Kultur:Neuer Name, gleiche Gaudi

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Auf eine Zeitreise Richtung 1974 geht es für die Darsteller bei Faschingsmusical des Philharmonischen Chors. (Foto: Johannes Simon)

Die Faschingskonzerte des Philharmonischen Chors Fürstenfeldbruck heißen künftig "Philchor-Musical". So sollen auch junge Menschen für das außergewöhnliche Format begeistert werden.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Ein wenig angestaubt klingt er schon, der Begriff "Faschingskonzert". "Wenn man junge Leute fragt, ob sie sich das anschauen würden, heißt es 'Nein, das ist etwas Langweiliges'. Die stellen sich einen Chor vor und einen Typen mit Pappnase, der drei Lieder singt", sagt Rafael Hösel vom Philharmonischen Chor Fürstenfeldbruck. Deshalb hat sich der Verein entschieden, sein Faschingskonzert von diesem Jahr an "Das Philchor-Musical" zu nennen. "Wir wollen damit denen, die uns bisher nicht kennen, klarmachen, dass es bei uns kein normales Konzert gibt, sondern eben eigentlich ein kleines Musical. Eine Unterhaltungsshow". Inhaltlich ändert sich dabei erst einmal nichts.

Denn tatsächlich ist das, was der Chor da seit vielen Jahren bietet - das erste Faschingskonzert gab es 1977 - etwas Besonderes. Das Team um den 57-jährigen Hösel entwickelt eine komplette Geschichte, die dann mit etwa 30 Songs erzählt wird. Dazu nehmen sie bekannte Titel, meist Popsongs, und texten sie passend zu ihrer Geschichte um. "Man hört bei uns fast nichts im Original. Oft denkt man sich 'Die Nummer kenne ich doch, wie heißt sie nochmal?'", so Hösel. Für die Texte ist dabei seit vielen Jahren Jens Hunecke verantwortlich, Hösel hat seit knapp zehn Jahren die Gesamtleitung.

Das Kernteam besteht aus fünf Leuten, neben Hösel und Hunecke sind das der Regisseur Peter Haase, die Vereinsvorsitzende Claudia Frisch und ihr Mann Harald, der für die Technik verantwortlich ist. Im April setze man sich das erste Mal zusammen. "Dann werden Ideen gewälzt und verworfen. Das dauert etwa drei Monate", erzählt Hösel. Im Juli steht meist die Geschichte und es geht an die musikalische Umsetzung. Ende Dezember beginnen die Proben. Acht volle Tage seien es dieses Mal in den Weihnachtsferien gewesen, seit wird jedes Wochenende von Freitag bis Sonntag geübt.

In diesem Jahr führt das Stück die Besucherinnen und Besucher auf eine Zeitreise. "Wir wollen eigentlich ins Jahr 1974, aber wer uns kennt, weiß, dass das nicht ganz reibungslos funktionieren wird. Es gibt also einige Probleme und man darf gespannt sein, wohin es uns verschlägt", sagt Hösel. Warum aber ins Jahr 1974? Nun, in der Geschichte des Philharmonischen Chors passiert dort ein kleines Drama. Deutschland wird nicht Weltmeister - weil Gerd Müller sich tragischerweise verletzt, als er seinen Song "Dann macht es bumm" performt. "Wir werden also versuchen, diese Geschichte zu ändern", sagt Hösel.

Voller Einsatz: Sängerinnen und Sänger des Philharmonischen Chors bei der Vorstellung des Faschingsmusicals. (Foto: Johannes Simon)

Die Aufführungen in der Faschingszeit sind nicht nur für den Verein und die Besucher ein großer Spaß, sondern auch finanziell wichtig. "Damit sparen wir das Geld für unsere großen Opernproduktionen", sagt Hösel. Denn dabei zahle der Verein immer drauf. Im vergangenen Jahr hat der Philharmonische Chor etwa "Der Liebestrank" von Gaetano Donizetti inszeniert. "Das ist immer eine ganz andere Dimension. So eine Produktion kostet 100 000 Euro, das können wir mit den Einnahmen nicht decken. Da sind schnell 20 000 bis 30 000 Euro verloren. Das Geld müssen wir vorher ansparen", sagt Hösel. Die Opern seien dabei die "DNA" des Chors. "Wir waren nie ein klassischer Konzertchor. Davon gibt es ja auch viele. Aber die Chance, bei einer Oper mitzusingen, hat man in Laienchören nur selten." Dabei sei es dem Chor wichtig, das ganze auf einem hohen Level anzubieten, dazu werden unter anderem professionelle Solisten engagiert.

Wie viele andere Veranstaltungen auch kämpfen die Konzerte des Philharmonischen Chors noch darum, wie auf die Besucherzahlen von vor der Pandemie zu kommen. "Es waren mal 2000 Besucher, im vergangenen Jahr hatten wir 1400", sagt Hösel. "Wir haben Leute, die schon seit fast 50 Jahren kommen, aber wir müssen auch ein neues Publikum gewinnen, eine neue Generation". Deshalb setzt man, neben dem Namenswechsel, verstärkt auf die sozialen Medien. Dennoch ist man optimistisch. Insgesamt neunmal wird das Faschingsmusical aufgeführt.

Hösel selbst ist, anders als man es erwarten würde, kein Faschingsverrückter. "Man sieht mich auf keinem Ball und ich bin auch nicht verkleidet", verrät der Banker im Vorruhestand, der früher weltweit als Krisenmanager bei großen Banken gearbeitet hat. Das sei aber überhaupt kein Problem, die Musicals seien nicht an die närrische Zeit gebunden. "Die könnte man immer bringen, auch im Sommer."

"Das Philchor-Musical", Sparkassensaal Fürstenfeldbruck, an den Samstagen und Sonntagen, 27. und 28. Januar, 3. und 4. Februar sowie 10. und 11. Februar jeweils um 15 Uhr und an den Samstagen, 3. und 10. Februar, und am Sonntag, 11. Februar, jeweils um 19.30 Uhr. Karten für 22 Euro gibt es unter www.philchor-ffb.de und telefonisch unter 08141/31 84 922

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