Vereinswesen:Maisachs katholischer Frauenbund vor Auflösung

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Die 111-Jahr-Feier am Ostermontag könnte das letzte Fest für den Maisacher katholischen Frauenbund gewesen sein: Christa Turini-Huber (von links), Vorsitzende Monika Strauß-Rehberg, Maria Loder, Weihbischof Bernhard Haßlberger, Anneliese Kille und Bürgermeister Hans Seidl. (Foto: Frauenbund)

Die kommissarische Vorsitzende Monika Strauß-Rehberg hofft, auf der Jahreshauptversammlung am Samstag doch noch Mitstreiterinnen für den Vorstand zu finden.

Von Christian Hufnagel, Maisach

Der Ostermontag war für Monika Strauß-Rehberg noch einmal ein echter Freudentag. Der Weihbischof habe als "Zugpferd" die Kirche selten gut gefüllt, Chor und Solisten hätten ein "Farbspiel von Worten und Musik" geboten. Dem Gottesdienst schloss sich ein Stehempfang im Garten an, bei strahlendem Sonnenschein. Kurz: "Ein schöner Tag", schwärmt die Vorsitzende, dem Anlass entsprechend wohl einer, der in Erinnerung bleiben wird.

Womöglich aber auch in einer traurigen. Denn die Feier zum 111-jährigen Bestehen des Vereins könnte die letzte gewesen sein. Und der kommende Samstag könnte das Ende markieren für den katholischen Frauenbund im Maisacher Pfarrverband: "Bei der Jahreshauptversammlung wird sich entscheiden, ob es weiter geht", sagt Strauß-Rehberg. Und wenn nicht, ist Maisach um einen Traditionsverein ärmer.

Die Gründe sind auch in diesem Fall welche, die allgemeine gesellschaftliche Tendenzen widerspiegeln. Die Hauswirtschaftsmeisterin führt seit einem Jahr den Frauenbund kommissarisch. Nachdem Kassiererin und Schriftführerin aus Altersgründen ihre Ämter aufgegeben haben, kümmert sich Strauß-Rehberg derzeit um alles, basierend auf einer Ausnahmegenehmigung des Diözesanverbandes für ein Jahr, wie sie die derzeitige Notlösung erläutert.

Niemand will Verantwortung übernehmen

Seit Monaten versucht sie Mitstreiterinnen für den Vorstand zu gewinnen - durch Aufrufe im Pfarrbrief, dem Mitteilungsblatt der Gemeinde und persönliche Ansprachen. Bisher vergeblich: "Jede sagt, sie will diese Verantwortung nicht übernehmen", berichtet sie von ihren Mühen. "Andere sagen, sie finden sich in dem Verein nicht wieder." Immerhin 93 Mitglieder hat der Maisacher Frauenbund noch, von einst rund 150. Die Verbliebenen sind freilich ins Alter gekommen. Strauß-Rehberg ist mit 54 die Jüngste. Der Altersdurchschnitt liege bei mehr als 70 Jahren.

Jüngere gilt es also zu finden. Dass die Suche bisher nicht von Erfolg gekrönt ist, hat für die Vorsitzende auch mit Unkenntnis zu tun: "Viele wissen gar nicht, was der Frauenbund für uns Frauen alles gemacht und geleistet hat." Etwa die Einführung der Mütterrente schreibt sie dessen Initiative zu.

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Und bekanntlich kämpft die Vereinigung mit bundesweit rund 180 000 Mitgliedern um die Gleichstellung innerhalb der katholischen Kirche. Erinnert sei an eine Streikwoche im Jahr 2019, mit der der Zugang zu allen Kirchenämtern gefordert wurde: "Wir können mehr als nur das Pfarrhaus putzen", sagt Strauß-Rehberg und fügt hinzu: "Eine Pastoralreferentin könnte auch Diakonin werden."

Im praktischen Alltag eines Pfarrverbandes kümmern sich die Frauen um viele Veranstaltungen, die eine lebendige Gemeinde ausmachen: Faschingsfeier, Maiandachten, Kreuzwege, Ausflüge, Frauenfrühstück und Kreistänze sind etwa auf der Homepage der Maisacher aufgeführt. Und die Vorsitzende ergänzt diese Liste noch mit dem für sie hohen Wert von Vorträgen zu Frauen-Themen: "Das ist doch das Schöne, wenn du am Ende herausfindest, dass du mit deinem Problem nicht alleine dastehst, sondern dass andere das Gleiche durchgemacht haben."

Also würde Strauß-Rehberg es "sehr, sehr schade" finden, wenn es den katholische Frauenbund in Maisach nach diesem Wochenende nicht mehr geben würde. Die 54-Jährige, die mit ihrem Mann einen Bauernhof in Germerswang betreibt, ist auch bereit, den Vorsitz weiter zu übernehmen.

Vielleicht finden sich doch Jüngere

Wenn sie sich mit zwei anderen die Aufgaben künftig teilen kann. Wenn sich niemand bereit erklären sollte, dann kommt es zum Tagesordnungspunkt "Auflösung des Vereins". Dafür braucht es eine Zweidrittel-Mehrheit aller Mitglieder. Nachdem am Samstag aber kaum so viele kommen werden, können die Anwesenden die Auflösung beschließen, in drei Wochen kann dann eine weitere Versammlung diese mit einfacher Mehrheit besiegeln.

Aber vielleicht bleibt Maisach als einer von fünf Zweigvereinen des katholischen Frauenbundes im Landkreis erhalten. Und es gelingt ein Happyend wie in Mammendorf. Dort sah es aus gleichen Gründen nach Auflösung aus. Aber ein Aufruf brachte doch noch jüngere neue Mitglieder und bei der insgesamt dritten Versammlung die Wahl eines neuen Vorstands.

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