Gesundheit:Beim E-Rezept hakt es noch

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Medikament auf Karte: Das E-Rezept ist seit Jahresbeginn verpflichtend. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Warten auf die Unterschrift des Arztes und technische Probleme: Apotheker sprechen über ihre Erfahrungen.

Von Matthias Weigand, Fürstenfeldbruck

Die rosafarbenen Zettel für verschreibungspflichtige Medikamente sollten mit Jahresbeginn der Vergangenheit angehören. Seit 1. Januar sind die Regelungen zum E-Rezept in Kraft. Rezepte in Papierform werden nun durch die elektronische Gesundheitskarte ersetzt. Alternativ können Patientinnen und Patienten auch auf Apps zurückgreifen, oder es wird in den Praxen ein Code erstellt, der in den Apotheken ausgelesen wird. In der Startphase des E-Rezeptes läuft noch nicht alles glatt.

"Heute Vormittag hatten wir Schwierigkeiten mit der Telematik. Da konnten wir eineinhalb Stunden nicht auf Rezepte zugreifen", sagt Ulrike Mehrlich, Apothekerin in der Ahorn-Apotheke im Citypoint in Fürstenfeldbruck. Die Telematikinfrastruktur ist die digitale Plattform für Gesundheitsanwendungen in Deutschland, auf der alle E-Rezepte gespeichert werden. Zeigt die Plattform Störungen, kommt es zu Wartezeiten in den Apotheken. "Natürlich ärgert man sich dann, weil man für den Patienten nichts machen kann, außer ihn wegzuschicken", sagt auch der Apotheker Cosmin Mihali von der Marien-Apotheke.

Solche technischen Probleme treten nach Aussagen der beiden Apotheker aber nur ein paar Mal im Monat auf, ansonsten laufe das E-Rezept insgesamt ganz gut. Damit sind die Apotheken aus dem Landkreis aber keine Einzelfälle. Laut einer Umfrage der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, kurz ABDA, hat die Hälfte aller Apotheken in Deutschland bei fast 20 Prozent der E-Rezepte ein Problem.

Schritt zur Digitalisierung

Das E-Rezept soll im deutschen Gesundheitssystem die Digitalisierung voranbringen. Vor allem die alltägliche Arbeit von Apothekerinnen und Apothekern wird dadurch erleichtert. Das E-Rezept muss in der Apotheke nur noch gescannt werden und nicht mehr händisch in das System eingegeben werden. Die digitale Übersicht aller verschriebenen Medikamente hilft, Wechselwirkungen schneller zu erkennen. Außerdem können Formfehler vermieden werden, was bei Papierrezepten durch eine unleserliche Handschrift und ein falsch gesetztes Datum öfter der Fall war.

Bei Folgeverschreibungen können sich Patientinnen und Patienten auch Zeit und Wege sparen. Es genügt ein Anruf beim Arzt oder der Ärztin, und das Rezept kann digital erstellt werden. Dadurch können die Medikamente direkt aus der Apotheke abgeholt werden und der Gang zur Praxis fällt weg. Das ist besonders für chronisch Kranke von Vorteil, bei denen der Bedarf an Medikamenten schon im Vorfeld klar ist.

Verzögerungen durchs Signieren

Das Hauptproblem in den Apotheken ist aber, dass der Patient zwar da ist, das E-Rezept aber noch nicht. "Eine alte Frau möchte mittags ihre Medikamente abholen. Sie kommt von einem Arzt aus zum Beispiel Landsberied zu uns gefahren. Weil das Rezept aber erst abends signiert wird, kann sie ihre Medikamente erst später abholen und muss nochmal herfahren", schildert Mehrlich einen Fall aus ihrer Apotheke. Das liegt daran, dass E-Rezepte in einer Cloud abgelegt werden. Der verschreibende Arzt muss aber das E-Rezept digital signieren, um es freizugeben.

Ein Teil der Arztpraxen nutzt dafür Stapelsignaturen. Dabei werden Rezepte gesammelt und erst zu einem späteren Zeitpunkt freigegeben. Das Hauptproblem ist hierbei aus Sicht von Thomas Benkert, Apotheker aus Mammendorf und Präsident der Bundesapothekerkammer, dass Patientinnen und Patienten nicht sofort ihre Medikamente erhalten könnten. Um solche Fälle zu vermeiden, spricht sich ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening laut Pressemitteilung für den Einsatz von Komfortsignaturen in Arztpraxen aus. Hierbei können die E-Rezepte kontinuierlich im Praxisablauf erstellt und sofort signiert werden.

Mehr Vorlauf gewünscht

Apotheker Mihali ist zuversichtlich, dass sich die Probleme mit der Zeit lösen. Die Arztpraxen müssten sich erst an die neuen Regelungen gewöhnen, sagt er. Das sieht Axel Heise, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, ähnlich. Die Arztpraxen hätten sich deshalb mehr Vorlauf für den Wechsel zum E-Rezept gewünscht, sagt er. Vor allem zu Beginn sei es immer wieder zu Systemabstürzen in den Praxisverwaltungssystemen gekommen.

Wie viele andere Apotheken, so nimmt die Marien-Apotheke bereits seit zwei Jahren E-Rezepte an. Neu ist in diesem Jahr, dass Ärztinnen und Ärzte Medikamente auf digitalem Wege verschreiben müssen. Ausgenommen sind davon noch Verbandsstoffe und Betäubungsmittel. Vor dem Jahreswechsel nutzten das E-Rezept in Mihalis Apotheke nur zehn Prozent. Mittlerweile sind es schon mehr als 70 Prozent. Zusätzlich können Patientinnen und Patienten sich die Rezepte aber immer noch ausdrucken lassen, was vorrangig ältere Menschen in Anspruch nähmen. "Anfangs waren die Kunden etwas skeptisch, aber wenn es funktioniert, sind alle Altersgruppen sehr offen", sagt Mihali.

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