Emmering:Schlechte Verbindung

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Zu eng: Fuß- und Radweg in Emmering. (Foto: Johannes Simon)

Der Geh- und Radweg an der Roggensteiner Straße in Emmering ist zu schmal für Gegenverkehr. Über die Alternativen ist man sich uneins, die Trasse für den geplanten Radschnellweg ist umstritten.

Von Peter Bierl, Emmering

Seit Anfang November müssen Radler, die von Eichenau nach Fürstenfeldbruck wollen, in Emmering nicht mehr den Radweg auf der Südseite der Roggensteiner Straße benutzen. Ein Hobbyrennradfahrer aus München hatte gegen die Vorschrift geklagt. Vor Gericht kam es zu einem Vergleich mit dem Landratsamt, das zuständig ist, weil es sich um eine Kreisstraße handelt. Die Nutzung in Richtung Eichenau ist nach wie vor vorgeschrieben, in die Gegenrichtung können Radler freiwillig auf dem Geh- und Radweg fahren, aber nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit.

ADFC und Bund Naturschutz hatten die Auflage schon lange als rechtswidrig moniert. "Wir kritisieren das seit zehn Jahren, aber Landratsamt und Gemeinde waren glücklich mit der rechtlich unzulässigsten Lösung", erzählt Adi Stumper vom ADFC-Vorstand, der die Verbindung den "miserabelsten Radweg im Landkreis" nennt. Der Weg sei nur zwischen 1,90 und 2,30 Meter breit, auf der Nordseite existiert auch ein Gehweg, aber der ist noch schmäler. Die Grünen im Emmeringer Gemeinderat hatten im Dezember 2021 gefordert, den Benutzungszwang aufzuheben, auch weil es dauernd zu Konflikten käme.

Die Benutzung eines Radweges kann nur vorgeschrieben werden, wenn dieser eine gewisse Breite aufweist. In diesem Fall handelt es sich um einen kombinierten Geh- und Radweg für beide Richtungen, der 2,50 Meter breit sein sollte. Dieses Maß könne "aber auch mal unterschritten werden", darum war die Beschilderung "nicht komplett rechtswidrig", sonst wäre es nicht zum Vergleich gekommen, sagt Carina Stelzer, Sachgebietsleiterin der Abteilung, die im Landratsamt für den Straßenverkehr zuständig ist.

Das Problem ist die Gefahr für die Radler. Denn es handelt sich um eine Ost-West-Verbindung, die die Gemeinde Emmering durchschneidet und viel befahren ist, insbesondere von schweren und großen Lastwagen, die das Gewerbegebiet in der Unteren Au ansteuern. Damit rechtfertigt das Landrat die Anordnung, die vor Gericht angefochten wurde. "Der Sicherheitsaspekt stand an oberster Stelle", betont Oliver van Meerendonk, der Radverkehrsbeauftragte.

Den Radweg ausbauen, ist ziemlich schwierig, denn bis auf etwa 500 Meter freies Feld zwischen Emmering und der Unterer Au, liegen die Häuser ziemlich nahe an der Straße. "Es ist nicht möglich Grund zu kriegen, um die Situation zu entzerren", also die Engstellen zu beseitigen, sagt Meerendonk. Die Frage ist, was sich die Behörden dabei gedacht haben, auch noch die Neubauten am Ostrand von Emmering so dicht anschließen zu lassen. Bürgermeister Stefan Floerecke (CSU) sieht an der Stelle ein besonderes Gefahrenpotenzial, weil die Bewohner fast direkt von der Haustür auf den Radweg treten und manche Radler, insbesondere mit Pedelecs, mit hohem Tempo daherkämen.

Stumper und Thomas Brückner vom Bund Naturschutz, unterstützt vom Bürgermeister, schlagen Tempo 30 auf der Roggensteiner Straße vor. Auf einer Kreisstraße ginge das nicht, bloß ausnahmsweise in Bereichen vor Schulen oder Kindertagesstätten, antwortet Stelzer. Der Bürgermeister möchte am liebsten Tempo 30 im gesamten Gemeindegebiet haben.

