Fürstenfeldbruck:Die Armut ist über 70 und weiblich

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Knusper und Keks sind Clowns, die die Seniorenhilfe Sonnenstrahl zur Unterhaltung in Altenheime schickt. (Foto: privat)

Die Stiftung Seniorenhilfe Sonnenstrahl bietet nun monatliche Sprechstunden für ältere Menschen in wirtschaftlicher Not an. Bedürftigen soll finanziell geholfen werden.

Von Manon Harenberg, Fürstenfeldbruck

Die Nachzahlung von Heizung und Strom, die Anschaffung größerer Haushaltsgeräte wie Spülmaschine, Kühlschrank oder Fernseher, oder auch der Ausflug des Seniorenclubs sind Beispiele für Kosten, die ältere Menschen oft alleine nicht mehr stemmen können. Auch im Landkreis Fürstenfeldbruck gibt es Altersarmut. Ein Stifterehepaar hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, diese Not zu lindern. Weil das Paar anonym bleiben möchte, hat es sich im Jahr 2015 an die Bürgerstiftung Fürstenfeldbruck gewandt und mit deren Unterstützung die "Seniorenhilfe Sonnenstrahl" ins Leben gerufen. Seither wird Menschen ab 60 Jahren, die im Landkreis wohnen, bei finanziellen Schwierigkeiten unter die Arme gegriffen.

Von Freitag, 2. September, an findet nun jeden ersten Freitag im Monat von zehn bis zwölf Uhr eine Sprechstunde im Alten Rathaus in Germering statt. Grund für die künftigen Sprechstunden sind die rasant steigenden Energiekostenkosten. Denn diese werden vor allem jene Gruppen treffen, die zwar wenig Geld haben, aber keine staatliche Leistungen erhalten: Geringverdiener und Rentner. "Gerade im kommenden Winter wird sich die Situation der älteren Menschen durch die stark erhöhenden Energiepreise dramatisch verschlechtern", sagt Karin Schnitger, Beauftragte der Seniorenhilfe. Die Ehrenamtliche ist selbst Rentnerin. Zuvor hat sie als Lehrerin an Sonderschulen gearbeitet. "Ich habe mich jahrzehntelang um Kinder gekümmert. Erst als ich älter geworden bin, ist mir bewusst geworden, wie schlecht es eigentlich unserer älteren Bevölkerung geht", sagt Schnitger.

Genau da möchte die "Seniorenhilfe Sonnenstrahl" ansetzen und unterstützen. Schnitger beantwortet Fragen, berät und hilft beim Ausfüllen der Anträge. In allen Fällen wird die Bedürftigkeit durch einen Fragebogen überprüft. Über die Vergabe der finanziellen Hilfe diskutiert und entscheidet dann in regelmäßig stattfindenden Sitzungen ein Kreis aus sechs Personen - das Stifterehepaar und der Vorstand der Bürgerstiftung. Die meisten Anträge gehen laut Schnitger von Bedürftigen im Alter um die 70 Jahre ein, auch ist der Großteil der Senioren weiblich.

Darüber hinaus kümmert sich die Seniorenhilfe auch um die Bewohner von Altenheimen im Landkreis. Im Zuge der Pandemie beschlossen die Entscheider, jedem Altenheim dreimal im Jahr 300 Euro auszuschütten, um allerlei Wünsche der Bewohner zu erfüllen. "Gerade zu Anfang war die Situation in den Altenheimen so prekär, was Zeit und Nerven anging, da wollten wir unterstützen", sagt Schnitger. Über die Seniorenhilfe konnten Hochbeete oder auch Zeitungsabos zum Vorlesen finanziert werden, ebenso Spiele und Bücher. Die Bewohner durften sich über Alpaka-Besuch und Rikscha-Stadtrundfahrten durch Fürstenfeldbruck freuen. Auch auf andere Wege wurde für Unterhaltung bei den Bewohnern gesorgt. Mit bunten Latzhosen und roter Nase sind in einem Pflegeheim die Clowns Knusper-Lieschen und Frieda-Keks von Zimmer zu Zimmer gelaufen. "Wir haben viele positive Rückmeldungen der Senioren bekommen, einige haben uns Fotos zugeschickt", sagt Schnitger. Auch in Zukunft wird es Veranstaltungen in Alten- und Pflegeheimen geben. Die Seniorenhilfe hat weitere Spenden für die kommende Weihnachtszeit angekündigt.

Wer Hilfe braucht, kann die Sprechstunde der Anlaufstelle in Germering besuchen im ersten Stock, Raum 110 des Alten Rathauses, Planegger Straße 7-9. Der Start ist am 2. September.

Der Förderantrag ist erhältlich über das Büro der Bürgerstiftung in Fürstenfeldbruck oder die Anlaufstelle in Germering, sowie auf der Website der Bürgerstiftung www.buergerstiftung-lkr-ffb.de. Informationen zur "Seniorenhilfe Sonnenstrahl" gibt es im Büro der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck unter 08141/34 87 22, per Mail an info@buergerstiftung-lkr-ffb.de.

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