Emmeringer Tennishalle wird Sammelunterkunft:300 Flüchtlinge als Nachbarn

Lesezeit: 2 min

Die ehemalige Tennishalle im Emmeringer Amperpark soll 300 Flüchtlinge aus der Ukraine beherbergen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Anwohner zeigen sich bei Infoveranstaltung gegenüber den Unterbringungsplänen des Landkreises aufgeschlossen.

Von Peter Bierl, Emmering

Mehr als 300 Geflüchtete aus der Ukraine sollen nach den Osterferien in der ehemaligen Tennishalle Amperpark in Emmering untergebracht werden. Die Anwohner scheinen damit einverstanden zu sein. Auf einer Versammlung am Donnerstag im Bürgerhaus, zu der etwa 60 Menschen gekommen waren, erhob sich jedenfalls kein Protest. Die Fragen an Bürgermeister Stefan Floerecke (CSU) bezogen sich fast ausschließlich darauf, wie man den Geflüchteten helfen könnte.

Floerecke berichtete, dass der Komplex für drei Monate als dezentrale Unterkunft des Landkreises geplant sei, es könne aber auch länger dauern. Der Mietvertrag zwischen der Kreisbehörde und der Eigentümerfamilie laufe jedenfalls bis Jahresende. Der Bürgermeister geht davon aus, dass viele Geflüchtete drei bis fünf Jahre in Deutschland bleiben werden. "Das Land ist kaputt, die Infrastruktur zerstört", sagte er über die Ukraine.

Derzeit werde der Amperpark umgestaltet. In der großen Tennishalle sollen die meisten Geflüchteten untergebracht werden, dort werden Trennwände aufgestellt. Den Umbau übernimmt nach Angaben des Bürgermeisters der Katastrophenschutz. In der kleineren Badmintonhalle werden nur wenige wohnen, weil es dort zu laut werde. Die Duschen in der früheren Sportanlage müssten noch auf Legionellen untersucht werden. Die große Küche in der Gastronomie könne nicht genutzt werden, sie sei zum Teil schon abgebaut worden. Stattdessen werde ein externer Catering-Dienst das Essen liefern.

In der Unterkunft werde ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr im Einsatz sein und auch in der Umgebung Streife gehen. Nach Angaben Floereckes hat es in anderen Einrichtungen schon handfeste Auseinandersetzungen gegeben, was verständlich sei, wenn so viele Menschen, die Schlimmes erlebt haben, eng aufeinander leben müssen. Es werde auch sozialpädagogische und psychologische Unterstützung geben.

In der ehemaligen Squash-Abteilung des Amperparks werde eine Spielgruppe für kleine Kinder eingerichtet, außerdem eine Lerngruppe für Schüler sowie ein Sprachkurs. Die Kinder und Jugendlichen haben Schulpflicht oder Anspruch auf einen Kindergartenplatz, allerdings verfüge die Gemeinde gar nicht über die Kapazitäten dafür. "Wir sind nicht gut vorbereitet, das wird eine große Herausforderung für uns", sagte der Bürgermeister.

Wenn etwa 250 bis 400 Menschen zusätzlich in Emmering leben, sei das eine Belastung für die Infrastruktur. Die wird sich in jedem Fall einstellen, auch wenn die Geflüchteten wieder weg sind. Denn der Amperpark soll abgerissen werden und dort sollen stattdessen 100 Wohnungen entstehen. Der Bürgermeister geht davon aus, dass dort etwa 350 Menschen einziehen werden. Die Kommune verhandelt nach Angaben Floereckes mit dem Investor über einen Bebauungsplan. Er rechnet damit, dass im Frühjahr 2023 das Baurecht eingeräumt wird.

Alle Geflüchteten werden bei der Ankunft gesundheitlich überprüft. Die wenigstens seien gegen Corona geimpft oder mit dem russischen Impfstoff Sputnik, der in Deutschland nicht anerkannt ist, weshalb eine Impfkampagne gestartet werde. Ein großes Thema sei auch Tbc, berichtete der Bürgermeister. Floerecke appellierte an die Bürger, sich als freiwillige Helfer zu engagieren, der frühere Asylhelferkreis sei inzwischen "eingeschlafen". Mehrere der Anwesenden sind bereits im Einsatz oder haben Ukrainer bei sich aufgenommen. Die Sportvereine hätten bereits angeboten, ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen. Eine Teilnehmerin regte an, in Emmering eine eigene Kleiderkammer einzurichten, so dass die Ukrainer nicht nach Bruck fahren müssten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: