Konzertwochenende:Schunkeln zum Elektro-Gstanzl

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"Erwin & Edwin" bringen mit ihren Elektro-Gstanzeln Stimmung ins Publikum. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Festival "Sound of Heimat" hat am Wochenende gut 1300 Menschen angezogen. Und die Mischung aus traditioneller und moderner Musik kommt beim Fürstenfeldbrucker Publikum wieder gut an.

Von Til Antonie Wiesbeck, Fürstenfeldbruck

Die Menge antwortet mit einem begeisterten "Woo!" auf die Frage von Simon Gramberger, einem der Sänger der Band "Erwin & Edwin", wer von ihnen denn Gstanzl kenne. "Jetzt kommt unsere neue Lieblingsrubrik: das Elektro-Gstanzl." Die fünf Musiker aus Österreich geben sich dem traditionellen Spottgesang hin und lassen sich dabei Zeit: Als an diesem lauen Sommerabend der tragende Trompetensound im langsamen Dreivierteltakt über den Innenhof des Klosters Fürstenfeldbruck schallt, ist die Tanzfläche in tiefblaues Licht getaucht. Eine Strophe ist Bayern, seiner Schönheit und dem Bier gewidmet. Das Publikum singt mit: "Holo-Daria, Holo-Daro." Die Leute schunkeln, ein junges Paar liegt sich tanzend in den Armen. Soweit zum Gstanzl. Dann kommt der Elektro, und die Crowd tanzt, feiert, jubelt, springt.

Die Blasmusik Schöngeising sorgt für die traditionelle Note. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Zum "Sound-of-Heimat-Festival" - genannt Fürstival - sind am Wochenende nach Angaben des Veranstaltungsforums Fürstenfeld gut 1300 Gäste im Innenhof des Klosters erschienen. Laut Managerin Sabine Spiewok wurde bei der Auswahl der Bands und Solokünstler auf den "Heimatfaktor" geachtet. So wurden die beiden Festivaltage jeweils im Biergarten von den regionalen Ensembles Blasmusik Schöngeising und Stadtkapelle Fürstenfeldbruck eröffnet.

Farbig angestrahlt erscheint das Gelände im Veranstaltungsforum Fürstenfeld. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Am Samstag gehörte der erste Auftritt auf der Bühne im Innenhof der Emmeringer Band "Der Zweig". Bei anderen Bands sei Blasmusik ein wichtiges Heimatelement. Die Gäste konnten sich auf dem Festival auch im bayerischen Vierkampf mit Spielen wie Fingerhakeln, Bierbank-Kraxeln und Maßkrug-Stemmen messen. Man habe sich aber nicht nur aufs Bayerische beschränken wollen. "Heimat ist für uns, wo man sich wohlfühlt. Deshalb ging es vor allem darum, eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, die auch Familien zusagt."

Ausgelassene Stimmung bei "Erwin & Edwin". (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Besucher sehen das ähnlich. Einige von ihnen sind in Lederhosen erschienen. Alexander Herman zum Beispiel. Für den 52-jährigen Brucker ist Heimat "da, wo man sein will". Für ihn ist das Fürstenfeldbruck. Auch die Österreicher "Erwin & Edwin" fand er sehr passend, denn: "Bayern und Österreich sind ganz nah beisammen. Mia kern eigentlich zam!" Für die Berlinerin Conni Berchtold ist Fürstenfeldbruck Heimat geworden. In dickem Berlinerisch erzählt die kunterbunt gekleidete 61-Jährige, dass sie vor fast 40 Jahren nach Bayern gekommen sei. Jetzt wohne sie in Schöngeising. "Aber die Österreicher lieb ick jenauso", lacht sie.

Beats, Blech und Blasmusik

Bayern und Österreich sind auch aus Sicht der Musiker von "Erwin & Edwin" sehr nah beieinander: geographisch - ihr Trompeter Huber wohnt 100 Meter Luftlinie von der deutsch-österreichischen Grenze entfernt -, sprachlich und kulturell: "Man fühlt sich als Österreicher schon zuhause - auch wenn man in Bayern ist", so Huber. Valentin, der bei "Erwin & Edwin" Trompete und Tuba spielt und manchmal auch singt, beschreibt die Musik der Band als "einen Mix aus Electronic-Beats und Blechblasmusik".

Dabei sei der Heimatanteil groß: Das Tuba-Spielen habe er in der Musikkapelle in seinem Heimatort in Oberösterreich angefangen. Bis heute sei er dort Mitglied, immer wieder fahre er von Wien, wo er derzeit wohne, "nach Hause zur Blasmusik". In Bayern, wo die Band hauptsächlich unterwegs ist, sei die Blasmusikszene sehr groß. Daneben gibt es laut Huber ein weiteres Heimatelement: "Auch die Texte von uns, die fast alle in Mundart sind", wirft er ein, "versteht man vermutlich nur in Bayern und Österreich wirklich".

Höhepunkt am Freitagabend ist der Auftritt des Mannheimer Rappers "Greeen". (Foto: Carmen Voxbrunner)

Doch Heimat ist auf dem Festival sowohl für die Musiker als auch für die Gäste nicht exklusiv. So haben "Erwin & Edwin" zum Beispiel ihr letztes Album mit einem Berliner Rapper aufgenommen, und der Main-Act ist am Freitag der Mannheimer Rapper "Greeen". Bei ihm spielt zwar das Bayerische keine Rolle, er rappt aber auf Reggae-Samples und verbindet so auch verschiedene Elemente.

Rapper "Greeen" mit Fans vom Roten Kreuz, Helena Selzer (links) und Laura Eberle. (Foto: Carmen Voxbrunner/Carmen Voxbrunner)

David ist wie viele an diesem Abend vor allem für "Greeen" gekommen. Der 18-Jährige ist im Laufe seines Lebens oft umgezogen. In Lauf an der Pegnitz geboren, lebte er schon in Hamburg, Oberschleißheim, Olching. Jetzt wohne er seit drei oder vier Jahren in Fürstenfeldbruck. Für ihn ist es etwas Besonderes, dass der Rapper in seine Heimat kommt: "Heimat Fürstenfeldbruck, und dann noch Greeen: Mein Herz schlägt auf."

Frau im Fenster: Logenplatz beim "Fürstival". (Foto: Carmen Voxbrunner)
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