Soziale Einrichtungen:Neues soziales Zentrum

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Im Mai soll Eröffnung sein: das Gebäude für Frauenhaus und Hospiz in Germering (Foto: Carmen Voxbrunner)

Frauenhaus und Hospiz ziehen bald unter ein Dach: Die Leiterinnen Ulrike Jurschitzka und Tina Lamprecht sprechen über die künftige Arbeit.

Sie sind bald Nachbarinnen. Tina Lamprecht als Leiterin des Hospizes und Ulrike Jurschitzka als Leiterin des Frauenhauses ziehen in das selbe Gebäude an der Unteren Bahnhofstraße ein. Dort, unweit des Rathauses, entsteht ein Gebäude, in dem sowohl Schutz suchende Frauen als auch Schwerstkranke unterkommen werden. Die Eröffnung ist für Anfang Mai geplant, dann nimmt dieses soziale Zentrum des Landkreises seinen Betrieb auf.

Den Germeringer Stadträten haben sich die beiden künftigen Nachbarinnen nun vorgestellt. Lamprecht und Jurschitzka freuen sich auf das neue Gebäude, Lamprecht, weil es bislang kein Hospiz im Landkreis gibt, Jurschitzka, weil das bestehende Frauenhaus zu klein geworden ist und nicht mehr in die Zeit passt. Das neue Frauenhaus verfügt über Platz für neun Bewohnerinnen - bislang können nur sechs aufgenommen werden - und bietet den Frauen mehr Privatheit. Die Apartments verfügen über eigene Waschräume, keine Frau muss mehr mit Handtuch und Sanitärbeutel über den Gang laufen, wenn sie sich duschen möchte.

Größere Privatheit

Die größere Privatheit hat auch Vorteile für Mütter, die Zuflucht vor dem gewalttätigen Partner suchen, denn sie können nun auch ihre Söhne mitbringen, wenn diese über zwölf Jahre alt sind. Bislang wurden Mütter mit Söhnen ab diesem Alter abgelehnt, denn die Bewohnerinnen sollten nicht mit männlichen Jugendlichen in der Pubertät konfrontiert werden, die die selben Waschräume aufsuchen.

Für besser als bisher hält Jurschitzka auch die Sicherheit im neuen Haus - und das, obwohl die Adresse bekannt ist. Gründe dafür sieht sie in der Lage mitten in einer belebten Straße sowie in der Bauweise des Hauses, das über eine Sicherheitsschleuse verfügen wird. Zudem werden sich im Erdgeschoss des Gebäudes immer etliche Leute aufhalten, denn dort sind Büros für soziale Institutionen vorgesehen. Und obwohl Frauenhaus und Hospiz in einem Gebäude untergebracht sind, eine Verbindung zwischen beiden im Haus gibt es nicht.

"Der Gast bestimmt den Tag"

Zwölf Zimmer gibt es im Gebäudetrakt, in dem das Hospiz untergebracht ist. Zehn Plätze für Sterbende und Todkranke sind von der Krankenkasse zugestanden worden. In den weiteren Zimmern können Angehörige untergebracht werden, wenn sie einen Verwandten an seinen letzten Tagen begleiten möchten. Leiterin Lamprecht versteht die Aufgabe eines Hospizes allerdings vom Leben her, wie sie den Stadträten sagt. Die Bewohner, sie werden als Gäste bezeichnet, sollen ihre Zeit dort so verbringen, wie sie möchten und es zu Hause täten. Einen vorgegebenen Tagesablauf wird es deshalb nicht geben. "Der Gast bestimmt den Tag", sagt Lamprecht. Das heißt, die Bewohner bestimmen beispielsweise, ob sie auf dem Zimmer bleiben möchten oder gemeinsam mit anderen essen oder sich unterhalten wollen.

Der Stellenschlüssel für ein Hospiz ist großzügiger bemessen als für ein Pflegeheim. Das sei nötig, um die Gäste individueller betreuen zu können, sagt Lamprecht. Das Hospiz verfügt über knapp 16 Vollzeitstellen, von denen sind laut Leiterin nur noch wenige unbesetzt.

Auch die relativ gesehen kleine Anzahl von Plätzen für Gäste ist ihren Worten nach beabsichtigt, denn nur auf diese Weise könne der familiäre Charakter eines Hospizes gewährleistet werden. Gleichwohl sieht Lamprecht, dass zehn Plätze für das Einzugsgebiet des Germeringer Hospizes nicht viel ist. Zum Einzugsgebiet gehören neben dem Landkreis Fürstenfeldbruck auch die benachbarten Kreise Starnberg, Dachau und Landsberg am Lech. Lamprecht empfiehlt Anmeldungen rasch beziehungsweise mit zeitlichem Vorlauf abzugeben, denn "aller Voraussicht nach werden wir eine Warteliste haben".

Spenden nötig

Ein Hospiz trägt sich finanziell nicht selbst, auch wenn alle Betten belegt sind. Die Krankenkassen bezahlen nur 95 Prozent der Kosten, fünf Prozent muss jedes Hospiz selbst aufbringen. Für Germering ist das eine Summe von mindestens 60 000 Euro im Jahr. Lamprecht macht deutlich, dass auch die neue Einrichtung in Germering nur mit Hilfe von Spenden existieren kann. Ebenfalls auf Spenden angewiesen ist das Frauenhaus. Jurschitzka nennt sogar einen Betrag von zehn Prozent der Kosten, den das Frauenhaus aus eigenen Finanzmitteln beisteuern muss.

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