Fürstenfeldbruck:Bürgermeister rufen Pendler zum Protest auf

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Herbert Kränzlein und Sepp Kellerer fühlen sich nach Nein zum Ausbau der S 4 von Minister Zeil verraten. Jetzt soll demonstriert werden.

Peter Bierl

Der Puchheimer Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD) und der Fürstenfeldbrucker OB Sepp Kellerer (CSU) rufen nach der Streichung des viergleisigen Ausbaus der Bahnstrecke von Pasing bis Buchenau zum kreativen Protest auf. Es sei die "Pflicht und Schuldigkeit" des bayerischen Verkehrsministers Martin Zeil (FDP), für das Projekt zu kämpfen, kritisierte Kränzlein am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Brucker Rathaus. Kellerer will mit den Bürgern zusammen für einen behindertengerechten Ausbau der Station Buchenau demonstrieren.

Den Bürgermeisern von Puchheim und Fürstenfeldbruck reichts: Der viergleisige Ausbau der S-Bahn ist gestrichen - jetzt soll protestiert werden. (Archiv) (Foto: dpa)

Kellerer, Kränzlein und ihr Eichenauer Amtskollege Hubert Jung (CSU) bezogen sich auf die Fortschreibung des GVFG-Bundesprogramms, eines Fördertopfes der Bundesregierung für den Eisenbahnbau, in dessen aktueller Fassung der Ausbau nicht mehr enthalten ist. "Jetzt ist Bruck völlig abgehängt und das Projekt abgehakt", bedauerte Kellerer. Er sagte, die Bürgermeister wollten noch einmal die Bundes- und Landtagsabgeordneten aus dem Landkreis ansprechen und sich auch an die Verkehrsausschüsse der Parlamente wenden.

Kränzlein rief Bürger und Bahnfahrer auf, "das Problem in kreativer Weise zum Ausdruck zu bringen". Er verwies darauf, dass der Region ein Zuwachs von rund 150.000 Einwohnern in den kommenden Jahren prognostiziert wird. Dazu sollen sich allein in dem neuen Stadtteil München-Freiham 20.000 Menschen ansiedeln, von denen viele die Bahn benutzen würden. "Wenn der öffentliche Personennahverkehr nicht ertüchtigt wird, verliert unsere Region ein Riesenstück Attraktion", warnte er.

Der Brucker OB und der Seniorenbeirat der Stadt wollen vor allem einen behindertengerechten Ausbau des Bahnhofs Buchenau, den die Bahn AG im Zuge des Ausbaus versprochen hatte. "Das Ergebnis ist, dass wir in keinem anderen Fördertopf drin sind", sagte Kellerer. Der Seniorenbeirat hat nach Angaben des Vorsitzenden Detlef Kurp pro Tag 6000Pendler in der Buchenau gezählt und nicht 3500 wie die Bahn AG.

Die Bürgermeister erinnerten daran, dass der bayerische Verkehrsminister Otto Wiesheu (CSU) vor sechs Jahren versprochen hatte, der Ausbau werde 2010 eingeweiht. Kränzlein verwies auf die Amtseinführung von Zeil, der erklärt hatte, er wolle nicht als "Ankündigungsminister" enden und deshalb nur drei Bahn-Projekte nennen: Die Flughafenanbindung, die zweite S-Bahnröhre in München und den Ausbau der S4. Stattdessen habe Zeil sich als "Abwrackminister" erwiesen. Kränzlein hofft, dass sich die Bürger daran bei der nächsten Wahl erinnerten, denn für diesen Bahnausbau seien weder Bund noch Bahn AG sondern der Freistaat verantwortlich.

Vor zwei Jahren hatten die Kommunen auf eigene Kosten eine Studie erarbeiten lassen, wie man günstiger, für etwa 114 Millionen einen Zehn-Minuten-Takt bis Geltendorf mit nur drei Gleisen verwirklichen könnte. Eine solche Taktverdichtung lehnten DB Netz und das Ministerium als unzureichend ab. Noch Ende April 2010 hatte der Leiter der Verkehrsabteilung im Ministerium diese "Kurzfrist-Lösung" als "verfehlt" gerügt, zumal das Bahnknoten-Konzept der Staatsregierung den Streckenausbau westlich von Pasing vorsehe. Dafür wird es aber kein Geld vom Bund geben, wenn das Projekt nicht einmal im GVFG-Programm steht.

© SZ vom 11.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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