Fürstenfeldbruck:Kochen wie Urgroßmutter

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Der Maisacher Kaminofen-Experte Martin Probst verrät auf der Messe "Haus und Hof", wie er dem heimischen Partykeller Dampf machen will

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Wer sich in der Münchner Region ein Haus bauen kann, darf sich glücklich schätzen. Gleichwohl sind auch angehende Häuslebauer Kummer gewohnt - angesichts eines Dschungels aus Vorschriften und Grenzwerten. Die Anforderungen an die Wärmedämmung werden - berechtigterweise - höher. Und nun werfen im Zuge der Feinstaubdebatte auch die Kaminöfen viele Fragen auf. Fachmessen wie die "Haus und Hof" am vergangenen Wochenende in Fürstenfeld können da Orientierungshilfen geben. Statt sich Informationen mühsam im Internet zusammensuchen zu müssen, fanden angehende Bauherren alle paar Meter fachkundige Ansprechpartner.

Sieht aus wie der Chefkoch, ist aber Kaminofenexperte Martin Probst am holzbefeuerten Herd. (Foto: Günther Reger)

Solche Ansprechpartner sind Rosemarie und Martin Probst aus Maisach. An ihrem Stand im Obergeschoss der Tenne gibt es denn auch viel Gesprächsbedarf. Vor allem geht es um die Auswirkungen der von 2019 an geltenden neuen Feuerungsverordnung mit ihren strengeren Grenzwerten. Es ist wie bei Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren: Technisch ist mehr Sauberkeit durchaus möglich, aber das gibt es nicht zum Nulltarif. Und es wird immer mehr zur Wissenschaft. Das kann es nicht schaden, dass Martin Probst selbst so etwas ist wie ein Wissenschaftler. Er kennt sich nicht nur mit dem Bau und der Installation von Kaminöfen aus, er verfügt zusätzlich über 27 Jahre Erfahrung als Kaminkehrermeister. Die strengeren Verordnungen haben auch etwas Gutes für den von seiner Frau geleiteten Betrieb mit seinen zwei Mitarbeitern. "So einfach in den Baumarkt fahren und sich einen x-beliebigen billigen Kaminofen kaufen, das wird immer schwerer", sagt Probst. Gleiches gilt für die Bestellung im Internet, mit der man zunächst durchaus Geld sparen kann. Das dicke Ende kommt spätestens dann, wenn der Kaminkehrer bei der obligatorischen Prüfung die Genehmigung verweigert. Mit diesem solle man am besten immer vor dem Erwerb eines Ofens reden, rät Probst. Und wer sich gleich an einen Fachbetrieb wendet, der erfährt im Idealfall beim Hausbesuch des Experten, welcher Ofen überhaupt fürs heimische Wohnzimmer geeignet ist. Die Preisspanne reicht für Modelle aus dem Katalog in etwa von 2000 bis 8000 Euro. Für passgenau Spezialanfertigungen darf man dann aber schon mal mit einem fünfstelligen Betrag rechnen - Qualität und Handwerkskunst haben eben ihren Preis. Moderne Öfen werden passgenau mit Außenluft versorgt und sind damit auch für Passivhäuser geeignet. Und mit einer Gebläseunterstützung lässt sich der Holzeinsatz laut Probst um bis zu 50 Prozent reduzieren, die Grenzwerte werden auf diese Weise sehr deutlich unterboten. In modernen Häuser, die über Fußbodenheizungen verfügen und oftmals über Luft-Wärme-Pumpen, schaffen Kaminöfen nicht nur eine gemütliche Atmosphäre. An kühlen Tagen können sie vielmehr einen Beitrag zum Erreichen der Wohlfühltemperatur leisten. Elisabeth und Martin Probst haben in ihrem Haus einen Kachelofen. Neubauten seien aber heutzutage eher kleiner und damit besser geeignet für kompaktere Modelle aus Eisen oder Sandstein.

Am Messestand des Familienbetriebs Probst steht ein auf den ersten Blick kurios anmutendes, chromblitzendes Modell, das demnächst im Partykeller des Maisacher Hauses installiert wird und dort gewiss ordentlich Dampf machen wird. Dann könnte auch ein Schweinsbraten gekocht werden, auf Urgroßmutters Art. Es ist ein mit Holz befeuerter Herd, der oben über eine große Platte für Pfannen und Töpfe verfügt und unten über einen Backofen für den Sonntagsbraten.

Publikumsmagnet waren an den beiden Messetagen die Fachvorträge in der Tenne. Die Themen reichten von Solaranlagen bis hin zur Heizungsoptimierung. Unter den Referenten war auch der Puchheimer Energieberater Hanno Lang Berens von der Verbraucherzentrale Bayern. Er gab Tipps zum Energiesparen sowie zur Vermeidung und Bekämpfung von Schimmelpilz. Stammgast auf der Messe, die früher als "Energietage" firmierte, ist auch Ziel 21 mit seinem Vorsitzenden Gottfried Obermair. Der Energiewendeverein tauschte erneut alte Glühbirnen gegen moderne LED-Leuchtmittel um.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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