Rettungswesen:Chef von 52 Feuerwehren

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Christoph Gasteiger ist neuer Kreisbrandrat. Er folgt Hubert Stefan nach. Es ist ein Ehrenamt für den Moorenweiser Vizebürgermeister und Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Christoph Gasteiger aus Moorenweis ist neuer Fürstenfeldbrucker Kreisbrandrat. Der 44-Jährige zeigt sich zufrieden mit dem Zustand der Feuerwehren und betont den Wert einer guten Ausbildung für die Aktiven und den Nachwuchs.

Seine erste Begegnung mit Feuerwehrleuten kennt Christoph Gasteiger nur aus Erzählungen. Der neue Kreisbrandrat kann sich nicht mehr daran erinnern, wie er als Bub mit zwei Jahren seine Münchner Oma auf dem Balkon aussperrte und damit einen Feuerwehreinsatz auslöste. Die Retter drangen durch ein Fenster in die Wohnung ein und öffneten die Balkontür wieder. Die Oma war befreit, die Geschichte dieses Tages wurde zur Erzählung in der Familie. Bewusst mit der Feuerwehr in Kontakt kam Gasteiger in Moorenweis, seinem Heimatort. Auf einem Bauernhof in der Nachbarschaft gab es einen Feuerwehrmann. Was dieser tat, wenn er Helm und Uniform anzog, das interessierte Gasteiger, und so schloss er sich mit 17 Jahren der Feuerwehr an, aus "purem Interesse", wie der 44-Jährige erzählt.

Nun ist Christoph Gasteiger der oberste Feuerwehrmann im Landkreis. Im Herbst wählten ihn die Feuerwehrkommandanten in das Amt. Ausrücken muss er nur noch, wenn es richtig brennt. Bei Großfeuern ist es seine Aufgabe, den Löscheinsatz zu leiten. Aber auch bei Katastrophen wie einem Hochwasser, wird Gasteiger an der Spitze der Helfer stehen. Das gehört zu seinen neuen Aufgaben. Die Leitung von Feuerwehreinsätzen ist freilich nichts Neues für ihn, der Moorenweiser war von 2004 bis Herbst des vergangenen Jahres Kommandant der Feuerwehr seines Heimatorts.

Ausbildung wichtig für Nachwuchs

Er habe die "klassische Karriere eines Feuerwehrmanns" gemacht, sagt Gasteiger, sich also an Übungen und Einsätzen beteiligt sowie über Kurse und Lehrgänge zusätzliche Fähigkeiten erlernt. Er selbst war Lehrgangsleiter für die Ausbildung "Technische Hilfeleistung". Fragen der Ausbildung beschäftigen ihn weiterhin, denn nur dadurch können die Feuerwehren Nachwuchs gewinnen. Über etwa 2400 Aktive verfügen die 52 Feuerwehren im Landkreis. Jedes Jahr scheiden Helfer aus Altersgründen aus. Das bedeutet, Jahr für Jahr müssen auch neue Freiwillige hinzukommen, um die Stärke der Wehren aufrecht zu erhalten. Das Ausbilden und Üben verschiedener Einsätze ist deshalb notwendig.

Vieles geschieht in den einzelnen Feuerwehren, einiges an Ausbildung übernimmt aber der Kreisverband, so Training und Übungen mit besonderen Gerätschaften, über die vor allem die kleineren Feuerwehren nicht verfügen. Gasteiger nennt technische Hilfeleistungen, den Umgang mit Chemikalien oder den Einsatz von Atemschutz als Beispiele. Einen Schrott-Lastwagen anzuschaffen, um an ihm die Befreiung eines eingeklemmten Lastwagenfahrers zu üben, das koste viel Geld, sagt der Kreisbrandrat. Etliche Wehren können sich das nicht leisten, deshalb ist eine solche Anschaffung Aufgabe der Kreisfeuerwehr. Der Ausbildung dort sowie in den einzelnen Wehren attestiert er ein hohes Niveau. "Wir spielen in der Oberliga", sagt Gasteiger.

Pausen durch die Pandemie

Trainiert werden muss aber auch, weil es sehr gefährliche Einsätze gibt, beispielsweise die Bekämpfung von Bränden in einem Gebäude. Das Rauchgas ist lebensbedrohlich, deshalb muss geübt werden, wie man mit den Atemschutzgeräten umgeht. Was solche Übungen angeht, sagt Gasteiger: "Wir können nicht pausieren." Die Pandemie hat die Feuerwehren in den vergangenen Jahren allerdings zu Pausen gezwungen. Wegen der Vorgaben zum Schutz vor Infektionen hätten die Feuerwehren ihre Ausbildung nicht so machen können, wie es nötig sei, sagt der Kreisbrandrat. Und auch das soziale Leben hat gelitten, denn einfach mal zusammensitzen und miteinander reden, das ist in den vergangenen Monaten zu kurz gekommen. Noch mehr als den erwachsenen gehe dies den jugendlichen Feuerwehrleuten ab, sagt Gasteiger.

Etwa 350 Jugendliche sind in den Feuerwehren engagiert. Es gebe einen kontinuierlichen Nachwuchs an Burschen und Mädchen, die sich für die Aufgaben der Feuerwehr interessierten. "Darüber sind wir glücklich", sagt der Kreisbrandrat und nennt die Ausbildung und das Freizeitprogramm als wichtige Faktoren für den Zuspruch durch die Jugend. Das stimmt ihn auch zuversichtlich, was die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren angeht.

Freiwilliges Engagement als Basis

Das freiwillige Engagement hält er für einen gesellschaftlichen Wert. Außerdem hat die Freiwilligkeit viele Vorteile, beispielsweise dass es in jeder Ortschaft eine Feuerwehr geben kann. Berufsfeuerwehren könnten sich viele Gemeinden gar nicht leisten und zentralisierte Feuerwehren benötigten mehr Zeit, um zu einem Einsatzort zu gelangen. Die Sicherheit der Bevölkerung könnte nicht im heutigen Maß aufrecht erhalten werden. Dass es dennoch den einen oder anderen bezahlten Feuerwehrmann gibt, erklärt Gasteiger mit den vielen und komplexen Gerätschaften. Gerade große Feuerwehren verfügen über viel Material, das regelmäßig gewartet und geprüft werden muss. Dies könnten Ehrenamtliche am Feierabend nicht mehr stemmen.

Gasteiger ist selbst ehrenamtlich als Kreisbrandrat tätig. Die vielen Aufgaben, die er als oberster Feuerwehrmann hat, muss er mit seinem Beruf als Techniker beim Bayerischen Rundfunk in Einklang bringen. Und manchmal trägt er seine Erlebnisse wohl auch nach Hause. Dann ist die Feuerwehr Thema beim Abendessen mit der Frau und den drei Kindern. Ob von diesen sich eines einmal den Helfern anschließt? Zwei zeigten schon eine Affinität zur Feuerwehr, sagt Gasteiger.

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