Handwerk:Schreiner schauen mit Sorge in die Zukunft

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Säge & Co: Werkzeugkasten eines Schreiners. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Fachkräftemangel, Preissteigerungen und das Nachlassen beim Wohnungsbau beschäftigen die Innungsbetriebe im Landkreis.

Von Manfred Amann, Althegnenberg

Die aktuelle Konjunkturumfrage des Fachverbandes des Schreinerhandwerks Bayern (FSH Bayern) zeigt ein schwer interpretierbares Bild, das bei den Unternehmen mittlerweile eine deutliche Verunsicherung auslöst. Die wirtschaftliche Lage sei zwar noch als zufriedenstellend und relativ stabil einzustufen, findet Andreas Obermaier. Aktuell seien die Auftragsbücher noch voll, es gebe aber erste Anzeichen, die auf eine langsame Trendwende hindeuteten, sagt der Obermeister der Schreinerinnung im Landkreis.

Auf der jüngsten Mitgliederversammlung pflichtete auch Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer dieser Einschätzung bei. Obermaier hatte zu dem Treffen die 46 Meister der Mitgliedsbetriebe in seinen "Parkettstadl" in Hörbach eingeladen. Hauptgrund dafür war, dass Gastwirtschaften kleineren Gruppen wie der Schreinerinnung ihre Säle nur gegen Mietzahlungen oder Mindestumsatzzusagen überlassen. "Zum Teil wird ein Mindestverzehr in Höhe von 1200 Euro verlangt, den können und wollen wir auch nicht garantieren", sagte Obermaier. Abgesprochen wurde daher, Mitgliederversammlungen künftig abwechselnd in einem der Mitgliedsbetriebe abzuhalten.

Gastgeber der Innungsversammlung: Andreas Obermaier ist Obermeister der Schreiner im Landkreis. (Foto: Leonhard Simon)

Zur wirtschaftlichen Entwicklung merkte Höfelsauer an: "Wir haben Corona und die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise relativ gut überstanden, aber es ist noch nicht vorbei, die Folgen der Krisen werden wir lange zu spüren bekommen." Preissteigerungen für Material und der Fachkräftemangel sind Herausforderungen. Hemmend für die wirtschaftliche Entwicklung wirkten sich aber auch der an der Kaufkraft zehrende Preisanstieg, der rasante Anstieg des Zinsniveaus für Baukredite sowie die durch die Inflation in Gang gesetzte Spirale bei Lohnerhöhungen aus, hieß es. Laut Obermaier ist im Schreinerberuf mit einem Lohnkostenzuwachs von fünf Prozent zu rechnen. Außerdem plane die Berufsgenossenschaft Holz und Metall, der die Betriebe angehören, Beitragserhöhungen, "die es in sich haben". Auch im Innungsverband werde über höhere Beiträge nachgedacht.

Barrierefreies Wohnen

Diese sorgenvolle Entwicklung gelte für alle Handwerksarten, sagte Höfelsauer, besonders aber für solche, die mit der Baubranche zu tun haben, denn der Wohnungsbau liege am Boden. Laut Obermaier werden sich die Holz verarbeitenden Betriebe auf mehr Um- und Ausbauten einstellen müssen, da der Neubau von Wohnungen weiter nachlassen werde. Nachhaltigkeit im Bau und Barrierefreiheit in Bestandsbauten seien die Herausforderungen der Zeit. "Weniger Beton, mehr Holz", laute die Devise.

Wohnungen und Häuser der wachsenden Seniorengeneration müssten so umgestaltet werden, dass die alten Leute zu Hause ihren Lebensabend verbringen können. Wie Obermaier ausführte, erarbeiten die Dachverbände dafür Richtlinien und Rechtsgrundlagen. Für die Schreinerbetriebe werde dies zur Folge haben, dass vor jedem Arbeitsauftrag eine intensive Beratung des Kunden erfolgen müsse. Zur Nachhaltigkeit erklärte Obermaier, dass für 2023 der 8. August als Erdüberlastungstag errechnet worden sei. Das Datum markiert jenen Tag, an dem die nachhaltig nutzbaren Ressourcen eines Jahres aufgebraucht sind. Deutschland habe diesen Tag bereits am 4. Mai erreicht.

Im Rückblick erinnerte der Vorsitzende an die sehr erfolgreichen Veranstaltungen, in denen die Schreinerinnung Präsenz zeigen konnte. Der Handwerksberuf des Schreiners sei zwar immer noch gefragt, aufgrund des Ausscheidens älterer Fachkräfte sei es aber unabdingbar, Nachwuchswerbung zu betreiben Ausbildungsplätze anzubieten sowie Praktika "zum Hineinschnuppern in den Beruf" möglich zu machen.

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