Tassilo-Preis:"Es wird viel gestritten, aber das hält frisch"

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Hilde Seyboth lebt im Landkreis, hat den Kontakt in ihre Studienstadt München aber nie abgebrochen. (Foto: Johannes Simon)

Tassilo-Preisträgerin Hilde Seyboth über Künstlergruppen, den Nachwuchs im Landkreis und den Wert von Auszeichnungen

Interview von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Die Bildhauerin Hilde Seyboth gehört zu den großen Namen der Kunstszene im Landkreis. Vor allem die für sie typischen Boote in allen Farben, Formen und Größen hat wahrscheinlich jeder schon einmal gesehen. Vor zwei Jahren hat die 71-jährige für ihre Arbeit, auch in der Künstlervereinigung und für das Haus 10, den Tassilopreis der Süddeutschen Zeitung gewonnen. Im Interview spricht sie über die Bedeutung der Auszeichnung, die Situation der Kunst im Landkreis und das Gefühl, seine Werke im Haus der Kunst in München zu sehen.

SZ: Frau Seyboth, Sie haben den Tassilopreis 2014 gewonnen. Welche Bedeutung hatte die Auszeichnung damals für Sie?

Hilde Seyboth: Zuerst einmal habe ich mich natürlich schon sehr geehrt gefühlt. Aber ich habe danach auch ein großes Echo bekommen. Der Landrat hat mir persönlich gratuliert, und außerdem wurde ich von vielen Kollegen angesprochen. Der Preis hat also schon etwas bewirkt. Es bräuchte eigentlich viel mehr solcher Preise.

Würde das auch helfen, mehr junge Künstler in den Landkreis zu holen und sie dazu zu bewegen, sich hier zu engagieren?

Ja, bei solchen Preisen machen auch junge Leute gerne mit. Aber damit alleine wäre es nicht getan. Es würde beispielsweise helfen, mehr Ateliers zur Verfügung zu stellen, in denen junge Künstler arbeiten können. So wie es sie einmal im Fliegerhorst gab. Aber danach sieht es leider momentan überhaupt nicht aus, obwohl es viele Gebäude gibt, die dafür geeignet wären.

Wie steht es denn generell um den Nachwuchs hier im Landkreis?

Ich konnte gerade einen jungen Künstler dazu überreden in die Künstlervereinigung einzutreten: Daniel Huss, der im vergangenen Jahr auch den Kulturförderpreis des Landkreises gewonnen hat. Er studiert zwar noch an der Akademie in München, aber beteiligt sich auch richtig aktiv hier bei uns. Ich finde seine Arbeiten sehr interessant und bin froh, dass wir ihn gewinnen konnten. Aber ansonsten ist es sehr wenig, man muss eben schauen, dass man die Jungen motiviert. Anfangs haben sie zwar ein bisschen Angst vor der Provinzialisierung, aber Ausstellungen wollen sie schon gerne im Haus 10.

Sie selbst haben an der Akademie in München studiert und sich danach dazu entschlossen, zurück nach Fürstenfeldbruck zu kommen.

Das war hauptsächlich aus privaten Gründen. Aber auch, weil es hier so schön war und weil ich die Möglichkeit hatte, hier ein Haus mit viel Platz und einem großen Garten zu bewohnen. Anfangs habe ich allerdings meine Wohnung in München behalten und bin gependelt, weil es mir schon schwer gefallen ist, wieder ganz aufs Land zu ziehen. Aber das hat sich dann irgendwann abgelöst.

Den Kontakt nach München haben Sie allerdings nie abbrechen lassen.

Ja, ich fahre oft dorthin. Auch, weil ich ja in der Neuen Gruppe im Haus der Kunst organisiert bin. Momentan bin ich wieder als Präsidentin gewählt worden - weil die Jungen nicht wollen. Aber für mich ist das ganz gut, weil ich so immer wieder neue und interessante Menschen kennen lerne.

Wie ist das, einer so traditionsreichen Gruppe vorzustehen, die von Künstlern wie Max Beckmann, Karl Schmidt-Rottluff und Karl Hofer gegründet wurde?

Es gibt vor allem immer wieder Verwerfungen, weil da so viele Künstler aus der ganzen Republik zusammenkommen. Es wird viel gestritten, aber das hält frisch. Im Alltag geht es vor allem darum zu überlegen, welche Ausstellungsmöglichkeiten wir für unsere Mitglieder haben.

Wie ist es denn, wenn man zum ersten Mal ein eigenes Werk im Haus der Kunst stehen sieht?

Das war schon ganz gut. Vor allem, weil da so viele Menschen gekommen sind, bis hin zu Franz von Bayern.

Welche Unterschiede können Sie denn zwischen der Neuen Gruppe und der Brucker Künstlervereinigung ausmachen?

Zuerst einmal geht es in Bruck gemütlicher zu. Ansonsten gibt es keine großen Unterschiede. Allerdings überlegt man in München schon mehr, welche Themen man gemeinsam umsetzen kann, was aktuell ist und womit man etwas Aufsehen erregen kann.

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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