Landwirtschaft:Die Ernte leidet erneut unter Auswirkungen des Klimawandels

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Matthias Heitmayr, Kreisobmann des Bauernverband, schaut besorgt auf ein Weizenfeld. (Foto: Jana Islinger)

Erst zu viel Regen, dann Blitzdürre: Im Landkreis gibt es große Einbußen bei Mais, Getreide und Kartoffeln. Milchbauern müssen Futter zukaufen.

Von Ingrid Hügenell, Moorenweis

Matthias Heitmayr hält fast zärtlich eine kleine Maispflanze in der Hand. Zwei winzige Blätter umschließen einen kleinen Knubbel. Die Pflanze hat es nicht geschafft, die harte Bodenkruste zu durchbrechen und zu wachsen. Im diesem Frühjahr hat es so viel geregnet, dass die Äcker an vielen Stellen verschlämmten - feine Bodenteilchen bildeten an der Oberfläche ein harte, fast undurchdringliche Schicht. Selbst Maiskeime haben kaum eine Chance, diese Kruste zu durchstoßen. Deshalb sieht man im Landkreis heuer Felder mit vielen Beikräutern und wenigen Maispflanzen. Andernorts ist der Mais zwar aufgegangen, ist aber wegen der Trockenheit nur halb so hoch wie normal und hat zudem keine Kolben angesetzt.

Diese Maispflanze hat es nicht geschafft, durch die harte Bodenkruste in die Höhe zu wachsen. (Foto: Jana Islinger)
Matthias Heitmayr zeigt an einem Klumpen Erde die Auswirkungen der Verschlämmung. Die hellere Schicht liegt im Boden oben und ist so hart, das Keimlinge sie kaum durchdringen können. (Foto: Jana Islinger)

Das Wetter hat es den Landwirten in diesem Jahr erneut schwer gemacht. Kreisobmann Heitmayr spricht bei der Erntepressefahrt des Bauernverbands von einem "Vegetationsverlauf, der größere Probleme" mache. Im Herbst und Winter habe es zu wenig Niederschlag gegeben. Darauf folgten ein nasses und kaltes Frühjahr und dann eine Blitzdürre mit hohen Temperaturen, ständigem Wind und teils ganz ohne Regen. Je nach Bodenbeschaffenheit sind die Folgen unterschiedlich dramatisch.

Pflanzen wie Mais, Sojabohnen oder Kartoffeln, die erst bei höheren Temperaturen ausgesät oder gelegt werden können, seien bis zu drei Wochen zu spät in den Boden gekommen, sagt Heitmayr. Dann konnten sie oft nicht wachsen, weil die Feuchtigkeit fehlte. Die Folge: 50 bis 80 Prozent weniger Mais, der zudem noch weniger Nährstoffe als üblich enthält. Wie Heidi Niedermeir-Stürzer, stellvertretende Kreisbäuerin, erklärt, säten manche Landwirte ein zweites Mal, allerdings wegen der Trockenheit oft ohne Erfolg. "Der Landwirt hat also zweimal Geld ausgegeben, hat aber nix davon."

Bei Kartoffeln ist die Situation ähnlich wie beim Mais. Die Pflanzen wuchsen nicht, häufig sind die Kulturen viel zu spät dran. Das Getreide ist schon reif - viel zu früh und häufig hat die Qualität gelitten. Braugerste taugt nicht zum Brauen, Weizen nicht zum Brotbacken, beides kann nur verfüttert werden, was für die Landwirte finanzielle Verluste bedeutet. Auf die Preise von Lebensmitteln werde sich das kaum auswirken, sagt der Kreisobmann.

Das Getreide ist früh gereift, aber wegen der Trockenheit oft von so schlechter Qualität, dass es nur als Tierfutter geeignet ist. (Foto: Jana Islinger)

Auch das Gras ist schlecht gewachsen, was Auswirkungen auf die Milchviehbetriebe hat, wie Bettina Keckeis vom Kreisvorstand des Bauernverbands erklärt. "Die Landwirte füttern schon den ersten Grasschnitt" - der werde normalerweise als Silage für Herbst und Winter aufgehoben. Zwei Schnitte seien ausgefallen, es wird also zu wenig Futtervorrat geben. Viele Bauern müssten schon Futter zukaufen. "Vier Wochen Wind, da trocknet alles aus", erklärt die Milchbäuerin. "Wir haben Risse in den Wiesen, die reichen 50 Zentimeter tief. Da kann man die ganze Hand hineinstecken."

Doch auch andere Sorgen plagen Heitmayr zufolge die Landwirte. Als Stichwort nennt er das Wassermanagement - man müsse darüber reden, wozu man knapper werdendes Wasser am besten verwenden könne: als Trinkwasser, für die Erzeugung von Lebensmitteln oder für Sportflächen, Rasen, Swimmingpools oder zum Autowaschen.

Kritik an Flächenstilllegung

Gar nicht zufrieden ist der Kreisobmann damit, dass Landwirte vier Prozent ihrer Agrarflächen stilllegen sollen. "Es tut weh, wenn wir gute Böden aus der Produktion nehmen sollen", sagt er. Landwirte wollten ja mit ihrem Land wirtschaften, und im Landkreis Fürstenfeldbruck seien die Flächen ohnehin knapp. Das bestätigt Nikolaus Bachinger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Es gehe auch darum, dass langjährige in Ackerflächen investierte Arbeit nicht verloren gehen solle. Niedermeir-Stürzer, die lange selbst im Naturschutz tätig war, gibt zu bedenken, dass die kurzfristige Stilllegung fetter Ackerböden dem Naturschutz ohnehin wenig bringe. Die Landwirte wünschen sich eine weniger pauschale Lösung, Konzepte, welche Flächen man wofür verwende und einen angemessenen finanziellen Ausgleich für Stilllegungen.

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