Fotografie:Kleine Details im Großen

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In einer digitalen Ausstellung präsentiert der Puchheimer Fotograf Rainer Momann 16 Werke aus seiner über vier Jahrzehnte aufgebauten Sammlung. Für ihn eine Herausforderung - normalerweise druckt er seine Aufnahmen im Meterformat

Von Florian J. Haamann, Puchheim

Klar und unaufgeregt kommen die Motive des Fotografen Rainer Momann daher. Nichts Überflüssiges stört den Blick, keine Bewegung, kein Schnickschnack. In jeder Aufnahme konzentriert er sich auf ein Detail, das er seinem Zuschauer in seiner Vollkommenheit näher bringen will. Um diese Wirkung zu unterstreichen, entwickelt er seine Bilder als Großdrucke, mal mit einem, mal mit knapp zweit Metern Breite. In seiner aktuellen Ausstellung allerdings können sich die Betrachter das Großformatige nur vorstellen. Weil wegen der Corona-Maßnahmen keine Ausstellungen erlaubt sind, präsentiert der Kulturverein Puchheim die Werkschau "Fotografische Sichtweisen" kurzerhand im Internet. Dort ist sie von diesem Samstag an auf der Homepage des Vereins zu sehen.

16 Fotografien hat der 61-Jährige Puchheimer dafür zusammengestellt, das Spektrum ist breit - von der Schwarz-Weiß-Aufnahme eines Holzhauses mit einem Turm mitten im Wald bis zu einem schrumpelnden orangefarbenen Apfel, der von einer feinen Schicht Schnee bedeckt ist. Mit intensive Nachbearbeitung verstärkt Momann die Farben und Kontraste fast schon ins Malerische. Es könne schon mal sieben bis acht Stunden dauern, bis ein einzelnes Bild so nachbearbeitet sei, dass es seinen Ansprüchen genüge, erzählt der Fotograf.

Jeden Tag ist Rainer Momann auf dem Weg zur Arbeit an dem vermoosten Kanu vorbei gefahren. Eines Tages hat er dann beim Besitzer geklingelt und gefragt, ob er ein Foto davon machen darf. Erst Monate später hatte er dann die Idee zu diesem außergewöhnlichen Motiv. (Foto: Rainer Momann)

Im Foto "Werbereste" bedient sich Momann der sogenannten Color-Key-Technik, bei der ein Großteil des Bildes in Schwarz-Weiß gehalten ist und nur ein Detail farbig bleibt. In diesem Fall der Wagen eines Zeitungsausträgers, um den herum mehrere Stapel zerfleddernder Anzeigenblätter liegen. Wie zu allen der gezeigten Bilder, stellt der 61-Jährige auch diesem Foto einen kurzen Text zur Seite, der die Umweltverschmutzung durch die Unmengen an gedruckter Werbung kritisiert.

Die meisten von Momanns Werken sind spontane Momentaufnahmen, aber es gibt auch Bilder, die einen langen Vorlauf haben. So wie das Bild mit dem Titel "Wohin". Es zeigt die Panoramaaufnahme eines Feldes mit angrenzendem Wäldchen und im Hintergrund einen Fabrikturm. Mitten auf dem Feld steht ein bemoostes Kanu, in dem ein Mensch sitzt und rudert. An dem Kanu sei er jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit vorbei gefahren. Eines Tages dann habe er bei dem Besitzer geklingelt und gefragt, ob er irgendwann einmal ein Foto davon machen dürfe. "Der Besitzer hat sofort ja gesagt, aber dann sind noch einmal Monate ins Land gezogen, bis der Tag da war, an dem ich gesagt habe, jetzt muss ich es machen", erzählt der Puchheimer.

Die Fotografie ist die große Leidenschaft von Rainer Momann. Allerdings nur in seiner Freizeit. Denn der 61-Jährige betreibt einen Radladen. (Foto: Leonhard Simon)

Eile ist etwas, das jemand, der seit mehr als 40 Jahren fotografiert, eben nicht kennt. Als 16-Jähriger hat Momann zum ersten Mal eine Kamera in der Hand gehalten, eine einfache Praktika Spiegelreflex. Seitdem ist er nicht mehr von der Fotografie losgekommen. Nach einer Lehre zum Maler und Lackierer hat er zwei Jahre lang von 1988 bis 90 beim Wissenschaftsfotografen Stefan Diller gearbeitet. Dennoch ist die Fotografie immer ein Hobby geblieben, seit vielen Jahren arbeitet Momann als Fahrradmechaniker, seit April 2020 betreibt er in Eichenau einen eigenen Laden.

Seine Kamera hat der 61-Jährige immer dabei, wenn er das Haus verlässt. "Ich renne aber nicht die ganze Zeit rum und mache Tausende Fotos. Es kann schon mal passieren, dass ich zwei Wochen im Urlaub bin und nur 40 Bilder mache", erzählt Momann. Die Entscheidung, ob er auf den Auslöser drückt, fällt dabei immer ganz spontan - wenn er das Motiv schon als fertiges Foto vor sich sehen kann.

Ausstellung "Fotografische Sichtweisen", zu sehen bis zum 31. Juli unter www.kulturverein-puchheim.de/termine

© SZ vom 30.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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