Wenigstens sollte der Schwerverkehr reduziert werden, fordert Stumper. Er verstehe nicht, warum die Lastwagen alle durch das ohnehin überlastete Emmeringer Zentrum zur B 471 fahren müssen, statt über Olching. Die Lastwagen, oft Autotransporter, steuern das Gewerbegebiet in der Unteren Au an, wo Autohändler residieren. Weil es sich um hausgemachten Lastverkehr handelt, könne man die Durchfahrt nicht verbieten, argumentiert Stelzer von der Kreisbehörde. Mitten in der Unteren Au ist die Rank-Straße, die als Stichstraße von der Kreisstraße ins Gewerbegebiet und zu dem Autohändler abzweigt.

Der ADFC und der Bund Naturschutz setzen längerfristig auf den geplanten Radschnellweg. Radler und Umweltschützer favorisieren einen Verlauf, der in Fürstenfeldbruck am Tulpenfeld beginnt, südlich der Wohnhäuser in Emmering auf einem Wirtschaftsweg verläuft, dann weiter über die Hebel-Straße, die als Fahrradstraße ausgewiesen werden müsste, über das Grundstück eines Autohändlers oder die verkehrsberuhigte Rank-Straße und schließlich in die Roggensteiner Straße einmündet. Das wäre die schnellste und kürzeste Verbindung, argumentiert die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz. Es bliebe noch der östliche Teil des zu schmalen Radweges in der Unteren Au als Problemfall. Der Landkreis müsste das Projekt mitfinanzieren, weil 40 Prozent der Strecke auf Emmeringer Flur lägen, aber die Gemeinde nicht ein Projekt allein finanzieren kann, das vorteilhaft für viele Landkreisbürger wäre, sagt Stumper.

Gemeinde hat andere Vorstellungen

Allerdings favorisiert die Gemeinde einen anderen Verlauf des Radschnellwegs, jenseits des Bahndamms im Süden, den die Verbände ablehnen. Zu weit weg von der Hauptstraße, uneinsichtig, im Landschaftsschutzgebiet, am Wald entlang, verschattet und im Winter vereist, wendet Brückner ein. Van Meerendonk beteuert, dass solche Bedenken in die Machbarkeitsstudie eingeflossen seien und abgewogen würden. Die Trasse sei "nicht in Stein gemeißelt", versichert der Radverkehrsbeauftragte.

Hingegen spricht Bürgermeister Floerecke von einer "Angst-Diskussion". Die Trasse am Bahndamm führe nicht durch den Wald und sei beleuchtet, außerdem wäre dies die direkteste und damit schnellste Verbindung. Die Variante von ADFC und Bund Naturschutz führe über Privatgrundstücke, etwa mitten durch den Swimmingpool eines Gemeinderates.

Van Meerendonk weist den Vorwurf der Radler zurück, die Mängel, die online gemeldet werden, würden nicht beseitigt. Das System war bei der Aktion Stadtradeln 2018 eingeführt worden. Manche Meldungen ließen sich schnell beheben, etwa Scherben auf der Straße oder ein übersprühtes Schild, manche nur sehr langfristig, etwa die Forderung, einen neuen Radweg zu bauen. Nach der Statistik des Radverkehrsbeauftragten sind 498 Meldungen derzeit in Bearbeitung und 30 erledigt.

Vermutlich bleibt es am Ende, wie es vorher war. Der Vergleich, der vor Gericht erzielt wurde, sieht vor, dass das Geschehen auf der Straße zwei Jahre lang beobachtet wird. Sollte die Neuregelung dazu führen, dass sich mehr Unfälle ereignen, dürfe das Landratsamt die Benutzung des Radwegs in die Brucker Richtung wieder vorschreiben, berichtet Stelzer. Der Kläger habe sich mit dieser Lösung einverstanden erklärt.

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