Großveranstaltung in Fürstenfeldbruck:Das kunterbunte Volk der Cosplayer

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Kostümiert vor barocker Kulisse: Besucher der Animuc auf dem Gelände des ehemaligen Fürstenfeldbrucker Klosters. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Mehr als 7000 Fans der japanischen Popkultur pilgern wieder zur Animuc nach Fürstenfeldbruck und verwandeln das Klostergelände in eine beeindruckende Kostümparty.

Von Konstantin Hadzi-Vukovic, Fürstenfeldbruck

Es ist eine interessante Kombination von Menschen, die am Bahnhof Fürstenfeldbruck die S-Bahn verlässt. Volksfestbesucher in Tracht erblickt man nur wenige. Stattdessen sind es Jedi-Ritter, Samurai, Prinzessinnen, Superhelden und sogar der seit langem verstorbene Maler Bob Ross, die da in Scharen zum nahen Klostergelände pilgern. Mehr als 7000 Liebhaber japanischer Popkultur sind es, die an diesem Wochenende aus ganz Deutschland angereist sind, um die Animuc zu besuchen. Die Messe findet seit 2009 in Fürstenfeldbruck statt. Neben Workshops, Vorführungen und Wettbewerben geht es vor allem um eines: die Cosplays - die Kostüme.

Motive gibt es auf der Messe genügend zu fotografieren. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)
Auf dem Gelände vor der Klosterkirche lassen sich überall die Cosplayer nieder. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Nur Kostüme aus der japanischen Welt der Mangas und der Animes sind es allerdings nicht. Es wäre auch nicht richtig, das einzuschränken, sagt Phillip Zittlau, ein Besucher der Animuc. "Es geht hier darum, dass dich jeder akzeptiert. Jeder kann sein, was er will." So sieht man die Prinzessin Belle aus dem Disneyfilm "Die Schöne und das Biest" in einem selbst genähten Kleid ein Fotoshooting machen. Nebenan stehen zwei menschengroße Insekten aus dem populären Videospiel "Hollow Knight", die sich unterhalten und lachen. Eine kleine etwa fünfjährige "Wonder Woman" lässt sich von ihrem Vater, der sich als Batman verkleidet hat, auf dem kleinen Spielplatz nebenan schaukeln.

Eine junge Frau in der Verkleidung eines Fabelwesens. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Der 35-Jährige aus Passau ist von Beruf Sachbearbeiter. Die Messe sei ein fantastischer Ort Leute zu treffen, die man sonst nur aus den sozialen Medien kennt, sagt er. Das Wichtigste seien die Kostüme: "Es ist viel Handwerk, das hinter den Kostümen steckt". Er habe für sein Kostüm angefangen, sich mit Materialkunde zu beschäftigen. Auf Gleichgesinnte zu treffen, die diese Energie verstehen, sei fantastisch. "Ein bisschen verlängert man sich so auch die Jugend", gibt er zu. Ein weiterer Besucher erklärt, dass es wichtig sei erkannt zu werden. "Man arbeitet zwei, drei Monate auf die Messe hin und am Ende möchte man auch die Anerkennung dafür bekommen", sagt er, während er sich fotografieren lässt.

Star-Wars-Kostüme dürfen natürlich nicht fehlen. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)
Und schreckhaft sollte man als Besucher der Animuc auch nicht sein. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Am Eingang der Animuc versucht eine Familie mit drei Kindern noch ein Ticket zu kaufen. Das große Schild "Tickets ausverkauft" verheißt allerdings nichts Gutes. Tageskarten als solche gebe es schon seit ein paar Jahren nicht mehr, sagt eine der Organisatorinnen, die am Eingang steht. "Der Ansturm war immer riesig. Deswegen kann man die Tickets nur online im Vorverkauf erhalten."

Sichtlich genießt diese Teilnehmerin die Veranstaltung. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)
Viele fröhliche Gesichter sind zu sehen. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)
Für einen Tag mal Prinzessin sein. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Etwas schüchtern laufen Lee und Ulika an den Menschenmassen vorbei. Sie sind zum ersten Mal da. Beide sind siebzehn Jahre alt. Lee kommt aus Ingolstadt und Ulika aus der Nähe von Augsburg. "Mein Bruder hat uns von der Animuc erzählt und uns heute auch hingefahren", sagt Lee. Sie habe die Tickets an Weihnachten geschenkt bekommen und sei überglücklich darüber gewesen. "Ich bin großer Japan-Fan. Das Land ist einfach wunderschön", erzählt sie weiter. Sie habe angefangen, ein bisschen Japanisch zu lernen, und hoffe, eines Tages das Land besuchen zu können.

Einen Japan-Bezug haben vor allem die Workshops, die in den oberen Räumen des Veranstaltungsforums stattfinden. Besucher können dort Go, ein altes chinesisches und japanisches Brettspiel, spielen. Ein Seminar informiert darüber, wie man nach der Corona-Pandemie nach Japan reisen kann. Ein anderes beschäftigt sich mit dem "Shinkendo" - der japanischen Schwertkunst.

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In der Tenne befindet sich der Souvenirshop, der fast überrannt wird von Menschen. "Ich werde noch arm", hört man eine junge Frau sich beklagen. Kurz darauf sieht man, wie sie mit einem riesigen Stapel Manga-Comics den Laden verlässt. Andere Besucher kaufen Kuscheltiere, Bettbezug, Kissen oder auch farbige Kontaktlinsen, die zum Kostüm passen. Zur gleichen Zeit steht draußen eine riesige Schlange vor dem Bubble-Tea-Stand an. Das ursprünglich aus Taiwan kommende Süßgetränk ist eine Mischung aus meist grünem oder schwarzem Tee, Milch und kleinen Kügelchen - den Bubbles. Die Stimmung ist fröhlich und entspannt. Überall tauschen sich Leute aus und geben sich Komplimente zu den Kostümen.

"Wenn man außerhalb so rumlaufen würde, würden dich die Leute für verrückt halten", sagt der 25-jährige Phillip Zittlau. Hier bekomme man Komplimente. "Alles wird akzeptiert. Egal, woher man kommt. Egal, wen man liebt." Jeder könne sich neu erfinden und die Freiheit genießen. Das sei das Fantastische und Wichtigste an der Animuc, sagt er.

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