Germering:Mehr Grün, mehr Sonnenstrom, weniger Autoverkehr

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Das Freibad ist einer der Punkte in Germering mit besonders hohem Wärmebedarf. (Foto: Leonhard Simon)

Klimaschutzbeauftragter Pascal Luginger stellt seinen ersten Bericht vor und erklärt, wie die Stadt Germering mit der Erderwärmung zurechtkommen will.

Von Ingrid Hügenell, Germering

Strom aus Sonnenenergie, Energieeinsparungen, neue Bäume, entsiegelte Flächen und womöglich in einigen Jahren sogar die Nutzung der Geothermie: Germering tut etwas für den Klimaschutz und wappnet sich gegen die Folgen der Erderwärmung. Klimaschutzbeauftragter Pascal Luginger hat kürzlich im Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss seinen ersten Bericht vorgestellt. Er umfasst fünf Bereiche: Klimaschutz und Senkung der Emissionen, Anpassung an den Klimawandel, Mobilität, Strategische Maßnahmen und Klimabildung. An der Umsetzung arbeite die gesamte Stadtverwaltung, betont Luginger. Die Stabsstelle Klimaschutz arbeitet zudem mit anderen Klimaschutzbeauftragten im Landkreis zusammen und sei im Klimabündnis der europäischen Städte.

So kann weniger CO2 freigesetzt werden

Wo wird in der Stadt wie viel Energie verbraucht? Um das zu erfahren, erarbeitet die Stadt mit dem Institut für Systemische Energieberatung der Fachhochschule Landshut einen Energienutzungsplan. Er soll demnächst fertig werden und zeigt unter anderem, wo viel Wärme gebraucht wird: Beispielsweise im Hallen- und im Freibad, in Stadthalle und Stadtbibliothek. Dort ist auch das Einspar-Potenzial besonders hoch. Eine kleinere Maßnahme dazu ist die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Lampen.

Neuer Anlauf zur Nutzung der Geothermie

Ein weitaus größeres Projekt wäre die Nutzung der Tiefengeothermie. Die Stadt hat ein Verfahren auf den Weg gebracht, an dessen Ende ein Erdwärme-Werk stehen könnte, allerdings frühestens in fünf Jahren. "Geothermie geht nicht ganz schnell", erklärt Stadtwerke-Chef Roland Schmid auf Anfrage.

Die Stadthalle hat schon 2015 eine Photovoltaikanlage aufs Dach bekommen. (Foto: Günther Reger)

Schneller zu installieren sind Photovoltaik-Module. Die Stadt hat sich per Beschluss selbst dazu verpflichtet, die Energie der Sonne auf kommunalen Dächern zu nutzen. Das Solargebot soll gelten, wenn städtische Gebäude saniert oder neu gebaut werden, aber auch, wenn die Stadt durch Verträge die Baumaßnahme beeinflussen kann. Schon bei der Planung soll darauf geachtet werden, dass später Solarenergie genutzt werden kann. So geschieht es bereits bei der Sanierung und dem teilweisen Neubau der Kirchenschule. Dort sollen die Dachflächen als Biotop gestaltet oder zur Energiegewinnung genutzt werden. Erneuerbare Energieträger sollen die Schule mit Strom, Wärme und Kühlung versorgen.

Zusammen mit der Energiegenossenschaft "Sonnensegler" wird die Stadt die Kindertagesstätte "Kleiner Muck" mit einer Solaranlage ausstatten. Sie liegt am früheren Volksfestplatz, der großflächig entsiegelt werden soll, damit die Niederschläge im Boden versickern können - eine Anpassung an häufigere Starkregenereignisse und die steigende Gefahr von Überflutungen infolge des Klimawandels. 350 Germeringerinnen und Germeringer haben Vorschläge und Ideen eingebracht, wie der Platz gestaltet werden könnte. Auch andere Freiflächen sollen als Grünflächen erhalten bleiben oder zu solchen werden.

Der Beton soll vom ehemaligen Volksfestplatz verschwinden, damit auf der Fläche Niederschläge versickern können. Hinten ist der Kindergarten Kleiner Muck zu sehen, der eine Solaranlage bekommen wird. (Foto: Günther Reger)

Dass Bäume gegen den Klimawandel helfen, hat sich herumgesprochen. Beim Germeringer See wurde deshalb eine Streuobstwiese angelegt. Im Herbst gab es auf einer städtischen Fläche beim Schusterhäusl eine Aktion mit etwa 20 jungen Leuten der Fridays-for-Future-Bewegung und dem Forstamt. Etwa 200 junge Bäume konnten gepflanzt werden.

Bauherr verzichtet auf schwarze Fassade

Bei anderen Bauvorhaben kann die Stadt Luginger zufolge durch Bebauungspläne darauf hinweisen, dass Solarenergie genutzt werden soll oder festlegen, dass Dächer und Fassaden zu begrünen sind. Mit dem Hinweis auf die Klimaanpassung habe beispielsweise erreicht werden können, dass der Bauherr der neuen City-Galerie auf eine schwarze Metallfassade verzichte, berichtet er. Helle Flächen werfen mehr Sonnenlicht zurück und tragen so zur Kühlung bei. Nicht zuletzt soll die Sonnenenergie kostendeckend erzeugt werden. Dafür sollen städtische Gebäudeflächen möglichst vollständig genutzt werden. Was wo möglich ist, soll Lugingers Plan zufolge untersucht werden, unter anderem auch die Möglichkeit, Solar-Gründächer anzulegen, die gleichzeitig Strom erzeugen und zur Artenvielfalt beitragen.

Auch private Haushalte können natürlich Energie einsparen. Die angebotene Beratung in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale wurde Luginger zufolge im vorigen Jahr gut angenommen. Erfolgreich sei auch die Teilnahme an der Themenwoche Wärme des bayerischen Wirtschaftsministeriums im Herbst gewesen, sagt er, auch wenn pandemiebedingt nicht alle Veranstaltungen stattfinden konnten.

Nachhaltige Mobilität

Damit man in der Stadt besser mit dem Fahrrad unterwegs sein kann, wird unter anderem entlang der Landsberger Straße eine Fahrradstraße angelegt. Die Arbeiten sollen im zweiten Quartal dieses Jahres beendet werden. Das städtische Förderprogramm zur Anschaffung von Lastenrädern und -anhängern wird weitergeführt. "Durch Lastenräder kann nicht nur öffentlicher Raum eingespart, sondern auch Ziel- und Quellverkehr vermieden werden", erklärt Luginger.

Wie eine Straße, in diesem Fall die Untere Bahnhofsstraße, aussehen kann, wenn sie weniger Raum für Autos und mehr für Menschen bietet, wird vom 9. bis 14. Mai eine Aktionswoche zeigen. Das Kollektiv "Raumstation" aus Wien wird die Straße vorübergehend umgestalten.

Klimabilanz einer Schule

Von September an werden sich 15 Oberstufenschülerinnen und -schüler des Carl-Spitzweg-Gymnasiums im Rahmen eines P-Seminars mit den Klimaauswirkungen von Mobilität, Energieversorgung und Beschaffung ihrer Schule befassen. Ziel ist eine Klimabilanz. Die Stabsstelle Klimaschutz ist zudem mit den Jugendeinrichtungen der Stadt in Kontakt, um die Kinder und Jugendlichen beim Thema Klimaschutz "mitzunehmen", wie Luginger sagt.

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