Eröffnung:Ein Geschenk für fast alle

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Maisacher Grundschüler dürfen die neue Südumfahrung eröffnen. (Foto: matthiasdoering.com)

Seit Dienstag läuft der Verkehr auf der neuen Südumfahrung von Maisach. Die Gemeinde hat viel dafür getan, um das FFH-Gebiet beidseits der Straße zu schützen. Nur an der Alten Brucker Straße gibt es jetzt mehr Belastung

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Dieses Jahr ist in Maisach die Bescherung um eine Woche vorgezogen worden. Für die Schüler der Klasse 2d der Grundschule Maisach gab es gleich zwei Geschenke. Zum einen hatten sie am Dienstag unterrichtsfrei, zum anderen durften sie das größte Geschenk öffnen, das Maisach in diesem Jahr zu vergeben hat: die neue Umfahrungsstraße im Süden. Und dieses Geschenk wurde nicht nur sprichwörtlich ausgepackt, sondern stand als riesige weiße Schachtel mit roter Schleife mitten auf der Fahrbahn. Bis die Schüler - nach den Ansprachen und dem kirchlichen Segen - von beiden Seiten die "Verpackung" aufzogen und viele bunte Luftballons in den Himmel steigen ließen. "Maisach ist innovativ, Maisach ist kreativ", sagte Bürgermeister Hans Seidl (CSU) zu dieser anderen Art der Straßenfreigabe. Denn: "Ein Band durchschneiden kann jeder."

Die Gemeinde hat den Bau vorfinanziert

Die Ehrengäste dürfen die Strecke mit dem Bus abfahren. (Foto: Matthias F. Döring)

Zehn Millionen Euro hat die 3,6 Kilometer lange Straße gekostet, 5,8 Millionen davon zahlt der Staat. Sie verläuft auf einem ehemaligen Taxiway des früheren Militärflugplatzes und wird nun zur Staatsstraße 2345 zwischen Fürstenfeldbruck und dem Maisacher Ortsteil Gernlinden. An beiden Enden an Kreisverkehre angeschlossen, soll sie die Maisacher Ortsdurchgangsstraße deutlich vom Verkehr entlasten. Darauf baut Seidl seine Hoffnung, das Ortszentrum nun neu gestalten zu können.

Bürgermeister Hans Seidl berichtet über Planung und Bau. (Foto: Matthias F. Döring)

Neue Räume für Tiere im FFH-Gebiet

Beschenkt wurden am Dienstag auch alle Ehrengäste, die der Verkehrsfreigabe bei sonnigem Wetter beiwohnten, um nach der Eröffnung zusammen mit den Schulkindern im Bus die Straße erstmals zu befahren. Da war dann viel von der Neuansiedlung der Zauneidechse die Rede und von Nistmöglichkeiten für Vögel in zwei ausgedienten Flugzeug-Sheltern, auch von den Rehen, die nun in zwei Herden diesseits und jenseits der Trassen leben. Selbst eine Treibjagd in der vergangenen Woche habe nicht vermocht, die Tiere wieder zusammenzubringen, berichtete Maisachs Bauamtsleiterin Michaela Meinhold. Die Straße liegt in dem größten zusammenhängenden Schutzgebiet nach der europäischen Richtlinie Fauna-Flora-Habitat (FFH), weshalb zum Schutz der vielen dort lebenden Arten teilweise neue Lebensräume geschaffen oder die alten aufgewertet werden mussten. Ziel sei es gewesen, so Hans Seidl, dass sich das Gebiet weiterentwickeln könne. Dazu dienen zum einen Magerflächen, zum anderen aber auch Wiesen - je nach Tierart.

Zivilflugplatz kann verhindert werden

Ein Geschenk war die Eröffnung aber auch für den erst vor Kurzem aus dem Landtag ausgeschiedenen Stimmkreisabgeordneten Reinhold Bocklet (CSU). "Ein ganz besonderer Tag", wie er sagte, denn für ihn sei es "ein Endpunkt meiner mehr als zehn Jahre langen Bemühungen". Bocklet hob in seinem Grußwort den früheren Bürgermeister Gerhard Landgraf (SPD) hervor, der Mut bewiesen hätte, als er seinerzeit den Privatfliegern die Zufahrt zum Flugplatz von Maisacher Seite aus versperrte. Damit habe er die Entwicklung zu einem Flugplatz der allgemeinen Luftfahrt verhindert. Eine weitere historische Entscheidung sei die von BMW gewesen, sich mit ihrem Fahrertraining anzusiedeln. Maisach, so Bocklet, habe mit dieser Planung und der Umfahrungsstraße für sich und den gesamten Raum "große Entwicklungschancen" geschaffen. Für Landrat Thomas Karmasin (CSU) stand die Eröffnung am Dienstag "symbolisch für einen Aufbruch am und um den Fliegerhorst".

Suche nach Kampfmitteln

Karmasins Vorvorgänger Gottfried Grimm hatte die Planung für die Südumfahrung 1989 angestoßen, 1993 begannen die ersten Gespräche mit dem Straßenbauamt. Es folgten in den Jahren danach vielen Vorgespräche und eine erste große Trassenplanung, bis 2007 das bayerische Innenministerium zustimmte, dass Maisach die Straße in sogenannter Sonderbaulast zunächst selbst finanziert. Zehn Jahre danach kam es nach der Feinplanung und vielen Abstimmungsgesprächen zur ersten Ausschreibung, über den Winter 2017/18 wurde das Gelände archäologisch und nach Kampfmitteln untersucht, und am 21. März dieses Jahres erfolgte der erste Spatenstich. Zeit hätte die Baufirma bis Mai nächsten Jahres gehabt, doch günstige Umstände machten es möglich, dass die Arbeiten fünf Monate früher fertiggestellt werden konnten.

Neue Zufahrt in den Ort

Keine große Freude über das verfrühte Weihnachtsgeschenk dürfte bei den Anwohnern der Alten Brucker Straße aufkommen, denn seit Dienstagmittag ist sie an die Südumfahrung angeschlossen. Zwar ist der Straßenverlauf so angelegt, dass es keine Rennstrecke werden soll, aber selbst alteingesessene Gemeinderäte gehen davon aus, dass die im Süden wohnenden Maisacher nun über die Brucker Straße aus dem Ort herausfahren und auch so wieder zurückkommen könnten.

© SZ vom 19.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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