lässt Bürgermeister Hans Seidl keinen Zweifel dran, ist die Entscheidung von BMW kein Verlust. So etwas wie das Fahrertraining, findet er, sei "doch immer mehr aus der Zeit gefallen". Weder für Maisach noch für Fürstenfeldbruck habe es ein bedeutendes wirtschaftliches Aufkommen. "Nur Freude am Fahren ist zu wenig", stellt Seidl fest, die BMW-Werbebotschaft zitierend.

Erst im Herbst vergangenen Jahres hatte der Freistaat mit BMW einen Duldungsvertrag für die Nutzung in Fürstenfeldbruck vorgelegt. Die Frist läuft 2026 aus. Die Vereinbarung war nötig geworden, weil die Baugenehmigung für das BMW-Gelände im Juli dieses Jahres ausläuft und nicht verlängert werden kann. Sowohl ein Bebauungsplan- als auch ein Baugenehmigungsverfahren laufen derzeit, können aber unter anderem aus naturschutzrechtlichen Gründen bis zum Auslaufen der Baugenehmigung nicht abgeschlossen werden. Die Gemeinde - Bürgermeister wie Gemeinderat - hatten mehrmals deutlich gemacht, dass es keine Erweiterung der Rundkurse durch das FFH-Gebiet geben dürfe.

© SZ vom 28.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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