Ernährung:Die KI kocht künftig mit

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Großes Interesse: Die Referate bei der Fachtagung Kita- und Schulverpflegung sind gut besucht. (Foto: Jana Islinger)

Was kommt in Kindergärten und Schulen auf den Tisch? Auf einer Fachtagung in Fürstenfeld sprechen Referenten über Essenstrends.

Von Johannes Kiser, Fürstenfeldbruck

Wie sieht die künftige Ernährung in den Mensen und Küchen von Kindertagesstätten und Schulen aus? Welche Rolle spielen dabei künstliche Intelligenz, nachhaltiges Kochen und gesunde Zutaten? Und wie kann die immer stärker wachsende kulturelle Vielfalt in Deutschland den Speiseplan der Kinder und Jugendlichen bereichern? Auf der Fachtagung "Kita- und Schulverpflegung Oberbayern 2024" im Veranstaltungsforum Fürstenfeld standen all diese Themenfelder auf der Agenda. Um über die neuesten Erkenntnisse, Entwicklungen und Trends im Bereich Verpflegung zu informieren, gestalteten die Verantwortlichen der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Oberbayern ein breit gefächertes Tagesprogramm, bestehend aus Vorträgen, Foren und Workshops.

Irmgard Hollering vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck sagte, die Tagung diene der Aufklärung und Sensibilisierung in Sachen moderner, vielfältiger und gesunder Ernährung. Es sei wichtig, dem Nachwuchs ein angemessenes Angebot an Gerichten zu bieten, damit nicht der Kiosk in der Stadt, sondern die Mensa in der Schule erste Anlaufstation während der Mittagspause sei.

Referat über Food-Trends: Hendrik Haase spricht über das Essen der Generation Z. (Foto: Jana Islinger)

Die Vortragsreihe startete mit Hendrik Hasse. Der Publizist beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der Esskultur in Zeiten des digitalen und ökologischen Wandels. Unter dem Slogan "künstliche kulinarische Intelligenz" konfrontierte der Food-Aktivist das anwesende Publikum, hauptsächlich Verpflegungsverantwortliche oder pädagogische Fachkräfte aus verschiedenen Einrichtungen Oberbayerns, mit der unausweichlichen digitalen Zukunft der Küche.

So sei es extrem wichtig, die sozialen Medien nicht zu verteufeln, sondern sie als Chance zu nutzen, die aktuellen Food-Trends der Generation Z zu verstehen, erklärte Haase. "91 Prozent der Heranwachsenden begegnen ernährungsbezogenen Inhalten auf Social Media-Plattformen. 31 Prozent fotografieren und posten ihre Gerichte, wenn sie auswärts essen, auf Tiktok, Instagram oder anderen Medien."

Bezug zur realen Natur

Und auch bei der Zubereitung der Speisen hält die künstliche Intelligenz Einzug in den Küchen der Kita- und Schuleinrichtungen. So kann beispielsweise Robotik und Kameratechnik dabei behilflich sein, ein ausgewogenes, nachhaltiges und kreatives Angebot zu kreieren. Haase machte dem beeindruckten Publikum aber auch deutlich, dass die digitale Essenswelt mitunter beängstigenden und gefährlichen Einfluss auf die Jugend haben könne. Deshalb sei es notwendig, den Bezug zur "realen" Natur nicht zu verlieren. Gemeinsames Kochen mit selbst geernteten Zutaten bezeichnete er als ideale Möglichkeit, den Nachwuchs nicht völlig an die digitale Welt zu verlieren.

Verschiedene Kulturen, verschiedene Mahlzeiten: Sonja Pöhls, Ökotrophologin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, bei ihrem Vortrag. (Foto: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten)

Anschließend referierte Sonja Pöhls von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Niedersachsen, über kultursensible Ernährungsbildung. Die Ökotrophologin machte die Anwesenden darauf aufmerksam, wie wichtig gerade in der heutigen Zeit die Berücksichtigung anderer Kulturströmungen bei der Gestaltung eines Speiseplans sei. Speziell Kindergärten seien Orte der unmittelbaren Begegnung verschiedener Ethnien. Pöhls appellierte an die Zuhörer, mehr Offenheit und Akzeptanz gegenüber ausländischen Traditionen und Mahlzeiten zu zeigen. Aus aktuellem Anlass stellte die Ernährungsberaterin einige Gerichte vor, welche beispielsweise für ukrainische Kinder zur alltäglichen Ernährung gehören.

Stand mit Informationen bei der Fachtagung Kita- und Schulverpflegung im Veranstaltungsforum Fürstenfeld. (Foto: Jana Islinger)

Günes Seyfarth, Gründerin des Speiselokals "Community Kitchen" in Neuperlach, rettet Lebensmittel und kocht daraus schmackhafte und gesunde Speisen. Mit ihrem prägnanten Bühnenauftritt versuchte sie, die anwesenden Pädagogen und Köche zu ermutigen, überschüssige oder vielleicht nicht ganz perfekt gewachsene Lebensmittel so gut wie möglich zu verwerten und nicht dem Müllcontainer zu überlassen. Denn die Geschäftsfrau weiß, von was sie spricht: Seit 2021 rettet ihre Community Kitchen im Schnitt zehn Tonnen Lebensmittel pro Woche und verarbeitet diese zu Mahlzeiten.

Plädoyer gegen das Wegwerfen von Nahrungsmitteln: Günes Seyfarth von der Community Kitchen in München. (Foto: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten)

Neben den Vorträgen wurde bei der Fachtagung eine ganze Reihe an Workshops und Seminaren angeboten. So konnten sich die Teilnehmer in den Räumlichkeiten des Veranstaltungsforums in kleinen Gruppen über die aktuell angesagten Themenfelder in der Kita- und Schulverpflegung informieren und austauschen. Inhaltlich befasste man sich unter anderem mit Grundgedanken zur kulturell vielfältigen Mahlzeitengestaltung, Ideen für Zuckerreduktion beim Kochen oder dem Vermitteln von Kenntnissen in Bezug auf die Hauswirtschaft.

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